Der Energiekonzern E.ON gerät auf dem hart umkämpften britischen Markt immer stärker unter Druck. "Im ersten Quartal haben wir in Großbritannien etwas über 200.000 Kunden verloren", sagte Finanzchef Marc Spieker am Montag bei der Vorstellung der Zahlen zum ersten Quartal. "Die Situation ist dort nicht zufriedenstellend." Der operative Gewinn auf der Insel sackte um rund 60 Prozent auf 59 Millionen Euro ab. Die großen Versorger kämpfen seit Jahren im britischen Strom- und Gasvertrieb mit politischem Druck und einem Wettbewerb, auf dem ihnen neue Anbieter Kunden abjagen. Für E.ON könnte es noch schwieriger werden, wenn der Konzern mit der Übernahme von Innogy auch dessen britische Problemtochter Npower erbt.

Die Einbußen in Großbritannien führten mit dazu, dass E.ON zum Jahresauftakt insgesamt mit 1,2 Milliarden Euro acht Prozent weniger als in den ersten drei Monaten 2018 verdiente. Spieker kündigte an, unter anderem mit Kostensenkungen zu reagieren. Der Verlust von 200.000 Kunden sei nicht akzeptabel, der Trend werde sich aber zumindest im zweiten Quartal wohl fortsetzen. Im Gesamtjahr werde das Ergebnis im britischen Vertriebsgeschäft in etwa auf dem Niveau des ersten Quartals sein. Es werde zumindest nicht wesentlich schlechter ausfallen.

E.ON beliefert in Großbritannien mehr als sechs Millionen Kunden mit Strom und Gas. Die Regierung hatte dort einen Preisdeckel eingeführt, der die Margen weiter drückte. Marktführer Centrica verlor im bisherigen Jahresverlauf 234.000 Kunden. Innogy kämpft dort seit Jahren mit Verlusten und hohen Abschreibungen. Bei Innogy waren aber mit Schwierigkeiten bei Abrechnungen auch hausgemachte Probleme hinzugekommen. Daran änderte auch der Austausch des Managements wenig.

IN DEUTSCHLAND GEWINNT DER KONZERN 100.000 Kunden

E.ON hat angekündigt, eine solche Entwicklung nicht auf Dauer hinzunehmen. Spieker bekräftigte, dass E.ON die Innogy-Tochter Npower nach einer Übernahme auf den Prüfstand stellen werde. Auch Innogy selbst schließt einen Verkauf der Tochter nicht mehr aus, nachdem Ende 2018 ein geplantes Joint Venture mit dem Konkurrenten SSE scheiterte. Innogy legt am Dienstag seine Zahlen vor. E.ON will bis Ende des Jahres das Vertriebs- und Netzgeschäft des Konkurrenten übernehmen.

"Abgesehen vom Sonderfall Großbritannien haben wir im Kerngeschäft eine solide Entwicklung gezeigt", betonte Spieker. In Deutschland habe E.ON seit Jahresbeginn mehr als 100.000 Kunden hinzugewonnen. Die Ökostromsparte steigerte ihren Gewinn um ein Viertel auf 211 Millionen Euro. Das Netzgeschäft war erneut der größte Gewinnbringer. Mit einem bereinigten Ebit von 623 Millionen Euro fuhr der Betrieb der Leitungen allerdings 19 Millionen Euro weniger ein. E.ON bekräftigte die Prognosen für 2019, wonach etwa das bereinigte Ebit 2,9 bis 3,1 Milliarden Euro betragen soll und die Dividende 46 Cent pro Aktie. Der Aktienkurs reagierte am Montag kaum auf die Zahlen.

rtr