Befindet sich ein Unternehmen in einer schwierigen oder fast aussichtslosen Situation, sind die Einstiegskurse zwar günstig, die Risiken aber auch sehr hoch. Gelingt allerdings die Normalisierung, werden schnell sehr hohe Wertzuwächse erzielt. Zu der Investorengruppe, die sich von sinkenden Kursen nicht abschrecken lässt, gehört die Schweizer Vermögensverwaltung Braun, von Wyss & Müller. Beim Touristikkonzern Kuoni etwa haben die Value-Experten ihr Geschick unter Beweis gestellt.

Vielleicht noch schwieriger, eigentlich aussichtslos erscheint die Situation bei Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS). Die Aktien der italienischen Bank machen rund drei Prozent des globalen Aktienfonds der Schweizer aus. "Die Titel sind bewertungsmäßig an einem Extrempunkt angelangt", sagt Partner Georg von Wyss nüchtern und ergänzt: "Der Preis spiegelt im Moment weniger die operativen Herausforderungen als vor allem regulatorische und politische Risiken."

Gegründet 1472, ist MPS die älteste noch existierende Bank der Welt. Das Finanzhaus galt stets als konservativ. Doch nach dem Börsengang 1999 verfielen die Sitten. Die Bank wuchs durch Akquisitionen, die Bilanzierung wurde lascher. Mit der Finanzkrise 2008 fiel das Kartenhaus in sich zusammen. Seit 2011 stehen unterm Strich rote Zahlen.

Faule Kredite belasten



Der Turnaround trägt aber Früchte. Das Eigenkapital der Bank wurde in den vergangenen fünf Jahren mit Kapitalerhöhungen im Volumen von neun Milliarden Euro aufgestockt. Dem steht ein Börsenwert von weniger als einer Milliarde Euro gegenüber. Der Grund für die Baisse sind Kredite, die nicht mehr oder nicht mehr voll bedient werden. Sie stehen mit netto mehr als 20 Milliarden Euro zu Buche. Eigentlich ist das nicht problematisch, weil die Bank über umfangreiche Sicherheiten verfügt. Die sind in Italien aber nur mit großen Zeitverzögerungen zu verwerten.

Weil die Bank operativ nicht schlecht dasteht, würde die Zeit die Probleme lösen. MPS bestand zwar den Stresstest im vergangenen Jahr, doch nun erhöht die Europäische Zentralbank (EZB) den Druck und fordert einen drastischen Abbau der faulen Kredite. Im Moment nimmt die Börse vorweg, dass bei einem Verkauf der Vermögenswerte nicht einmal 20 Prozent der Buchwerte erlöst werden könnten. Das ist eine sehr pessimistische Annahme.

Dem Schweizer Investor ist klar, dass das Investment eine Geduldsprobe bleibt. Mit einer Insolvenz der Bank rechnet er allerdings nicht. "Dann würde wohl das gesamte Finanzsystem in Europa auf der Kippe stehen", sagt von Wyss. "Ob es EZB und Politik so weit kommen lassen, nur um eine schon neu aufgestellte, überlebens-fähige Bank zu versenken?"