Bei der Suche nach Perlen auf dem deutschen Kurszettel lohnt sich immer auch ein Blick über den Tellerrand. Ein gutes Beispiel ist Homag. Auf den ersten Blick steht der Geschäftsbereich des Small Caps vielleicht nicht gerade für eine knackige Investmentstory. Das Unternehmen aus Schopfloch im Schwarzwald stellt Maschinen und Anlagen für die holzverarbeitende Industrie, Möbel und Bauelementeproduktion sowie Fertighausbau her.

Die Anlagen aus Baden Württemberg sind inzwischen aber weltweit sehr gefragt. Homag ist längst ein Global Player und in über 100 Ländern präsent. Der Weltmarktanteil liegt bei rund 28 Prozent. Und in Zukunft dürfte das Wachstumstempo ordentlich an Dynamik gewinnen. Im vergangenen Monat gab Homga die Komplettübernahme des langjährigen US-Vertriebspartners Stiles bekannt. Ein strategisch wichtiger Schritt, der neue Möglichkeiten eröffnet. Stiles ist mit einem Marktanteil von über 35 Prozent die führende Vertriebs- und Serviceorganisation für Maschinen und Anlagen für die Holzbearbeitung in den USA. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen mit mehr als 290 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 158 Mio. Dollar. Dies entspricht einem Plus gegenüber 2012 von 22 Prozent. Für Homag ein wertvoller Deal, denn nun besteht eine direkte Verbindung zu den Kunden auf dem wachstumsstarken US-Markt. Die seit Monaten anhaltende kontinuierliche Erholung des Immobilienmarktes aber auch der Trend, die Produktion wieder in die USA zurückzuholen, dürfte sich nach Einschätzung von Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe mehr als auszahlen. Mit einem positiven Ergebnisbeitrag aus dem Deal ist ab 2015 zu rechnen. Der Experte schätzt den zusätzlich auszuweisenden Umsatz auf 30 bis 40 Mio. Euro.

Auf Seite 2: Auf Effizienz getrimmt

Auf Effizienz getrimmt

Ebenfalls positiv dürfte sich mittelfristig auch die kürzlich bekannt gegebene Zusammenführung der Tochtergesellschaften Bargestedt und Ligmatech auswirken. Homag stellt einen wachsenden internationalen Bedarf an Automation bei seinen Kunden fest und sieht hier große Wachstumschancen. Durch die Bündelung der Aktivitäten entstehen weitere Kapazitäten, mit denen die Globalisierung vorangetrieben wird. Doppelentwicklungen werden durch die Zusammenführung künftig vermieden. Die daraus entstehenden freien Kapazitäten können gezielt in wachsende Projektgeschäfte gelenkt werden. Beste Voraussetzungen, um die Marktführerschaft im Bereich Automatisierungsprojekte zu sichern und auszubauen. Zugleich können Synergien im Einkauf, in der Produktion sowie Forschung und Entwicklung genutzt werden.

Die Geschäftsentwicklung weiß bereits jetzt zu überzeugen. Ersten Eckdaten für 2013 zufolge verfehlte Homag zwar das ausgegebene Umsatzziel von 800 Mio. Euro mit 789 Mio. Euro knapp. In einem leicht rückläufigen Markt kletterten die Erlöse im Vorjahresvergleich aber dennoch um rund drei Prozent. Überzeugend sind auch der Auftragseingang mit einem Zuwachs von gut fünf Prozent sowie die Entwicklung des Nettoergebnisses. "Besonders positiv hat sich unsere Ertragslage entwickelt. Unsere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung wirken. Wir setzen unseren Kurs des profitablen Wachstums fort", sagte der Vorstandsvorsitzende Markus Flik. So kletterte der Jahresüberschuss überproportional zum Umsatz um 45 Prozent auf 18,4 Mio. Euro und lag damit deutlich über dem angepeilten Ziel von 15 Mio. Euro. Die reduzierte Nettobankverschuldung von 89,5 Mio. auf 69,2 Mio. Euro sowie die Erhöhung der Eigenkapitalquote auf 32,7 Prozent runden eine starke Bilanz für 2013 ab.

Auf Seite 3: Einstelliges KGV

Einstelliges KGV

Mittelfristig dürften durch den Zukauf und die Zusammenführung der Tochtergesellschaften sowohl beim Umsatz als auch unter dem Strich mehr hängen bleiben. Für das laufende Jahr rechnet das Bankhaus Lampe mit Erlösen von 866 Mio. Euro, in 2015 dürfte die 900 Mio. Euro-Grenze überwunden werden. Homag peilt in einer längerfristigen Planung bis 2017 eine Ebitda-Marge von 12 Prozent an. Der Gewinn je Aktie dürfte in den kommenden Jahren spürbar zulegen. Die Konsensschätzungen liegen bei 1,56 Euro für das laufende Jahr und 1,86 Euro für 2015. Zur Einordnung: Für 2012 meldete Homag noch ein Ergebnis je Aktie von 0,81 Euro. Allerdings gibt es auch deutlich optimistischere Prognosen. Hauck & Aufhäuser rechnet im kommenden Jahr mit 2,17 Euro, das Bankhaus Lampe mit 2,36 Euro.

Vor allem die Bewertung der Aktie lässt Schnäppchenjäger aufhorchen. Denn trotz der Kursverdopplung seit Oktober 2012 ist der Wert noch günstig. Treffen die optimistischen Schätzungen für 2015 zu, liegt das KGV mit 7,5 deutlich im einstelligen Bereich. Dies gilt sogar auch dann, wenn nur die Konsenserwartungen herangezogen werden. Beim Bankhaus Lampe ist die Aktie von Homag der am günstigsten bewertete Titel in ihrer Maschinenbau-Gruppe.

Sowohl Hauck und Aufhäuser als auch Lampe-Analyst Schönell sehen weiteres Potential für die Aktie bis 24 Euro. Ausgehend vom aktuellen Niveau hätten die Papiere rund 35 Prozent Luft nach oben. Aber nicht nur fundamental lockt der Small Cap. Auch Charttechniker sollten sich den Kursverlauf genauer anschauen. In den vergangenen zwei Monaten konsolidierte der Wert die Rally der Vormonate und korrigiert aktuell bis auf die 2011 markierten Hochs. Hier bietet sich für Neueinstiger bis rund 15,60 Euro eine gute Ausgangslage zum Positionsaufbau an.