Um mehr als acht Prozent sind die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank am Montag eingebrochen. Der Grund: Deutschland, die USA und andere westliche Verbündete hatten am Wochenende beschlossen, viele russische Banken aus dem internationalen Finanz-Kommunikationssystem Swift auszuschließen.

Die westliche Staatengemeinschaft hat einen Ausschluss von russischen Banken aus Swift beschlossen, um diese von den internationalen Finanzströmen abzuklemmen. Betroffen sind nach offiziellen Angaben alle russischen Banken, die bereits von der internationalen Gemeinschaft sanktioniert sind. Eine konkrete Liste lag zunächst allerdings nicht vor. Die Institute sollen von den internationalen Finanzströmen abgeklemmt werden. Das gilt als die bisher weitreichendste Reaktion auf den russischen Krieg in der Ukraine.

Es gibt noch weitere Sanktionen, wie die gegen die russische Zentralbank. Diese sollen verhindern, dass ihre Milliardenreserven zur Stützung des Rubel-Wechselkurses genutzt werden. EU-Angaben zufolge werden mehr als die Hälfte ihrer Reserven geblockt. Zudem dürfen mit etlichen Geschäftsbanken keine Geschäfte mehr gemacht werden, und ihre Vermögen werden eingefroren. Auch gegen den Handel mit russischen Staatsanleihen wird entschieden vorgegangen.

"Wirtschaftliche Folgen für den europäischen Bankensektor"


"Der Ausschluss russischer Banken aus dem Zahlungssystem Swift bleibt nicht ohne wirtschaftliche Folgen für den europäischen Bankensektor", erklärt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank. Ihr Ausschluss aus dem internationalen Zahlungsverkehr bedeute, dass diese Finanzinstitute ihre Verbindlichkeiten gegenüber ihren europäischen Gläubigern nicht mehr begleichen können. Für die EU als Gesamtes sind die russischen Verbindlichkeiten allerdings überschaubar.

Die Forderungen belaufen sich laut Gitzel auf rund 75 Milliarden US-Dollar oder 0,7 Prozent der gesamten Bankforderungen. Die absoluten höchsten Forderungen hätten französische, italienische und österreichische Banken. In relativer Betrachtung treffe es den österreichischen Finanzsektor am deutlichsten. Die Papiere der österreichischen Raiffeisen Bank International brachen um rund 16 Prozent ein.

Deutsche Bank und Commerzbank waren in ihren Indizes Dax und MDax die Schlusslichter. Auch die anderen europäischen Bank-Aktien litten unter dem Ausschluss: ING, Societe Generale und BNP haben zuletzt jeweils um über sieben Prozent nachgegeben und liegen damit am Ende des Euro-Stoxx-50.

Kritischer sieht es für die europäischen Töchter der russischen Sberbank aus. Die EZB-Bankenaufsicht hält ihre Überlebensfähigkeit wegen der Auswirkungen der Finanzsanktionen für stark gefährdet. Die Europäische Zentralbank sei zur Beurteilung gelangt, dass die Sberbank Europe AG mit Hauptsitz in Wien sowie ihre beiden Tochtergesellschaften in der Bankenunion, die Sberbank in Kroatien und die Sberbank banka in Slowenien, "ausfallen oder wahrscheinlich ausfallen" werden, teilte die EZB in der Nacht zum Montag mit.

Deutsche Bank und Commerzbank: Notfallpläne stehen


Am Donnerstag, dem Tag nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine, zeigten sich Deutsche Bank und Commerzbank bereits besorgt über die Entwicklung. Wir haben uns auf verschiedene Szenarien vorbereitet und Notfallpläne entwickelt", teilte ein Sprecher der Deutschen Bank am Donnerstag mit. "Wir haben unser Engagement in Russland in den vergangenen Jahren erheblich verringert, und unsere Risiken sind unter Kontrolle."

Die Deutsche Bank betreibt in Russland ein Technologiezentrum und kommt daher auf eine vergleichsweise hohe Zahl von etwa 1500 Mitarbeitern in dem Land. Dazu kommen knapp 40 in der Ukraine.

"Die deutsche Kreditwirtschaft verurteilt in aller Schärfe den Angriff Russlands auf die Ukraine", betonte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, der auch Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) ist, im Namen des Dachverbandes der fünf großen Bankenverbände in Deutschland. "Wir stehen geschlossen an der Seite der Bundesregierung und der Europäischen Union, wenn es um Sanktionen geht. Völkerrechtswidrige Aggressionen und der Überfall eines Landes dürfen im 21. Jahrhundert nicht folgenlos bleiben." Der BdB ist in diesem Jahr Federführer der Deutschen Kreditwirtschaft (DK).

Die Commerzbank erklärte: "Wir sind für verschiedene Eskalationsszenarien vorbereitet." Das Engagement in Russland und der Ukraine sei überschaubar, es sei in den vergangenen Jahren bereits deutlich reduziert worden. Die Commerzbank hat nach Angaben eines Konzernsprechers 135 Beschäftigte in Russland und einen Mitarbeiter in der Ukraine.

Bundesbank-Zahlen zufolge belaufen sich die Forderungen deutscher Banken gegenüber Russland auf rund 6,03 Milliarden Euro. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) wies darauf hin, dass sich die meisten Geldhäuser "aufgrund der bereits seit 2014 bestehenden Sanktionen mit ihrem Russland-Engagement in den letzten Jahren zurückgehalten" haben.

Einschätzung zu Deutsche Bank-Aktie und Commerzbank


Die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank haben seit dem Kriegsbeginn am Donnerstag massiv an Wert verloren. Die Deutsche Bank-Aktie fiel in den vergangenen fünf Tagen um fast 15 Prozent. Das Papier der Commerzbank verlor fast 18 Prozent.

Angesichts der Unsicherheit rund um den Ukraine-Krieg empfehlen wir derzeit die beiden Papiere nicht zum Kauf.

fh/rtr/dpa-AFx