Der Bauch macht bisweilen den Unterschied. Schla­gersängerin Helene Fi­scher etwa lockt mit ein­gängigen Melodien, aber auch mit bemerkenswert schlanker Taille Tausende Besucher in ihre Kon­zerte. Zu den Fans der sportlichen Vokalistin zählen auch die Welt­meister der deutschen Nationalelf: Fischers Hit "Atemlos durch die Nacht" war der Kabinenschlager der Kicker bei ihrem Erfolg in Brasilien. Für die 30­jährige Künstlerin, die auch beim Auftritt mit den soeben in der Heimat gelandeten Weltmeis­tern auf der Berliner Fanmeile über­zeugte, hat sich der Einsatz gelohnt: Im nächsten Sommer wird ihre Kon­zerttournee durch zahlreiche deut­sche Stadien fortgesetzt.

Für Klaus-­Peter Schulenberg ist die Tourneeverlängerung ein klei­ner Trost. Denn für den Veranstalter und Ticketvermarkter CTS Eventim, den Schulenberg leitet, war die WM alles andere als erfreulich - obwohl das Unternehmen die rund drei Mil­lionen Eintrittskarten für die Fuß­ballweltmeisterschaft verkaufte. Je­doch gab es wegen der Herrschaft von König Fußball im Sommer weit­ aus weniger Konzerte und Veran­staltungen als gewöhnlich. Umsatz und operativer Gewinn der Bremer stiegen deshalb im Halbjahr lange nicht so stark wie in den ersten drei Monaten.

Der Konzernchef dürfte inzwi­schen wieder ein besseres Gefühl haben. Denn aus Brasilien kommen gute Nachrichten: CTS Eventim er­hält die exklusiven Ticketing­-Rechte für die Sommerolympiade in Brasi­lien 2016.

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Margenstarker Kartenverkauf

Der Deal stärkt den Kartenver­kauf, die Perle des Unternehmens. Schulenberg, der bereits in den frü­hen 70er-­Jahren als Manager des deutschen Schlagerbarden Bernd Clüver die Unterhaltungsbranche kennenlernte, ist inzwischen mit CTS der größte Ticketvermarkter Europas. Die Bremer verkaufen Kar­ten von fremdorganisierten Events wie Rio 2016, vornehmlich aber ver­treiben sie die Tickets der eigenen Veranstaltungen.

Schulenberg sieht sich inzwischen auch im Veranstaltungsgeschäft europaweit an der Spitze. Das Un­ternehmen organisiert hierzulande beispielsweise bekannte Musikfesti­vals wie Rock am Ring, das jährlich Zehntausende Besucher anzieht.

Die Veranstaltungssparte trägt rund zwei Drittel des Geschäftsvolu­mens von zuletzt rund 340 Millionen Euro im Halbjahr. Doch die Kosten sind hoch, Hallenmiete und Technik wollen bezahlt werden. Und Künst­ler wie Helene Fischer, die zu den bestbezahlten deutschen Stars zählt, verlangen immer höhere Gagen, was die Margen dämpft.

Das Gros des Gewinns, rund 70 Pro­zent, entfällt auf den Kartenverkauf. Der Bereich Ticketing wächst über­ dies schneller als das Veranstaltungs­geschäft. Noch werden die meisten der Eintrittskarten für Konzerte, Shows und Sportevents über statio­näre Vorverkaufsstellen vertrieben, die Gebühren für ihre Dienstleis­tung verlangen.

Richtig lukrativ ist der rasch wach­sende Kartenverkauf via Internet, auf den sich CTS spezialisiert hat. Das Unternehmen hat in den vergan­genen Jahren einen dreistelligen Mil­lionenbetrag in die notwendige IT­Infrastruktur investiert. Hunderte Mitarbeiter kümmern sich nur da­rum, dass die Systeme Millionen von Webaufrufen verarbeiten können.

Als Marktführer im Web hat CTS alle Trümpfe in der Hand: Die Vor­verkaufsgebühr für fremde Ver­triebsstellen entfällt, an Gebühren rund um die Tickets lässt sich gutes Geld verdienen: Kartenkäufer zah­len rund fünf Euro für den Ver­sand - oder erwerben für die Hälfte die Option, die Karte selbst auszu­drucken. Weitere Produkte wie Zu­satzversicherungen kommen hinzu. Analysten schätzen die Gewinnmar­gen hier auf 40 bis 50 Prozent - Ten­denz steigend.

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Expansion in Brasilien

Um das Wachstum voranzutrei­ben, hat CTS zuletzt drei Ticket­vermarkter in den Niederlanden, in Frankreich und Spanien gekauft. Der Chef will die internationale Ex­pansion weiter forcieren. Gegenüber der BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro am Sonntag deutete Schulen­berg eine Expansion in Südamerika an: "Wir richten unsere Systeme auf brasilianisches Kundenverhalten wie Sprache und Bezahlgewohnhei­ten aus. Da sind weitere Schritte nur konsequent." Richtung Weihnachten sind die Aussichten gut. Zahlreiche Veran­staltungen, die wegen der WM ge­strichen wurden, werden im kom­menden Jahr nachgeholt. Viele Ti­ckets, etwa für die Helene-­Fischer­-Konzerte ab Juni, werden zum Fest verschenkt - gern mit Geschenk­umschlag, zu 2,90 Euro extra.

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