Es ist ein offenes Geheimnis an der Börse: Aktien von familiengeführten Unternehmen entwickeln sich meist besser als die großen Indizes. Oft glänzen die Konzerne mit einem höheren Umsatzwachstum und generieren stärkere Mittelzuflüsse bei einer meist geringeren Verschuldung. Der Grund ist wenig überraschend: Anders als bei vielen nicht inhabergeführten Unternehmen liegt bei Familienunternehmen oft eine hohe Übereinstimmung zwischen Eigentum und der Verantwortung für das Unternehmen vor. Dies führt meist zu besseren Entscheidungen, die vor allem zu einer nachhaltigen Wertsteigerung führen. Anders formuliert: Die Eigentümer denken nicht quartalsweise, sondern auf Sicht von mehreren Jahren oder sogar Generationen.

Zu diesen besonderen Schätzen an der Börse zählt auch Fuchs Petrolub. Vor und 85 Jahren in Mannheim als Familienunternehmen gegründet, ist der Konzern heute in mehr als 50 operative Gesellschaften mit rund 5000 Mitarbeitern in mehr als 40 Ländern aktiv. Fuchs ist inzwischen der weltweit größte Anbieter unter den unabhängigen Schmierstoffherstellern - ein wahre Erfolgsgeschichte. Inzwischen werden über 100.000 Kunden in mehr als 100 Ländern beliefert. Das MDAX-Unternehmen ist Marktführer im Bereich der margenstarken Nischenprodukte und Zulieferer der Automobilindustrie. Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Metallverarbeitung, Bergbau und Exploration, Luft und Raumfahrt, Energie sowie auch Lebensmittel- und Glashersteller zählen zu den Kunden.

Trotz dieser sehr branchenübergreifenden Aufstellung stehen vor allem maßgeschneiderte Lösungen für die vielfältigsten Anwendungen im Fokus, um sich gegenüber der Konkurrenz abzugrenzen. Um dies zu erreichen, beschäftigt Fuchs mehr als zehn Prozent des Personals im Bereich Forschung und Entwicklung. Derzeit gibt es mehr als 600 laufende Forschungs- und Entwicklungsprojekte, um die Bedürfnisse der Kunden optimal zu erfüllen. Betreut werden diese Projekte von rund 400 Ingenieuren und Naturwissenschaftlern an 24 Laborstandorten weltweit. Die Strategie zahlt sich aus: Im vergangenen Jahr begegnete Fuchs den negativen Auswirkungen der niedrigeren Verkaufspreise, indem die Preise für individuell zugeschnittenen Produkte angehoben oder zumindest stabil gehalten wurden.

Der Fokus ist dabei klar auf Schmierstoffe gerichtet, hier kann Fuchs mit seinen rund 10.000 Produkten ein Vollsortiment anbieten. Industrieschmierstoffe stehen für rund 60 Prozent der Erlöse, der Rest entfällt auf Kfz-Schmierstoffe.

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Rekorde werden ausgebaut



Im Rückspiegel betrachtet können die Mannheimer zwar nicht so kräftige Wachstumsraten vorweisen wie einige Technologieunternehmen, dafür punktet Fuchs mit einem nachhaltigen kontinuierlichen Anstieg - wie man es von einem Familienunternehmen erwarten würde. So lag das durchschnittliche Umsatzplus in den vergangenen zehn Jahren bei 5,5 Prozent. Im gleichen Zeitraum legte der Gewinn im Schnitt um mehr als 16 Prozent zu. Auch in den vergangenen Jahren hielt die starke Entwicklung an. Auf Basis vorläufiger Daten erzielte Fuchs in 2015 Höchstwerte bei Umsatz und Ergebnis. Die Erlöse rückten um elf Prozent auf 2.079 Mio. Euro vor, 2011 gingen noch 1.652 Mio. Euro durch die Bücher. Wichtig zu wissen: Die beiden großen Akquisitionen des vergangenen Jahres, der skandinavische Schmierstoffanbieter Statoil Fuel & Retail Lubricants sowie die Deutschen Pentosin-Werke steuerten sechs Prozentpunkte zum Wachstum bei, der Rest entfällt auf Wechselkurseffekte. Auf organischer Basis stagnierten hingegen die Erlöse.

Interessant ist nun der Ausblick für das Geschäftsjahr 2016. Obwohl Fuchs rund 30 Prozent seines Umsatzes in Asien erzielt und davon die Hälfte in China, bleibt das Management grundsätzlich zuversichtlich. In allen Regionen wird eine weitere Steigerung bei Umsatz und Ergebnis erwartet. Warburg-Analyst Oliver Schwarz verweist auf die Tatsache, dass in der Unternehmensprognose die Auswirkungen künftiger Übernahmeaktivitäten nicht mit eingeschlossen sind. Dies wäre somit ein deutliches Zeichen für eine Rückkehr zu organischem Wachstum in diesem Jahr. Fuchs könnte somit an einem Wendepunkt des Wachstumsmusters hin zu mehr Qualität stehen.

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Fundamentaldaten überzeugen



Einige Analysten haben bereits reagiert und passten ihre Gewinnschätzungen nach oben an. Mitte Februar lagen die Konsensschätzungen für den 2016er-Gewinn je Aktie noch bei 1,73 Euro, aktuell werden 1,85 Euro erwartet. Ähnlich die Projektionen für 2017, hier wurden die Erwartungen von 1,86 Euro auf zuletzt 1,95 Euro adjustiert.

Die Aktie holte zwar seit Mitte Februar um rund 13 Prozent auf, notiert aber immer noch um knapp 15 Prozent unter der kürzlich erreichten Bestmarke. Als Orientierung für den Stopp leistet das jüngste Tief gute Orientierung, der Verkaufsauftrag sollte im Bereich um 32 Euro platziert werden.

Sowohl das 2016er-KGV von gut 20 als auch die starke Eigenkapitalquote von 71 Prozent wirken einladend. Von der guten Geschäftsentwicklung profitieren die Aktionäre auch über eine erhöhte Ausschüttung. Gegenüber dem Vorjahr soll die Dividende für die Vorzugsaktien um knapp sieben Prozent auf 0,82 Euro steigen, was zu einer Verzinsung von 2,1 Prozent führt.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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