Ausgestanden ist der Rechtsstreit für Fresenius damit aber noch nicht. Akorn kündigte umgehend Berufung an und will weiterhin durchsetzen, dass Fresenius den Hersteller von Nachahmermedikamenten übernehmen muss. Die Analysten von Bernstein warnten, dass Fresenius in der Berufung verlieren könnte.

Beobachter sprachen von einem überraschenden Urteil. "Das ist ein wegweisende Entscheidung", sagte Juraprofessor Larry Hamermesh von der Delaware Law School. Das Gericht in Delaware hat sich in der Vergangenheit oft gegen Käufer gestellt, die unter Verweis auf veränderte Rahmenbedingungen eine vereinbarte Übernahme abblasen wollten. Der aktuelle Fall unterscheide sich aber deutlich von früheren, erklärte Richter Travis Laster. Fresenius habe auf dramatische und unerwartete negative Entwicklungen bei Akorn reagiert, die erst im Quartal nach der Unterzeichnung der Übernahmevereinbarung eingetreten seien.

Fresenius hatte der Akorn-Spitze Betrug vorgeworfen. Sie habe der US-Arzneimittelbehörde FDA wissentlich gefälschte Testergebnisse schicken lassen. Richter Travis Laster schlug sich in seinem Urteil auf die Seite von Fresenius: Die Behauptung Akorns, die regulatorischen Vorgaben zu erfüllen, seien "nicht wahr und korrekt." Fresenius habe seine Pflichten erfüllt und die Übernahme absagen dürfen.

Die Akorn-Aktie brach nach dem Urteil auf 5,56 Dollar ein - weit entfernt von den 34 Dollar, die Fresenius einst geboten hatte. Die Hessen wollten mit der Übernahme von Akorn - dem zweitgrößten Zukauf in der Firmengeschichte - eigentlich die Generikasparte Kabi stärken. Doch im April hatte Fresenius die Reißleine gezogen und den Milliardendeal abgesagt.

rtr