Der Knoten scheint geplatzt: Bei 14 Prozent mehr Umsatz vervielfachte Holidaycheck seinen operativen Gewinn. Waren es 2017 lediglich 0,2 Millionen Ebitda-Gewinn, erzielte das Bewertungs- und Buchungsportal vergangenes Jahr zehn Millionen Euro. Der Umsatz erreichte 138,9 Millionen Euro. "2018 war für die Tourismusbranche allgemein ein gutes Jahr. Das hat auch uns Rückenwind gegeben. Aber wir sind auch selbst deutlich besser geworden, beispielsweise im Suchwortmarketing. Da haben wir ein paar kluge Wege gefunden, Onlinewerbung billiger einzukaufen", kommentiert Vorstandschef Georg Hesse die Zahlen.

Tatsächlich ist Marketing der größte Kostenblock der Münchner, rund 48 Prozent des Umsatzes wurden 2018 für Werbung ausgegeben. Im Vorjahr waren es noch gut 50 Prozent. Der Sprung in die schwarzen Zahlen lag aber auch am Einnahmewachstum. Soll die Ebitda-Marge nach aktuell 7,2 Prozent mittelfristig wie geplant 15 Prozent erreichen, müssen jedoch nicht nur die Einnahmen weiter steigen, sondern auch die Werbekosten langsamer wachsen als der Umsatz.

Um aus jedem Euro für Marketing mehr Buchungen zu machen, setzt Hesse auf den Datenschatz von Holidaycheck. Als Bewertungsplattform finden Urlauber auch ohne Werbung zu dem Onlinereisebüro. Und dank der Bewertungen weiß Holidaycheck, wie und worüber sich Erholungssuchende informieren. Das ermöglicht genauere und damit günstigere Suchwortwerbung - idealerweise genau dann, wenn die Buchung nur noch einen Klick entfernt ist.

Zugleich arbeitet Holidaycheck daran, aus seinen Informationen automatisiert immer passgenauere Angebote zu filtern. Das Ziel: mit weniger Klicks besseren Urlaub buchen. Deshalb werden Gesamtpreise so früh wie möglich, Verfügbarkeiten so aktuell wie möglich angezeigt und Funktionen wie auch Angebot stetig erweitert. Diese Investitionen erhöhen aktuell jedoch die Abschreibungen.

Telefonisch zur Onlinebuchung


Doch nicht alles löst der ehemalige Amazon-Manager Hesse über Algorithmen und künstliche Intelligenz. Bei Preisen von im Schnitt 1800 bis 2000 Euro kaufen hierzulande noch zwei Drittel aller Reisenden ihren Urlaub lieber mit persönlicher Beratung im Reisebüro. Seit 2017 stockte Holidaycheck daher die Mitarbeiterzahl in seinem Servicecenter um 20 Prozent auf, denn "es macht für uns absolut Sinn, weiterhin Menschen mit echten Menschen zu verbinden. Das sehen wir auch an den Kennzahlen, denn wir messen hier höhere Buchungsraten und höhere Durchschnittspreise", erklärt Hesse. Doch der Internetanteil an den Buchungen wächst und angesichts von 18 Milliarden Euro, die allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz jedes Jahr für Pauschalreisen ausgegeben werden, dürfte Holidaycheck das Wachstumspotenzial nicht so schnell ausgehen.