Der DAX hat erhebliche Einbußen erlitten. Wie weit kann es jetzt noch runtergehen?
Der Dax hat am Freitag bereits die 12000er Marke unterschritten, und wir halten weitere Schwächen in den kommenden Wochen für möglich. Sei es, weil die Negativschlagzeilen nicht abreißen, oder weil Anleger ihre Prognosen überdenken oder aus technischen Gründen, da einige institutionelle Adressen ihre Portfolios noch weiter umschichten dürften.

Ist es sinnvoll, aus Aktien rauszugehen, um Verluste zu begrenzen?
Kurzfristig bleibt das Virus für alle Marktteilnehmer, und nicht nur die, unberechenbar. Wir gehen jedoch davon aus, dass sich die Lage spätestens im zweiten Halbjahr beruhigen sollte. Auch wenn der wirtschaftliche Schaden dann größer ausfallen könnte, als viele bisher annehmen, dürften die meisten an der Prognose festhalten, dass es sich um ein temporäres Phänomen handelt. Vor diesem Hintergrund würden wir nach der Korrektur der letzten Tage sagen, dass die jetzigen Indexstände die Risiken, aber auch die Chancen einer Trendwende im zweiten Halbjahr, angemessen widerspiegeln.

Wie groß schätzen Sie das Risiko ein, dass die deutsche Wirtschaft in eine Rezession fällt?
Eine technische Rezession, also zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativen Wachstumsraten, ist angesichts der Struktur der deutschen Wirtschaft nicht vollständig auszuschließen. Eine richtige Rezession nach unserer Definition, also starker Anstieg der Arbeitslosigkeit, plötzlicher Fall in der Kapazitätsauslastung, erwarten wir nicht.

Sollte die Bundesregierung mit einem Konjunkturprogramm gegensteuern?
Das zu entscheiden ist sicherlich noch zu früh. Ansonsten verfügt Deutschland über Krisenmechanismen, die bei Bedarf auch jetzt greifen könnten, wie etwa Kurzarbeit.

Sollte die EZB mit weiteren Zinssenkungen gegensteuern?
Sofortige Zinssenkungen, insbesondere außerhalb der regulären Sitzungen, ob von der EZB oder der Fed würden den Markt sicherlich nicht beruhigen, sondern die Nervosität nur steigern. Abhängig davon, wie sich das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen dann über den Frühling entwickelt, könnten die Zentralbanken dann zu Zinssenkungen greifen.