Der weltweit drittgrößte Rückversicherer Hannover Rück hat einen Milliardengewinn in diesem Jahr angesichts geringer Großschäden immer noch im Visier. Finanzvorstand Roland Vogel hielt am Mittwoch zwar an der Prognose eines Nettogewinns von 950 Millionen Euro fest, fügte aber hinzu: "Die Möglichkeit ist da, dass wir die 950 Millionen übertreffen, wenn es im letzten Quartal keine großen Überraschungen gibt." Die Prognose so kurz vor dem Jahresende noch zu erhöhen, sei aber nicht sinnvoll. In den ersten neun Monaten lag der Gewinn mit 786 Millionen Euro 13 Prozent über Vorjahr. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Tochter des Hannoveraner Versicherungskonzerns Talanx für 2015 eine stabile Dividende von 4,25 Euro je Aktie zahlen werde, sei damit gestiegen, sagte Vogel.

Von Reuters befragte Analysten gehen bereits jetzt von einem Gewinn von einer Milliarde Euro aus. Sie erwarten im Schnitt sogar eine Dividende von 4,50 Euro. Hannover Rück profitiert davon, dass große Naturkatastrophen in diesem Jahr ausgeblieben sind. Von einem Großschadenbudget von 690 Millionen Euro hat das Unternehmen bis Ende September nur 436 Millionen ausgegeben. Der größte Einzelschaden ist bisher die verheerende Explosion im Hafen der chinesischen Stadt Tianjin, für die Hannover Rück 96 Millionen Euro zurückgestellt hat. Weder der ungeklärte Absturz eines russischen Passagierflugzeugs über Ägypten noch mögliche Schadenersatzforderungen an die Haftpflichtversicherung von VW -Managern dürften mehr als zehn Millionen Euro kosten, sagte Vogel.

Für das kommende Jahr schraubt Hannover Rück das Budget für Großschäden trotzdem deutlich nach oben. In diesem Jahr hätten die von Menschen verursachten Schäden wie Brände in Unternehmen zugenommen, sagte Vogel. "Wir müssen damit rechnen, dass es mehr solcher Schäden auf die Großschadenliste schaffen." Der Rückversicherer kalkuliert deshalb für 2016 mit Großschäden von 825 Millionen Euro. "Damit ist nicht automatisch ein geringeres Ergebnis verbunden", fügte er hinzu.

Hannover Rück gehe auch für das nächste Jahr von einem Gewinn von 950 Millionen Euro aus - obwohl der Rückversicherer dann nur noch mit einer Rendite von 2,9 Prozent auf die eigenen Kapitalanlagen rechnet und die Bruttoprämien bestenfalls stabil bleiben dürften. Im laufenden Jahr steuert Hannover Rück auf ein Prämienwachstum von währungsbereinigt fünf bis zehn Prozent zu. Nach neun Monaten lag es am oberen Ende der Spanne, insgesamt wuchsen die Bruttoprämien dank des starken Dollar bis September sogar um 21 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro. Die Kapitalanlage-Rendite übertrafen mit 3,5 Prozent das Ziel von 3,0 Prozent.

Reuters