Adidas hat eine neue Mitarbeiterin: Popstar Beyoncé. Diese Nachricht versetzte das Internet in Aufregung. Innerhalb von 24 Stunden registrierte der Sportartikelkonzern mehr als eine Milliarde Reaktionen im Internet. Dies verdeutlicht den Charme einer globalen Geschäftsstrategie: Beyoncé ist weltweit ein Superstar und darum in allen Regionen der Erde leicht zu vermarkten. Adidas wiederum verfügt über die nötigen Vertriebskanäle.

Kaum ein Unternehmen ist so international wie Adidas. Zu Hause in der fränkischen Provinz, erwirtschaftet der Turnschuhkonzern 95 Prozent seines Umsatzes im Ausland. Der größte Absatzmarkt ist Asien-Pazifik und dort vor allem China. Konzernchef Kasper Rorsted hat drei strategische Wachstumstreiber ausgemacht: Neben dem Handel über das Internet sind das Nordamerika und China.

Adidas ist ein extremer Fall, aber dennoch beispielhaft für einen Trend: Eine Analyse von €uro am Sonntag zeigt, dass von den 100 größten börsennotierten Firmen aus Deutschland fast 40 Prozent mehr als die Hälfte ihres Umsatzes außerhalb Europas erwirtschaften.

Die Geschäftsentwicklung bestätigt die strategische Ausrichtung. Eine Auswertung der Unternehmensberatung EY zeigt, dass der Umsatz der DAX-Konzerne in der Region Asien-Pazifik im vergangenen Jahr um sechs Prozent gewachsen ist. In Nordamerika nahm das Geschäft immerhin um zwei Prozent zu. Kaum voran ging es dagegen mit einem Umsatzplus von einem Prozent in Europa. Eine der großen Wachstumsbremsen für die Alte Welt ist die anhaltende Unsicherheit um den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union.

Der Trend dürfte anhalten: Für die Weltwirtschaft erwartet der Internationale Währungsfonds in diesem Jahr ein Wachstum von mehr als drei Prozent. In der Eurozone dürfte das Plus mit 1,3 Prozent bescheiden ausfallen. Den USA werden 2,3 Prozent zugetraut. Für China ist die Zeit zweistelliger Wachstumsraten vorbei, dennoch halten die Volkswirte im roten Riesenreich eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von erneut mehr als sechs Prozent für möglich. Mit wachsendem Wohlstand können sich in China und vielen anderen Ländern immer mehr Menschen einen westlichen Lebensstandard leisten.

Auf Seite 2: Nicht jeder kommt mit


Nicht jeder kommt mit


Je nach Branche ist der Globalisierungsgrad unterschiedlich: Telekomkonzerne oder auch Stromerzeuger sind als Versorger meist ehemalige Staatskonzerne, deren Geschäftsschwerpunkt in ihren Heimatmärkten liegt. Strenge Regulierungen schützen vor Konkurrenz, machen es aber schwer, international zu expandieren.

In der Chemie führt dagegen kein Weg vorbei am asiatischen Riesen: "Bis 2030 werden knapp 50 Prozent der globalen Chemieproduktion in China stattfinden", erklärte BASF-Chef Martin Brudermüller auf der Hauptversammlung des Konzerns, der in China massiv in neue Werke investiert.

Stark auf dem Weltmarkt sind auch Konsumgüterhersteller: Klebstoff und Shampoo von Henkel oder Duftstoffe von Symrise sind überall auf der Welt nützlich und vergleichsweise einfach herzustellen. Auch medizinisches Gerät, wie es Siemens Healthineers und Carl Zeiss Meditec fertigen, ist rund um den Globus gefragt. Der einfachste Weg, in den neuen Märkten Fuß zu fassen, sind Übernahmen. Fresenius Medical und Hochtief sind durch Zukäufe zu globalen Konzernen geworden, die nur noch einen kleinen Teil ihres Umsatzes in der alten Heimat erzielen.

Die Welt bietet viele Chancen, aber natürlich auch spezielle Herausforderungen. Das erlebt derzeit besonders intensiv die Automobilindustrie. BMW oder auch Daimler waren viele Jahre lang Profiteure der Globalisierung. China ist zum wichtigsten Absatzmarkt geworden, die komplexe Lieferkette und Standorte auf verschiedenen Kontinenten aber machen die Autokonzerne verwundbar.

BMW beispielsweise verschifft einen Teil seiner in den USA produzierten Fahrzeuge zum Verkauf nach China. Damit steht der Konzern im Handelsstreit der USA mit China zwischen den Fronten. Sollten neue Handelsschranken die chinesische Wirtschaft nachhaltig ­belasten, würden das westliche Unternehmen quer durch alle Branchen zu spüren bekommen.

Ein anderer Risikofaktor sind Währungsschwankungen. Wenn BMW ein Auto in den USA verkauft, zahlt der Kunde dort in Dollar. Je nach Entwicklung der Wechselkurse bleiben mehr oder weniger Euro in der Bilanz der Münchner hängen. Im vergangenen Jahr haben viele deutsche Konzerne unter einem schwächeren Dollar gelitten. Im Automobilgeschäft von BMW wurde das Umsatzwachstum von 2,2 Prozent fast komplett durch Währungseffekte aufgefressen. Bei Henkel wurde aus einem Umsatzwachstum ein Rückgang. Auf lange Sicht allerdings sollten sich Währungseffekte ausgleichen.

Globale Gewinner


Die wichtigste Frage aus Sicht eines Anlegers: Sind Aktien von Exportwerten ein besseres Investment als der breite Markt? €uro am Sonntag hat im Frühjahr 2013 einen Aktienindex ins ­Leben gerufen. Der GLOBAX setzt auf deutsche Unternehmen, die einen besonders hohen Umsatzanteil außerhalb Europas erwirtschaften und damit vom starken Wachstum der USA und vieler Schwellenländer profitieren (siehe Tabelle unten). Die Zwischenbilanz des Index fällt positiv aus: Der GLOBAX hat seit Auflegung den DAX und auch den breiten deutschen Aktienindex HDAX geschlagen.

Zu den Verlierern im GLOBAX gehörten zuletzt vor allem Unternehmen aus zyklischen Branchen wie Automobil und Chemie. Auf der Gewinnerseite stehen unter anderem Carl Zeiss Meditec und der Motorenhersteller MTU Aero Engines. Adidas ist weiterhin in beeindruckender Form. Ende des Jahres werden in limitierter Auflage die ersten Produkte aus der Kooperation mit dem prominenten Neuzugang auf den Markt kommen. Rorsted hat hohe Erwartungen: "Beyoncé ist weltweit ein Idol."

Auf Seite 3: Investor-Info


Investor-Info

GLOBAX
Export-Champions


Der Aktienindex GLOBAX setzt auf 30 deutsche Unternehmen, die einen hohen Teil ihrer Umsätze außerhalb Europas erzielen. Zum Überprüfungstermin Anfang Mai wurden ­Siemens Healthineers und Software AG neu aufgenommen, außerdem alle 30 Aktien gleich stark gewichtet. Investieren können Anleger in den GLOBAX über ein Zertifikat der Deutschen Bank (ISIN: DE 000 DX9 GL0 1).

Adidas
Die richtige Taktik


Der Sportartikelkonzern hat mit seinen Geschäftszahlen erneut positiv überrascht. Einige Analysten spekulieren darauf, dass die Jahresprognose angehoben wird. China bleibt ein Wachstumsmarkt, in den USA hat der Konzern weiterhin Aufholpotenzial. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie liegt unter dem von Nike. Dieser Abschlag ist immer schwerer zu rechtfertigen. Kursrückschläge bei Adidas bleiben Kaufgelegenheiten.

Empfehlung: Kaufen

Kursziel: 285,00 Euro

Stoppkurs: 199,00 Euro

Symrise
Der richtige Riecher


Geschmack und Duft beeinflussen die Kaufentscheidung vieler Konsumenten. Symrise hilft als Hersteller von Aromen und Duftstoffen, Produkte attraktiver zumachen. Eine wichtige Kundengruppe ist die Konsumgüter­industrie. Bis 2025 will Symrise seinen Umsatz um durchschnittlich fünf bis sieben Prozent steigern, die Ebitda-Marge auf 20 bis 23 Prozent. Die Aktie ist nicht mehr billig, als defensiver Wachstumswert aber weiterhin ein aussichtsreiches Investment.

Empfehlung: Kaufen

Kursziel: 97,00 Euro

Stoppkurs: 67,00 Euro