"Die Verbraucher in Deutschland erholen sich im Mai ein wenig vom Schock, der durch die Covid-19-Pandemie ausgelöst wurde", erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl am Dienstag. "Wir haben offenbar den Tiefpunkt erreicht", ergänzte er im Interview mit Reuters TV. Bürkl sprach von einem "kleinen Licht am Ende des Tunnels" und der Hoffnung, dass "wir mit der weiteren Öffnung der Wirtschaft auch wieder ein langsam steigendes Konsumklima sehen werden - wenn auch auf niedrigem Niveau".

Er fügte hinzu: "Dennoch ist die Verunsicherung unter den Konsumenten groß." Denn die Viruskrise trifft die Konjunktur mit voller Wucht. Sinkende Konsumausgaben und schrumpfende Investitionen ließen die deutsche Wirtschaft bereits im ersten Quartal einbrechen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) fiel um 2,2 Prozent und damit so stark wie seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 nicht mehr. "Die Konsumenten sehen die deutsche Wirtschaft bei weitem noch nicht über den Berg und eine schwere Rezession auf sich zukommen", sagte Bürkl. "Die Angst vor Jobverlust bleibt hoch und dies erweist sich neben den Einkommenseinbußen derzeit als ein wichtiges Konsumhemmnis." Darauf müssten sich Händler und Hersteller weiter einstellen.

"MASKENPFLICHT UND ABSTANDSGEBOT VERDERBEN DIE KONSUMLAUNE"


"Erst wenn aus Einkaufen wieder Shoppen wird, kehrt die Konsumlaune zurück", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. Denn erstens drückten die Maskenpflicht und das Abstandsgebot auf die Konsumlaune der Menschen und machten Einkaufen zur lästigen Pflichtübung. "Zweitens müssen die Menschen wieder das Gefühl haben, dass ihr Arbeitsplatz und damit ihr Einkommen sicher ist." Das sei vor allem von entscheidender Bedeutung für größere Anschaffungen wie Autos.

Nach zwei Rückgängen in Folge legte die Konjunkturerwartung der Verbraucher im Mai wieder etwas zu, blieb aber deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Die Wirtschaft werde nun schneller wieder hochgefahren als noch vor einigen Wochen vermutet, erklärte Bürkl. "Damit steigt auch die Hoffnung der Verbraucher, dass ein Debakel auf dem Arbeitsmarkt verhindert wird." Die Konsumenten schätzten ihre künftige Finanzlage - nach dem drastischen Rückgang im Vormonat - nun wieder einen Tick besser ein. Dennoch führten Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit bei vielen Haushalten zu deutlichen Einkommenseinbußen. "Für eine Reihe von Selbstständigen, etwa aus dem Kulturbereich, ist noch kein Ende des Lockdowns abzusehen." Ihre Einkünfte liegen demnach weiter bei null. Die Bereitschaft, wieder größere Einkäufe anzugehen, hat sich derweil leicht erhöht.

rtr