Evotec erwartet jetzt beim Umsatz einen Anstieg um zirka 15 Prozent, wie das im MDAX notierte Unternehmen am Mittwoch in Hamburg mitteilte. Bisher hatte das Management um Chef Werner Lanthaler ein Umsatzplus von rund zehn Prozent in Aussicht gestellt im Vergleich zu den 2018 erlösten 364 Millionen Euro.

Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll jetzt im Vergleich zum Vorjahreswert von 92 Millionen Euro um mehr als zehn Prozent steigen. Bisher hatte die Prognose bei einem Plus von rund zehn Prozent gelegen. Evotec erklärte die neuen Ziele unter anderem mit der starken Entwicklung in allen Geschäftsbereichen, aber auch mit dem Beitrag von Just Biotherapeutics. Rechnerisch würde der Umsatz damit auf knapp 419 Millionen Euro und das operative Ergebnis auf mindestens 101 Millionen Euro steigen. Experten hatten allerdings Werte in dieser Größenordnung bereits vor der Prognoseanhebung auf dem Zettel.

Dennoch verliehen die Zahlen der ersten sechs Monate und die erhöhte Prognose der Aktie zunächst neuen Schwung. Die Papiere des Unternehmens stiegen in den ersten Handelsminuten um knapp fünf Prozent auf 25,73 Euro und näherten sich damit wieder dem Mehrjahreshoch von 27,29 Euro an, das die Aktie am 25. Juli nach der Bekanntgabe einer Meilensteinzahlung von Bayer erklommen hatte. Im weiteren Handelsverlauf nahmen die Anleger jedoch Gewinne mit und die Aktie drehte zuletzt ins Minus.

Von einstigen Höhen mit Kursen über der 100-Euro-Marke aus den Zeiten der Dotcom- und Biotech-Blase im Jahr 2000 ist die Aktie zwar weit entfernt, aber immerhin geht es nach einer langen Phase mit einstelligen Kursen und dem Tiefpunkt von 54 Cent im Jahr 2009 seit einiger Zeit wieder deutlich nach oben. Allein seit dem Sommer 2016 zog der Kurs um rund 460 Prozent an - der Börsenwert liegt inzwischen wieder bei rund 3,7 Milliarden Euro. Lohn der rasanten Rally war unter anderem der Aufstieg in den MDax im vergangenen Herbst.

Im ersten Halbjahr legte der Umsatz der Hamburger um 16 Prozent auf 207 Millionen Euro zu - das operative Ergebnis stieg um 51 Prozent auf 58 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente das Unternehmen allerdings mit knapp elf Millionen Euro rund 40 Prozent weniger als vor einem Jahr, Grund waren unter anderem höhere Steuern und eine gestiegene Zinslast zur Finanzierung von Übernahmen und Währungsverlusten.

Analyst Volker Braun vom Bankhaus Lampe zeigte sich sehr zufrieden und sprach von "ungebrochenem Wachstum". Sowohl Umsatz als auch das bereinigte Ebitda hätten seine Erwartungen übertroffen. Die Prognoseanhebung sei aber erwartet worden.

Evotec arbeitet als Auftragsforscher etwa für andere Unternehmen und akademische Einrichtungen. Zudem baut der Konzern rasant sein zweites Standbein aus, in dem gemeinsam mit Partnern geforscht wird, der Bereich steuert zunehmend zum Gesamtumsatz bei. Neu hinzu kam zum Beispiel Anfang des Jahres eine Partnerschaft mit dem Krebsforschungszentrum The Mark Foundation, in deren Rahmen nach neuen Wirkstoffen gegen die tückische Krankheit gesucht werden soll. Mit dem Helmholtz-Zentrum (HZI) sollen künftig gemeinsam neue Breitbandantibiotika entwickelt werden.

Gleichzeitig konnte Evotec im Halbjahr in einigen wichtigen Projekten Erfolge erzielen, so etwa wurden gute Forschungsergebnisse aus der Partnerschaft mit Bayer auf der Suche nach Medikamenten bei chronischem Husten vermeldet.

Auch durch Übernahmen ist Evotec in den vergangenen Jahren gewachsen und richtet sich damit zunehmend internationaler aus. So hatte das Unternehmen im Juli einen Portfolio-Zukauf von Ncardia zum Ausbau der Stammzellenforschung bekanntgegeben. Den US-Biologika-Experten Just Biotherapeutics hatte Evotec kürzlich für rund 90 Millionen Dollar gekauft./zb/tav/bgf/