Auch wenn es angesichts der Verspätungen der Deutschen Bahn paradox klingen mag: Es gibt tatsächlich Züge, die zu schnell sind und abgebremst werden müssen. Die Technik dazu liefert ein Unternehmen aus dem thüringischen Kölleda: Funkwerk.
Die Zugfunktechnik für Eisenbahnbetriebe ist der wichtigste der drei Geschäftsbereiche des Unternehmens. Funkwerk ist hier Weltmarktführer für eine maßgeschneiderte Kommunikation. Einerseits ist das Unternehmen im Segment Zugbeeinflussungssysteme tätig, wozu das automatische Abbremsen gehört - hier soll eine neue, europäische Lösung für Wachstum sorgen.

Vor Kurzem wurden schon die niederländische Bahn und die Berliner S-Bahn mit störfesten Funkmodulen ausgerüstet. Zur Zugfunktechnik gehört aber auch die Sprachkommunikation über den digitalen Zugfunk. Hier entwickelte die Firma ein Android-basiertes Funkgerät, das nicht nur im Zugverkehr, sondern auch für Pkw-Flotten mit sicherheitsrelevanten Aufgaben verwendet werden kann.
Einen weiteren Bereich stellen Video- und Sicherheitslösungen dar. Ein neu entwickeltes Videomanagementsystem bietet die Möglichkeit, Kameras von verschiedenen Herstellern sowie unterschiedliche Analysesoftware einzubinden - etwa für Gesichtskontrollen. Den dritten Bereich stellen Fahrgastinformationssysteme dar, bei dem Bahnreisende beispielsweise mit Echtzeitinformationen versorgt werden.

Aktuell arbeitet Funkwerk mehrere Rahmenverträge ab, bei denen die österreichische, die schweizerische und auch die luxemburgische Bahn auf das Informationssystem Auris umgerüstet werden. Nach Aussage des Managements haben weitere Rahmenverträge hohe Priorität.

Hoher Auftragseingang stimuliert



Im ersten Halbjahr 2018 legte das Betriebsergebnis deutlich von 0,7 auf 3,0 Millionen Euro zu. Der Umsatz stieg um 24 Prozent auf 34,3 Millionen Euro an. Und auch der Auftragseingang kletterte um 17 Prozent auf 44,5 Millionen Euro. Zudem sollte der Auftragsbestand in Höhe von 68,6 Millionen Euro für eine relativ gute Auslastung sorgen. Die Prognose für das Betriebsergebnis 2018 wurde zuletzt auf 8,5 bis 9,0 Millionen Euro erhöht. Funkwerk ist jedoch für seine konservativen Aussagen bekannt. Vorstandsmitglied Kerstin Schreiber erklärte gegenüber BÖRSE ONLINE, dass selbst diese Prognose als sehr vorsichtig einzuschätzen ist. Die Zahlen werden im April veröffentlicht.

Angesichts der prognostizierten Zunahme des Schienenverkehrs, des weltweit gestiegenen Bedürfnisses nach mehr Sicherheit und der Tatsache, dass Funkwerk Übernahmen nicht ausschließt, ist in den nächsten Jahren mit weiteren Umsatzzuwächsen zu rechnen. Wir haben unsere Gewinnschätzungen für 2018 und 2019 kürzlich erhöht.