Sparen könne man vor allem durch die gemeinsame Nutzung von Technologie und den Wegfall von Doppelarbeit. Der gut 25 Milliarden Euro schwere Zusammenschluss bringe Vorteile für die Aktionäre und Kunden der Börsen sowie für die Städte Frankfurt und London, erklärten die beiden Unternehmen.

Das fusionierte Unternehmen soll seinen rechtlichen Sitz in London haben, was bei einigen deutschen Politikern und Finanzmanagern in Frankfurt auf Kritik stößt. "Die zentralen Funktionen werden ausgewogen zwischen den beiden Firmensitzen verteilt", sagte Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Man richte sich dabei nach den Stärken von Frankfurt und London. "Ich erwarte, dass ich an beiden Firmensitzen gleich viel Zeit verbringen werde." Kengeter soll die fusionierte Mega-Börse führen.

Unterhalb der Holdinggesellschaft sollen die Deutsche Börse AG und ihre Töchter sowie die LSE bestehen bleiben. Auch an den Zuständigkeiten der nationalen Aufsichtsbehörden werde sich nichts ändern, erklärte LSE-Chef Xavier Rolet. "Es ist nicht unser Ziel, Geschäftsbereiche, IT- und Datenzentren von einem Ort zum anderen zu verschieben."

US-KONKURRENT ICE MUSS FARBE BEKENNEN



Deutsche Börse und LSE hatten Mitte Februar angekündigt, dass sie zum mit Abstand größten Börsenbetreiber Europas verschmelzen wollen. Zusammen könnten sie Wettbewerbern aus den USA und Asien besser Paroli bieten. Der Deal ist allerdings noch lange nicht in trockenen Tüchern. Als größte Hürden gelten das Votum der Wettbewerbshüter und mögliche Gegenangebote. Die Firmen gehen davon aus, dass die Aufsichtsbehörden die geplante Fusion ausgiebig prüfen werden. "Wir können im Voraus nicht sagen, wie das ausgeht, aber wir sind zuversichtlich", sagte Kengeter. An einem möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU ("Brexit") werde der Zusammenschluss nicht scheitern. Ein Ausschuss beider Unternehme arbeite an Lösungen, wie der fusionierte Konzern mit möglichen regulatorischen Änderungen bei einem "Brexit" umgehen könne.

Mit den in Aussicht gestellten Einsparungen übertrafen beide Unternehmen die anfänglichen Erwartungen der Analysten. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits vergangene Woche berichtet, dass die Deutsche Börse bei einem Zusammenschluss mit der LSE deutlich mehr einsparen kann als beim letzten Fusionsversuch mit der New York Stock Exchange 2011. Damals hatten beide Unternehmen Kostensynergien von 300 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Von den Synergien wird es aus Sicht von Experten abhängen, ob die LSE-Aktionäre eine europäische Mega-Börse unterstützen oder lieber ein mögliches Bar-Angebot des US-Konkurrenten ICE annehmen.

Die in Atlanta beheimatete ICE hat bereits angekündigt, dass sie eine Gegenofferte für die LSE prüft. Die Amerikaner müssen nach britischem Recht nun bis 29. März Farbe bekennen und ein mögliches Gegenangebot präsentieren. Auch der US-Konkurrent CME prüft Insidern zufolge, ob er seinen Hut in den Ring werfen will.

Reuters