Bis 2025 will der zuletzt stark schlingernde Autobauer Fixkosten, Investitionen und Entwicklungsausgaben um mehr als 20 Prozent oder rund sechs Milliarden Euro gegenüber 2019 senken. Die Marke mit dem Stern treibt zugleich den Ausbau ihres Angebots an Elektroautos voran mit mehr als 20 reinen batterielektrischen Modellen bis 2030.

Deutlicher als bisher setzte sich Källenius, der seit Mai 2019 an der Spitze des Dax-Konzerns steht, von seinem Vorgänger Dieter Zetsche ab. Mercedes habe vieles richtig gemacht und die Position als weltweit führende Premiummarke mit der höchsten Verkaufszahl errungen. Doch der Absatzerfolg, den Mercedes auch dank der weniger rentablen Kompaktwagen erzielte, sei nicht genug in Gewinn umgemünzt worden. Der 51-jährige Schwede setzt deshalb stärker auf Klasse statt Masse: "Wir wollen kein Wettbewerber der Volumenhersteller werden", erklärte Källenius. "Wir steigen aus dem Kompaktsegment nicht aus, aber wir werden wählerischer." Das bedeute, die vielleicht 100.000 oder 200.000 Autos, die sich nicht lohnten, "schneiden wir ab". Zetsche selbst machte kürzlich einen Schnitt beim Kapitel Daimler. Der Topmanager mit dem markanten Schnauzbart hätte eigentlich 2021 den Vorsitz des Aufsichtsrats übernehmen sollen. Er gab den Plan nach massiver Kritik von Investoren und deren Ruf nach einem Neuanfang auf.

FOKUS AUF RENDITE


Finanzchef Harald Wilhelm gab als Parole aus, im Vordergrund stehe jetzt die Marge. Das Unternehmen müsse auch in sonnigen Marktphasen die Kosten im Zaum halten, um dann auch in stürmischen Zeiten profitabel zu sein, betonte Wilhelm. Auch mit höheren Preisen und mehr wiederkehrenden Umsätzen mit digitalen Diensten wollen die Schwaben die operative Rendite wieder nach oben schrauben. Mit gerade dreieinhalb Prozent trug Mercedes-Benz im vergangenen Jahr die rote Laterne in der deutschen Autoindustrie. Bis 2025 strebe Mercedes eine Umsatzrendite von acht bis zehn Prozent an, ergänzte Wilhelm. In besonders guten Zeiten mit einem Jahresabsatz von etwa 2,5 Millionen Fahrzeugen hält er mehr als zehn Prozent Umsatzrendite für möglich. Eine so hohe Rendite hatte Mercedes unter Führung Zetsches bisher nur 2015 erreicht.

Die Entwicklung von Elektroantrieben und Fahrzeug-Software soll beschleunigt werden. Ein spezielles Entwicklerteam soll dafür sorgen, die Reichweite des Elektroantriebs zu steigern und ihn kostengünstiger zu machen. Mitte des Jahrzehnts sollen die Kosten des Elektroantriebs deutlich unter 100 Dollar pro Kilowattstunde sinken und damit auf ein Niveau, das Experten zufolge bei den Kosten einen Gleichstand mit den noch viel billigeren Autos mit Verbrennungsmotor bringt. Ab 2021 will Mercedes vier neue Fahrzeuge auf der neuen Elektro-Plattform EVA bauen: Jeweils eine Limousine und ein SUV der beiden teuersten Baureihen S- und E-Klasse. Bis 2030 wollen die Schwaben mehr als 20 reine E-Autos und zwei Dutzend Plug-in-Hybride im Angebot haben und damit, wie schon länger angekündigt, mehr als 50 Prozent des Absatzes bestreiten. Für kleine und mittelgroße E-Autos wird eine eigene Plattform entwickelt. Mercedes mache jetzt den Sprung vom Verbrenner- zum Elektroautounternehmen, sagte Entwicklungschef Markus Schäfer. Die Investitionen in Verbrennungsmotoren sollten schnell zurückgehen und die Zahl der Varianten bis 2030 um 70 Prozent sinken. "Wir sind zuversichtlich darüber, wo wir im Vergleich mit der Konkurrenz stehen."

Wieviel Arbeitsplätze im Zuge der Neuausrichtung abgebaut werden sollen, bezifferte das Management erneut nicht. Hier wird über den Abbau von 20.000 bis 30.000 der weltweit rund 300.000 Stellen spekuliert. Bisher hätten fast 5000 Beschäftigte ein Abfindungspaket zum freiwilligen Ausscheiden akzeptiert, sagte Wilhelm. Der Betriebsrat des größten Komponentenwerks Untertürkheim hatte kürzlich bekannt gegeben, dass der Plan ein Wegfall von rund 4000 der 19.000 Jobs bedeutet. Betriebsratsvorsitzender Michael Häberle kündigte Widerstand an. Daimler wolle jetzt schnell Verbrennertechnologie aus Deutschland nach Osteuropa verlagern, biete aber nicht genug alternative Beschäftigungsmöglichkeiten mit dem geplanten Kompetenzzentrum für Elektromobilität. "Wir brauchen die Zeit, um uns auf den Wandel einzustellen", forderte Häberle.

rtr