Er sprach von einer nie dagewesenen Situation, die weiter täglich viele Menschenleben koste. Die Tochter des Gesundheitskonzern Fresenius soll nun mit einem einfacheren Betriebsmodell wetterfest gemacht werden, wodurch die Kosten deutlich sinken sollen. Rund 5000 der über 125.000 Arbeitsplätze fallen weltweit weg.

Wo die Stellen gestrichen werden sollen und wieviele davon womöglich auf Deutschland entfallen, steht noch nicht fest, erklärte Powell gegenüber Reuters. "Daran arbeiten wir." Künftig will FMC sein Betriebsmodell auf nur noch zwei weltweite Segmente ausrichten. In einem wird das bisher dezentralisierte Geschäft mit Produkten für Dialysezentren, die Heimdialyse und Intensivmedizin gebündelt. Das andere Segment umfasst das Geschäft mit Gesundheitsdienstleistungen, das rund 80 Prozent des Konzernumsatzes ausmacht.

Das bisherige Betriebsmodell ist derzeit noch in vier Weltregionen aufgeteilt mit einigen Querschnittsfunktionen. In der Vergangenheit seien die Strukturen von FMC sehr regional ausgerichtet gewesen, sagte Powell. "Das ist jetzt ein Hindernis für uns." Es habe zudem zu hohen Verwaltungskosten geführt. Von der Neuausrichtung verspricht sich Powell mehr Kosteneffizienz und zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten.

Bis 2025 erwartet FMC eine Senkung der jährlichen Kosten um 500 Millionen Euro. Allerdings werden dafür auch Einmalinvestitionen von rund 450 bis 500 Millionen fällig. Nettoeinsparungen werden erstmals für das Jahr 2023 erwartet. Fresenius hatte bereits angekündigt, das Betriebsmodell von FMC einer umfassenden Überprüfung unterziehen und Details dazu im Herbst veröffentlichen zu wollen. An der Börse kamen die Pläne gut an, die Aktien von FMC und Fresenius, die beide im Dax notiert sind, zählten dort zu den größten Gewinnern.

FMC bekommt die Folgen der Corona-Pandemie seit längerem stark zu spüren. Sie beeinträchtigt die Geschäfte, denn gerade Dialysepatienten sind anfälliger für Covid-19. Allerdings hatten sich die Übersterblichkeitsraten bei diesen Patienten dank der fortschreitenden Impfkampagnen im zweiten Quartal noch deutlich verringert. Das hat sich im dritten Quartal durch Delta aber wieder geändert. Betroffen seien mehrheitlich ungeimpfte Dialysepatienten, sagte Powell.

Eigentlich hatte FMC mit einer Normalisierung in der zweiten Jahreshälfte gerechnet und geht nun davon aus, dass die Übersterblichkeit im vierten Quartal zurückgehen wird. Hoffnungen setzt Powell dabei auf einen weiteren Anstieg der Impfraten, auf Auffrischimpfungen vor dem Winter und die erwarteten Impfungen von Kindern. Die Auswirkungen der Übersterblichkeit bei den Dialysepatienten sollte FMC aber noch bis zum dritten Quartal nächsten Jahres zu spüren bekommen.

2021 erwartet FMC Umsatz und Konzernergebnis nun am unteren Ende der Prognosespanne. Demnach droht währungsbereinigt ein Einbruch des bereinigten Konzerngewinns von bis zu 25 Prozent. Im dritten Quartal fiel er um 21 Prozent auf 277 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um ein Prozent auf 4,4 Milliarden.

FRESENIUS HEBT ZIELE ERNEUT AN


Die Konzernmutter Fresenius erhöhte dagegen trotz Corona-Belastungen ihre Ziele. Besser als erwartet läuft es etwa bei dem Infusions-Hersteller Fresenius Kabi und der Klinikkette Helios, die wieder steigende Behandlungen in ihren Häusern zählt. Fresenius rechnet nun mit einem währungsbereinigten Anstieg des Umsatzes im mittleren einstelligen Prozentbereich statt eines Zuwachs im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Beim Konzernergebnis wird nun ein Anstieg am oberen Ende der Prognosespanne erwartet, die ein Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich vorsieht.

Fresenius-Chef Stephan Sturm warnte allerdings, ein starker Anstieg der Corona-Fälle sowie die weitere Ausbreitung von Virusvarianten und ein stagnierender Impffortschritt könnten die Ziele beeinflussen. Im vierten Quartal rechnet er zudem mit Gegenwind durch Kosteninflation, unter anderem aus steigenden Rohstoff- und Transportpreisen, höheren Energiekosten sowie Engpässen in den Lieferketten.

Im dritten Quartal kletterte der Umsatz von Fresenius um fünf Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Währungsbereinigt stand ebenfalls ein Plus von fünf Prozent zu Buche, ohne Corona-Belastungen hätte das Unternehmen ein Wachstum von bis zu acht Prozent erzielt. Der Konzerngewinn legte um zwei Prozent auf 435 Millionen Euro zu.

rtr