Es geht - wie fast immer bei der Deutschen Bank - um viel Geld. Seit Einführung der Strafzinsen 2014 haben die Banken der Eurozone gut 21 Mrd. Euro Zinsen an die EZB überwiesen. Im vergangenen Jahr summierten sich die Zahlungen auf 7,5 Mrd. Euro, auf die deutschen Banken entfielen rund 2,4 Mrd. Euro. Am vergangenen Donnerstag folgte der nächste Schlag: Die Notenbanker reduzierten den Einlagesatz von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent. Damit wären die Belastungen für die deutschen Institute auf 2,9 Mrd. Euro gestiegen. Dank der Einführung von Staffelzinsen dürften die Belastungen aber kräftig auf rund 1,9 Mrd. Euro fallen, also 500 Mio. Euro weniger als im Vorjahr. Berechnungen der US-Bank JP Morgan zufolge sinkt die Belastung für die Deutsche Bank um 200 Mio. Euro.

Und auch beim Thema Altlasten aus der Finanzkrise in den USA gibt es Fortschritte. Als erste von 16 Banken haben die Frankfurter die Rechtsstreitigkeiten mit Investoren der beiden Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac beendet. Die Deutsche Bank zahlt 15 Mio. Euro und schafft so eine Klage wegen angeblicher Manipulationen am Anleihemarkt aus der Welt. Mit möglichen Strafzahlungen und Verfahren müssen sich Aktionäre und Manager der Bank aber trotzdem noch länger auseinandersetzen. Insidern zufolge droht in den USA neuer Ärger wegen des Verdachts auf Verstöße bei Geldwäschekontrollen, vor allem mit Kunden aus Russland.

Radikaler Umbau


Unabhängig davon ist die Bank mit zahlreichen internen Herausforderungen beschäftigt. Deutsche Bank-Chef Christian Sewing greift durch und will in den kommenden Jahren etwa sechs Mrd. Euro einsparen, gut ein Viertel der Gesamtkosten. Bis 2022 werden etwa 18.000 Jobs gestrichen.

Auf das Management wartet in den kommenden Jahren viel Arbeit. Die Zahlen zum zweiten Quartal waren durch starke Belastungen aus dem Konzernumbau gekennzeichnet, es blieb ein hoher Verlust. Durch den Umbau werden den Planungen zufolge bis Ende 2022 Belastungen von etwa 7,4 Mrd. Euro anfallen. Das Aktiengeschäft wird stark zurückgefahren, künftig liegt der Fokus auf Unternehmens- und Firmenkunden. Dennoch bestehen Zweifel, wie die Bank in Zukunft Geld verdienen will.

So sind die Umsetzungsrisiken der laufenden Konzerntransformation nicht zu unterschätzen. Immer schärfere regulatorische Vorschriften und der zunehmende Wettbewerb drücken die Marge. Aufgrund der Eintrübung der Weltkonjunktur und dem unter Druck stehenden Kapitalmarktgeschäft im Bereich Zinsen und Devisen ist vorerst nicht mit sprudelnden Einnahmen zu rechnen. Dazu kommen Belastungen und anhaltende Unsicherheiten aus Rechtsstreitigkeiten.

Wette auf Doppeltief


Beim Blick auf den Kursverlauf ist der Trend klar abwärts gerichtet, übergeordnet sind weiter fallende Kurse zu erwarten. Theoretisch würde der Daumen erst oberhalb von 20 Euro wieder aufwärts zeigen. In der Praxis wäre ein Einstieg auf diesem Niveau sehr teuer, aktuell werden knapp acht Euro aufgerufen. Ein Doppeltief mit zwei Umkehrpunkten bei etwa sechs Euro entfacht für Trader etwas Fantasie mit Ziel 8,50/8,60 Euro. Hier würde die Aktie auch wieder um gut 20 Prozent über dem 200-Tage-Mittelwert (abgebildet unter dem Chart als 40-Wochen-Durchschnit) notieren. In der Vergangenheit setzte ab einem ähnlichen Niveau häufig eine weitere Abwärtswelle ein.

Die Turnaround-Story steht somit auf dünnem Fundament. Das ausgegebene Renditeziel von acht Prozent bis 2022 erscheint vor dem Hintergrund des damit verbundenen Anstiegs der Ertragsbasis sehr ambitioniert. Der enorme Abschlag auf das Eigenkapital - das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei 0,26 - spiegelt die große Skepsis wider. Nur wenn die Ziele entgegen den bisherigen Markterwartungen auch erreicht werden, könnte ein nachhaltiger Richtungswechsel einsetzen. Am 30. Oktober bietet sich die nächste Gelegenheit, wenn die Zahlen zum abgelaufenen Quartal anstehen.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. www.index-radar.de