Die schlechten Nachrichten aus Ludwigshafen ließen bei vielen Anlegern die Wachstumssorgen wieder hochkochen, so dass sie sich insgesamt von den als sehr konjunkturanfällig geltenden Chemiewerten trennten.

Beim Blick auf die Verluste einzelner Branchenwerte fiel auf, dass die Anteilsscheine des Spezialchemiekonzerns Covestro mit einem Minus von mehr als 6 Prozent zuletzt sogar etwas stärker unter Druck gerieten als die Papiere von BASF. Die Anteilsscheine der Ludwigshafener fielen durch den Kursrutsch an diesem Dienstag auf das Niveau von Anfang Juni zurück.

Anleger hatten zwar erwartet, dass BASF wegen der sich eintrübenden Weltkonjunktur und anhaltender Handelskonflikte pessimistischer für das laufende Geschäftsjahr wird. Dass der Konzern aber davon ausgeht, dass das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie vor Sondereinflüssen 2019 sogar um bis zu 30 Prozent unter Vorjahresniveau liegen dürfte, verärgerte sowohl Anleger als aus Analysten. Eigentlich war ein Anstieg zwischen einem und zehn Prozent erwartet worden.

Das Urteil der Experten fiel denn auch mitunter recht harsch aus. So habe die Gewinnwarnung des Chemiekonzerns selbst die schlimmsten Befürchtungen übertroffen, schrieb Analyst Andrew Stott von der Schweizer Großbank UBS. Nun sei von einer längeren Phase des Überangebots in wichtigen Bereichen des Unternehmens auszugehen. Positiv sei lediglich, dass das Effizienzprogramm nun einen Schub erhalte.

Auch andere Analysten blicken skeptisch in die Zukunft. Es habe sich gezeigt, dass BASF von dem rückläufigen Automarkt tangiert werde, urteilte Gunther Zechmann vom US-Analysehaus Bernstein Research. Die Autoindustrie ist einer der größten Endabnehmer für die von BASF hergestellten Produkte, leidet aktuell aber auch stark unter der sich abschwächenden Konjunktur und der Sorge vor einer Ausweitung des weltweiten Handelskonflikts. Zechmann rechnet damit auch für das zweite Halbjahr mit einer "schmerzhaften" Entwicklung.

Etwas Hoffnung für die BASF-Anleger verbreitete Georgina Iwamoto von der US-Investmentbank Goldman Sachs: Positiv sei immerhin, dass BASF trotz des schwierigen Umfelds an seiner progressiven Dividendenpolitik festhalten wolle. Allerdings gab auch hier Andreas Heine von Mainfirst zu bedenken, dass der freie Mittelfluss die Dividenden-Zahlung für 2019 eventuell nicht decken dürfte. Am Markt wird in der Regel nicht gern gesehen, wenn Unternehmen ihre Ausschüttungen aus der Substanz und nicht aus dem Barmittelbestand finanzieren.

Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan wiederum beließ es nicht bei der Analyse einzelner Geschäftsentwicklungen, sondern argumentierte grundsätzlich. Angesichts dieser Prognosesenkung müsse man sich die Frage nach der Aufstellung von BASF stellen. Man könne nicht auf allen Hochzeiten tanzen. Diese Gewinnwarnung sei wieder ein Argument für das Unternehmen, ernsthaft eine Vereinfachung und Optimierung der Konzernstruktur zu überdenken.

Der Kursrutsch an diesem Dienstag ließ die BASF-Aktien im Vergleich mit den anderen im Dax enthaltenen Werten weiter zurückfallen. So steht bei dem deutschen Leitindex seit Jahresbeginn gerechnet aktuell ein Plus von gut 17 Prozent zu Buche. Die Anteilsscheine der Ludwigshafener aber haben seitdem rund 2 Prozent verloren. Seit dem Jahreshoch von 74,61 Euro im April beläuft sich das Minus der BASF-Papiere sogar auf rund ein Fünftel.

dpa-AFX