Das Jahr 2018 war zweifellos ein extrem schwieriges Börsenjahr. Und der Auftakt ins neue Jahr verlief ebenso holprig. In diesem unsicheren Marktumfeld sind Sektoren mit defensiven Qualitäten gefragt. Traditionell zählen dazu auch Energieversorger. Etliche Aktien dieser Gattung in Europa und den USA schlugen sich im Zuge der jüngsten Korrektur besser als der Markt.

Das mag überraschen, weil die Branche in einem tiefgreifenden strukturellen Umbruch steckt. Vieles dreht sich um den Ausstieg aus Kohle und Atom, den Ausbau der erneuerbaren Energien sowie eine allgemeine Senkung des Energieverbrauchs. Die Energienachfrage bleibt jedoch weiter hoch. Die Herausforderung für die Unternehmen besteht darin, das zur gewandelten Energiewelt passende Angebot zu bieten.

Niedrige Schwankungsbreite



Abgesehen davon sprechen für Versorgeraktien vor allem zwei Argumente. Das erste ist die relativ geringe Schwankungsanfälligkeit. So beziffert die DZ Bank das Beta des Sektorindex zum Euro Stoxx auf 0,58. Das heißt, europäische Versorger sind deutlich weniger volatil als der europäische Leitindex. Das zweite Argument sind die attraktiven Dividendenrenditen. Für die EU-Branchenvertreter errechnet die DZ Bank einen Durchschnitt von 5,1 Prozent. Nachdem die Renditen erstklassiger Staatsanleihen weiterhin sehr niedrig sind, ist das ein echter Pluspunkt.

Anders als in vielen anderen Sektoren wurden die Gewinnschätzungen zuletzt nur leicht gekürzt. Das bedeutet, es winken im laufenden und im kommenden Jahr zumindest leichte Ergebnisverbesserungen. Anleger sollten natürlich auch keine Wunder in Sachen Performance erwarten. Vielmehr versprechen wir uns im Falle eines weiterhin schwierigen Gesamtmarktes relative Kursstabilität sowie ansehnliche Dividendenrenditen.



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Drei Favoriten aus Europa



Basierend auf dieser Ausgangsüberlegung stellten wir den Sektor bereits in der Ausgabe 29/2018 als attraktiv heraus. Zu den Mitfavoriten zählte damals Iberdrola. Der spanische Stromkonzern meldete die Ergebnisse für das dritte Quartal - diese waren besser als erwartet, auch die Schätzungen der Analysten sind positiv. Sie rechnen beim Gewinn je Aktie von 2017 bis 2022 im Schnitt mit einer kontinuierlichen Verbesserung von 0,44 Euro auf 0,58 Euro. Zudem beinhalten die Dividendenprognosen ebenfalls stetige Anhebungen von 0,32 Euro auf 0,41 Euro je Aktie. Daraus ergeben sich ordentliche Bewertungsrelationen.

Die Ergebnisaussichten sind auch bei Enel gut. Der italienische Versorger peilt 2021 einen Nettogewinn von rund 5,6 Milliarden Euro an, nach voraussichtlich 4,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Analysten rechnen mit einer Gewinnverbesserung von 2017 bis 2021 von 0,36 Euro auf 0,53 Euro je Anteilschein. Auf letztgenannter Basis wäre das ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter zehn. Hinzu kommt die Dividende, die von 2018 bis 2021 Zahlungen von 0,28 bis 0,37 Euro vorsieht. Hier winken demnach lukrative Dividendenrenditen von 5,5 bis 7,27 Prozent.

Die Dividendenrendite beim nächsten Mitfavoriten 2G Energy fällt mit geschätzten Ausschüttungen für 2018 und 2019 von 0,45 und 0,50 Euro je Aktie deutlich bescheidener aus. Sollten aber beim Spezialisten für gasbetriebene Blockheizkraftwerke die Geschäfte weiter so gut laufen und die hauseigenen Pläne aufgehen, versprechen die guten Gewinnaussichten eine positive Kursentwicklung. Analysten sehen den Gewinn bis 2022 von 1,13 Euro auf 3,15 Euro steigen, und schon bei den für 2021 erwarteten 2,30 Euro je Anteilschein wäre das geschätzte KGV lediglich einstellig.



Zwei Werte aus den USA



Das Quintett komplettieren zwei Versorger aus den USA. Der erste Wert ist DTE Energy. Dahinter steckt der Energiekonzern aus Detroit, der rund 2,2 Millionen Stromkunden sowie 1,3 Millionen Gaskunden in Michigan versorgt. Das Monopol im Versorgungsgebiet und Größenvorteile verhelfen zu einem wirtschaftlichen Schutzgraben gegenüber der Konkurrenz. Laut Analysten sollen die Gewinne von 2017 bis 2022 von 5,59 Dollar auf 7,34 Dollar je Aktie steigen. Für Stabilität sprechen die seit 1909 ununterbrochenen Dividendenzahlungen. In den vergangenen sieben Jahren stieg die Ausschüttung im Schnitt um sechs Prozent pro Jahr.

Der US-Energiekonzern Nextera Energy wurde 1925 gegründet und bezeichnet sich selbst als den größten börsennotierten Versorger weltweit. Zudem wird die Tochter Nextera Energy Resources als weltweit größten Erzeuger von erneuerbarer Energie aus Wind und Sonne eingestuft. Obwohl das Unternehmen weiterhin viel Geld investiert, sehen Analysten den Gewinn je Aktie von 2017 bis 2022 im Durchschnitt von 6,70 Dollar auf 10,65 Dollar klettern. Das wäre ebenso solide wie die Dividendenprognose, die laut Flüsterschätzungen im genannten Zeitraum von 3,93 Dollar auf 6,04 Dollar je Aktie steigen soll.

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Auf einen Blick: Energiebranche