Mit der EU will CureVac über die idealen Einsatzorte seines Covid-19-Impfstoffs sprechen. "Wir haben eine Lieferverpflichtung gegenüber der EU und sprechen auch mit der EU natürlich, wie und wo dieser Impfstoff dann nach Zulassung am besten zum Einsatz kommen wird", sagte Haas am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Die EU hatte sich Ende 2020 bis zu 405 Millionen Dosen des Impfstoffs gesichert. In den Planungen des Bundesgesundheitsministeriums für 2022 ist er indes nicht eingeplant. CureVac sehe das nicht als Niederlage, sagte Haas. Sollte das Unternehmen eine Zulassung erhalten, sehe es sich in der Pflicht. "Dann werden wir auch liefern und dann gehen wir natürlich auch davon aus, dass die Bundesregierung ihre entsprechenden Quoten abnimmt. Wo letztendlich der Impfstoff zum Einsatz kommt, das ist natürlich nicht unser Verfügungsbereich." Von der EU-Kommission hieß es nur, man stehe mit dem Unternehmen in Kontakt, um das weitere Vorgehen und die nächsten möglichen Schritte zu besprechen.

Nach einer abschließenden Analyse zeigte der CureVac-Impfstoff eine Wirksamkeit von nur 48 Prozent gegen eine Covid-Erkrankung jeglicher Schwere und in allen Altersgruppen. Bei Studienteilnehmern zwischen 18 und 60 Jahren wurde eine Wirksamkeit von 53 Prozent gegen eine Erkrankung jeglichen Schweregrades beobachtet und von 77 Prozent gegen moderaten und schweren Krankheitsverlauf. "Entsprechend besteht in dieser Kernpopulation weltweit aus unserer Sicht ein großer Bedarf", sagte Haas. Denn viele ärmere Länder, die bei der weltweiten Impfkampagne weit hinter den Industrienationen liegen, haben eine jüngere Gesamtbevölkerung als Europa.

Bis zu 300 Millionen Impfdosen will CureVac noch bis Ende des Jahres herstellen. Haas sagte, er wisse nicht, ob das Vakzin in Deutschland zum Einsatz komme, es gehe aber darum, die Weltbevölkerung zu impfen. Ob und wann CureVac einen Zulassungsantrag für bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA stellen wird, könne er derzeit noch nicht sagen. Die Firma stehe mit der Behörde im Austausch. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte im vergangenen Jahr einen Mindestwert von 50 Prozent für eine Zulassung festgelegt. Die EMA hat sich allerdings dagegen ausgesprochen.

HARTE KONKURRENZ FÜR CUREVAC


SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach rechnet nicht mit grünem Licht durch die EMA. "Die USA wollen Impfstoffe nicht zulassen, die eine Wirksamkeit unter 50 Prozent haben. Ich erwarte auch nicht, dass die EMA den Impfstoff zulässt", sagte er der "Rheinischen Post". "Mit der geringen Wirksamkeit von 48 Prozent wäre der Curevac-Impfstoff nicht einsetzbar in Deutschland. Wenn es Impfstoffe gibt, die so viel stärker sind, wie Moderna und Biontech, wie mit Abstrichen auch Johnson & Johnson und AstraZeneca, dann gibt es keinen Platz für einen Impfstoff, der nicht so gut ist." Auch mit einer Zulassung für die 18- bis 60-Jährigen rechne er mit einer Wirksamkeit von 53 Prozent nicht, dafür sei diese zu gering, schrieb er auf Twitter.

Biontech/Pfizer und Moderna, deren Impfstoffe wie der von CureVac auf Boten-RNA (mRNA) basieren, hatten eine hohe Messlatte gelegt: Sie zeigten in den entscheidenden Studien eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent. Diese Studien fanden allerdings vor dem Auftreten neuer Virusvarianten statt, die inzwischen die meisten Infektionen ausmachen. Aus Sicht von CureVac sind die Studienergebnisse deshalb nicht vergleichbar. 15 Virusvarianten seien in der Auswertung des Unternehmens beobachtet worden, der ursprüngliche Wuhan-Virusstamm sei dagegen kaum noch vorgekommen. Allerdings haben aktuelle Untersuchungen gezeigt, dass die Impfstoffe der Konkurrenz auch gegen die vorherrschenden Varianten wirksam sind.

rtr