Mit seinen Halbjahreszahlen hat der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub die Markterwartungen deutlich übertroffen. Das Familienunternehmen steigerte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 12,8 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro. Der operative Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) kletterte 6,5 Prozent auf 182,7 Millionen Euro nach oben. Die Börse würdigte die übertroffenen Schätzungen mit einem starken Kursplus. Die Aktie stieg im Laufe des Vormittages mit einem Plus von vier Prozent auf ein Drei-Monats-Hoch auf über 39 Euro. Mit den Zahlen bestätige Fuchs sein Jahresziel den Umsatz um sieben bis elf und das Ebit um drei bis sieben Prozent zu steigern.

Die guten Geschäfte verdankt der MDax-Konzern jedoch maßgeblich Zukäufen im vergangenen Jahr. Der Anbieter von Motorölen übernahm im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2015 zwei Konkurrenten mit einem Umsatz von insgesamt 275 Millionen Euro. Aus eigener Kraft stiegen die Erlöse in den ersten sechs Monaten des Jahres lediglich um 2,4 Prozent. Zusätzlich wurden die Geschäfte durch sinkende Wechselkurse belastet. Zwar macht Fuchs Petrolub etwa in Brasilien, Russland oder Großbritannien nur einen kleinen Teil seiner Umsätze, doch in all diesen Ländern gaben die Währungen zum Euro teils deutlich nach. Ohne die negativen Währungskurseffekte wäre der Halbjahresumsatz rund 40 Millionen Euro höher ausgefallen.

Dennoch ist Fuchs Petrolub zufrieden mit dem bisherigen Geschäftsverlauf. Das Unternehmen "hatte ein gutes erstes Halbjahr und hat dabei die Umsatz- und Ergebnisziele erreicht.", so Vorstandschef Stefan Fuchs, dessen Familie gut 54 Prozent aller Stammaktien hält. Das Ergebnis je Stamm- und Vorzugsaktie stieg jeweils um fünf Cent auf 90 beziehungsweise 91 Cent an.

Besonders stark ist Fuchs Petrolub in Europa gewachsen. Auf den hiesigen Heimatmärkten legte der Umsatz organisch 3,3 Prozent zu. Inklusive Übernahmen lag das Umsatzplus bei fast einem Viertel. Mit gut 721 Millionen Euro machen die Mannheimer knapp zwei Drittel ihrer Geschäfte auf dem alten Kontinent. In Asien und Afrika sowie Nord und Südamerika führten negative Wechselkurseffekte hingegen zu prozentual jeweils leicht einstellig sinkenden Einnahmen.

Während schwache Landeswährungen die Erlöse schmälerten, belasteten die Übernahmen sowie steigende Material- und Herstellungskosten die Margen. Die operative Gewinnspanne ging insbesondere in Europa um 1,3 Prozentpunkte auf 13,1 Prozent zurück. Das Ebit wuchs daher weniger stark als der Umsatz.

Angesichts eines erzielten Free Cashflows von 52 Millionen Euro sowie einer Eigenkapitalquote von 70 Prozent, gibt der Renditerückgang aber keinen Grund zur Sorge. Der Konzern erzielt damit weiterhin ausreichend Barmittel, um seine Wachstums- und Investitionsziele zu erreichen. Bis 2018 sollen 300 Millionen Euro in Fabrikerweiterungen in Deutschland, Amerika, China sowie Australien und Schweden fließen.

Gleichzeitig setzt der Konzern seine Übernahmestrategie fort. Im Juni wurde für 22 Millionen Euro von Chevron das weltweite Geschäft mit Spezialschmierstoffen für die Nahrungsmittelindustrie erworben. Das Unternehmen macht zuletzt einen Umsatz von 11 Millionen Euro. Ein weiterer Zukauf wurde mit den Halbjahreszahlen verkündet. Fuchs übernimmt ebenfalls in den USA einen Anbieter von Spezialölen mit einem Umsatz von 15 Millionen Euro.

Grund für die Einkaufstour ist die starke Fragmentierung des Marktes. Von den weltweit insgesamt rund 720 Schmierstoffherstellern besitzen die größten zehn einen Marktanteil von etwas über 50 Prozent. Fuchs selbst ist derzeit der neuntgrößte Anbieter der Welt. Den restlichen Markt teilen die unzähligen kleineren Firmen unter sich auf. Weil aber der Bedarf für Schmierstoffe seit einigen Jahren vergleichsweise stabil ist, können die Unternehmen nur durch Verdrängung wachsen.

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Einschätzung der Redaktion



Die Frucht, dass die Übernahmen die Profitabilität von Fuchs zu stark verwässern, hat sich dabei bisher nicht bewahrheitet. Mit einer Eigenkapitalrendite von über 20 Prozent beweist der Konzern, dass er die eigenen Barmittel bei seinen Zukäufen sehr gewinnbringend investiert.

Dennoch ist die Vorzugsaktie nicht mehr günstig. Während die Gewinne dieses Jahr einstellig steigen sollen, liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit über 19 weit im zweistelligen Bereich. Zwar ist der Bewertungsaufschlag auch der sehr soliden Bilanz und stetig steigenden Dividendenausschüttungen geschuldet, doch auf dem aktuellen Niveau dürften weitere Kurssteigerungen schwer werden. Weil die Konsolidierungstaktik zwar rentabel aber derzeit auch eher langsam verläuft, empfehlen daher die Aktie zu halten.