Doch wurde der Stellenaufbau im Februar mit 750.000 deutlich nach oben korrigiert. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote fiel im März auf 3,6 Prozent von 3,8 im Februar. Damit dürfte annähernd Vollbeschäftigung erreicht sein. Dies nährt Spekulationen auf den größten Zinserhöhungsschritt der Notenbank Fed seit mehr als 20 Jahren.

"Der Mix aus hoher Inflation und steigenden Löhnen sorgt bei der Fed für Nervosität", meint Chefökonom Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. Die Fed werde bei ihrer nächsten Sitzung im Mai deshalb den Leitzins aller Voraussicht nach um einen halben Prozentpunkt erhöhen. Die Fed hatte erst jüngst die Zinswende vollzogen. Mit einer Reihe weiterer Erhöhungen im laufenden Jahr wird sie voraussichtlich versuchen, die Inflation in Schach zu halten.

Der Chef des Fed-Bezirks Chicago, Charles Evans, bekräftigte seine Sicht, dass eine Serie von insgesamt sieben Anhebungen um jeweils einen Viertelpunkt 2022 nötig sei, um dem Preisauftrieb Paroli zu bieten. Zum Jahresende würde der Leitzins danach in einer Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent liegen. Im nächsten Jahr solle er bis zu einer Obergrenze von 2,75 Prozent weiter angehoben werden. Mit Blick auf die auch vom Ukraine-Krieg ausgehende Unsicherheit räumte Evans zugleich ein, dass er womöglich umdenken müsse.

Lieferengpässe im Zuge der Corona-Krise haben mit dazu geführt, dass die Verbraucherpreise zuletzt mit 7,9 Prozent so kräftig gestiegen sind wie seit 40 Jahren nicht mehr. Der Krieg in der Ukraine dürfte Energie weiter verteuern und so die Kaufkraft der Amerikaner weiter schmälern. Dabei stiegen die Stundenlöhne im März zum Vorjahresmonat bereits um 5,6 Prozent und damit etwas stärker als von Experten erwartet, die lediglich mit einem Wert von 5,5 Prozent gerechnet hatten.

"ERHEBLICHER LOHNDRUCK"


"Der US-Arbeitsmarkt zeigt weiter Anzeichen einer Überhitzung: eine niedrige Arbeitslosenquote, fast doppelt so viele unbesetzte Stellen wie Arbeitslose und einen erheblichen Lohndruck", so das Fazit von Volkswirt Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. Die US-Notenbank sei fest entschlossen, gehen die sich drehende Lohn-Preis-Spirale vorzugehen.

Die Commerzbank-Volkswirte verweisen darauf, dass die Arbeitslosenquote nur noch knapp über dem Niveau von 3,5 Prozent liegt, das die Fed in ihren jüngsten Projektion für das Jahresende veranschlagt hat. Der Beschäftigungszuwachs sei nach wie vor hoch: "Damit nehmen die Risiken einer Überhitzung des Arbeitsmarktes und einer Lohn-Preis-Spirale zu." Dies erhöhe den Druck auf die Fed weiter, kräftig auf die geldpolitische Bremse zu treten.

LBBW-Ökonom Dirk Chlench erwartet, dass der Leitzins bis zum Jahresende auf eine Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent gehievt wird. Die US-Notenbank hat Mitte März den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen Viertel Punkt auf die neue Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent angehoben. Es war die erste Zinserhöhung seit drei Jahren.

rtr