Das Geschäft von Deutz, dessen Ursprünge in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreichen, besteht aus drei Bereichen: flüssiggekühlte Kompaktmotoren bis acht Liter Hubraum, Spezialmotoren mit mehr als acht Liter Hubraum sowie Elektroantriebe und Batteriemanagement. Deutz-Motoren werden vor allem in Land- und Baumaschinen eingebaut. Die Elektromotoren sind überwiegend für den Schiffsbereich bestimmt. Doch das wird sich ändern.

Von 2016 bis 2019 weitete Deutz sein Geschäft deutlich aus. Das Unternehmen profitierte davon, dass seine Dieselmotoren neue Emissionsstandards erfüllen. Der Umsatz übertraf 1,8 Milliarden Euro. Die Marge lag bei mehr als vier Prozent. Dass 2020 ein Übergangsjahr werden würde, hatte Deutz erwartet. Allerdings hat die Corona-Krise den Einbruch beschleunigt. Der Umsatz sank im ersten Quartal um ein Viertel, der Auftragseingang ging um 30 Prozent zurück. Diese Entwicklung wird sich fortgesetzt haben, wenn Deutz zum 11. August Halbjahreszahlen vorlegt.

Langfristziele bleiben gültig

Auf eine Jahresprognose verzichteten die Kölner. Allerdings hat das Management an der Langfristprognose nicht wirklich gerüttelt. Bis zum Jahr 2022 sollte ein Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro bei einer Marge von sieben bis acht Prozent erreicht werden.

Der große Hebel für mehr Umsatz und Ertrag liegt in China. In Fernost verschärfen sich die Abgasvorschriften. Und Deutz-Motoren sind den Wettbewerbern voraus. Das Unternehmen hat deshalb die Strategie neu aufgesetzt und mit Sany, dem größten Baumaschinenhersteller vor Ort, ein Joint Venture gegründet. Ziel ist es, 2022 rund 75 000 Motoren zu verkaufen. Das wäre ein Drittel mehr als 2019. Die China-Aktivitäten dürften schnell an Gewicht zunehmen. Es ist vorstellbar, dass sich noch 2020 auf Quartalsebene Verbesserungen einstellen werden.

Klar ist: Beginnen die Investoren den Turnaround zu antizipieren, ist eine Neubewertung fällig. Aktuell wird Deutz mit rund einer halben Milliarde Euro bewertet. Das ist weniger als der aktuelle Buchwert von 641 Millionen Euro. Deutz steuert zudem auf Serviceerlöse von 400 Millionen Euro hin. Das allein deckt den aktuellen Börsenwert nahezu ab. Erreicht das Unternehmen seine Langfristziele, müsste der Aktienkurs zweistellig sein. Ob das schon 2022 der Fall sein wird, ist da fast zweitrangig.