Robo-Advisor sind günstig und haben es dennoch schwer. Nun versucht die Allianz ihr Glück. Von Bernhard Bomke, Euro am Sonntag

Geldanlegen ist im Grunde eine nüchterne Angelegenheit, die auch Roboter erledigen könnten, wenn da nicht das Bauchgefühl wäre, auf das viele Anleger gern hören. Wer in Gelddingen dazu neigt, auch emotional zu Werke zu gehen, sollte sich besser weiterhin einem Finanzberater anvertrauen, meint Jochen Werne, Chief Development & Chief Visionary Officer in der Geschäftsleitung des bankennahen Sicherheitsdienstleisters Prosegur.

Er hat ein Faible für die Chancen künstlicher Intelligenz, befasst sich ­nebenbei mit dem Für und Wider von Robo-Advisor, also digital automatisierten Vermögensverwaltungen, und ist überzeugt: Wer zum Beispiel mit erlittenen Verlusten bei Geldanlagen nicht nüchtern umgehen kann, sollte die Finger von den Robos lassen.

Das muss für Anleger nicht unbedingt mit großen Einschränkungen verbunden sein: Bislang werden hierzulande nur etwas mehr als vier Milliarden Euro über Robo-Advisor verwaltet. Das entspricht gut einem Promille dessen, was die vom Fondsverband BVI erfassten Fondsgesellschaften verwalten. Die vollautomatisierte Vermögensverwaltung führt in Deutschland also noch ein Schattendasein, auch wenn es Marktführer Scalable bereits auf ein verwaltetes Vermögen von gut 1,8 Milliarden Euro bringt - inklusive einiger Kunden in Österreich und Großbritannien.

Dass es nicht längst mehr Robo-Anleger gibt, führt Werne, der sich in der ­Initiative "Lernende Systeme - Die Plattform für künstliche Intelligenz" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung engagiert, ganz wesentlich darauf zurück, dass die Banken die potenzielle Kundschaft nicht mit einer klaren Strategie an die digitale Geldanlage herangeführt haben - nicht zuletzt deswegen, weil die Banken fürchten, mehr Robo-Advisor-Kunden bedeute weniger klassisches Beratergeschäft mit den gewohnt üppigen Margen.

Doch womöglich kommt nun etwas mehr Schwung in den Markt. Der Grund: Mit dem italienischen Robo-Advisor Moneyfarm ist ein neuer Akteur in Deutschland präsent, dessen größter Anteilseigner eine Tochter des Versicherungsriesen Allianz ist. Moneyfarm-Chef Giovanni Daprà hat sich zum Ziel gesetzt, hier unter die Top 3 zu kommen. Bislang verwaltet Moneyfarm in Italien und Großbritannien für gut 40.000 Kunden 830 Millionen Euro.

Daprà setzt in Deutschland auf die Zugkraft des Namens Allianz. Und nicht nur das: Bei den auf die einzelnen Anleger zugeschnittenen Robo-Portfolios sollen Fonds von Allianz Global Investors, die ansonsten institutionellen Investoren vorbehalten sind, ein Gewicht von bis zu etwa einem Drittel haben dürfen. Die übrigen Anlageprodukte sind Fonds anderer Anbieter sowie die für Robo-Advisor typischen ETFs. Zudem versteht Daprà seinen Robo als Hybrid. Das heißt: Neben der Algorithmus-basierten automatisierten Geldanlage können sich Anleger, die nicht allergisch gegen menschliche Unterstützung sind, an Berater von Moneyfarm wenden.

Niedrige Gebühren locken Anleger


Die Anlagemaschinen locken generell mit dem Vorteil niedriger Gebühren. Wie gering die ausfallen, fördert ein Test von 20 Anbietern zutage, den das Deutsche Kundeninstitut im Frühsommer für €uro am Sonntag durchführte. Testsieger Growney überzeugte unter anderem mit der vergleichsweise günstigen Servicepauschale von 0,39 bis 0,99 Prozent im Jahr. Marktführer Scalable war unter den sieben Anbietern, die die Note "sehr gut" schafften (siehe Tabelle unten). Bevestor wurde 13., der Deutsche-Bank-Robo ­Robin 15 (beide wurden mit "gut" bewertet). Fidelity gehörte zu den Adressen, die nicht beim Test dabei waren.

Taugen die Robos eigentlich dazu, in die Geschichte der Banken einzugehen, wie Geldautomaten, über die Paul Adolph Volcker, der frühere Chef der US-Notenbank, einst sagte, sie seien die letzte echte Innovation der Banken? ­Experte Werne winkt ab. Bislang seien Robo-Advisor einfach "eine weitere ­digitalisierte Alternative eines vormals analogen Geschäfts". Mehr nicht.