Allerdings warnte der Vorstand bei der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag auch vor höheren Möbelpreisen, was auch an dem Stau auf dem Suez-Kanal liegt. Zudem bestätigte Home24 trotz des hohen Wachstums lediglich seine bisherige Prognose. An der Börse sorgte dies für prozentual zweistellige Verluste. Die seit Dezember im SDAX gelistete Aktie setzte damit ihre jüngste Kurskorrektur fort.

Im ersten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresabschnitt währungsbereinigt um 64 Prozent auf 159 Millionen Euro. Allerdings drückten die pandemiebedingten Schließungen im stationären Handel auf das Geschäft der brasilianischen Tochter Mobly. Auch im Europa-Geschäft, das aus Deutschland, Frankreich, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Belgien und Italien besteht, gab es einen leichten Knick: Weil vor allem Outlets, in denen Home24 Retouren vermarktet, geschlossen blieben, fielen dort geringfügig Erlöse aus.

Unterdessen nutzte Home24 die ersten drei Monate des Jahres dafür, neue Kunden zu gewinnen. Die Kosten für die Akquise seien saisonal höher, hieß es. "Wir wollen durch eine aggressivere Kundenakquise mehr Marktanteile gewinnen", sagte Home24-Chef Marc Appelhoff in einer Telefonkonferenz. Das Unternehmen investiere üblicherweise im ersten und dritten Quartal mehr Geld in Werbemaßnahmen, sodass die Profitabilität geringer ausfalle.

Dennoch stieg die Marge - gemessen am bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) - um fast vier Prozentpunkte knapp in den positiven Bereich. Das entsprach einem bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von rund 600 000 Euro nach einem Minus von etwas mehr als drei Millionen Euro ein Jahr zuvor. Unter dem Strich fiel ein Verlust von 7,2 Millionen Euro an nach etwas mehr als zehn Millionen Euro im Vorjahresquartal.

Der Start in das zweite Quartal verlief den Angaben zufolge gut. So zog der Auftragseingang im April im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent an. Home24 wertete dies als Signal für einen nachhaltigen Trend, weil im April vergangenen Jahres erstmals Pandemie-Sondereffekte eingetreten seien und diese zu einem starken Anstieg des Auftragseingangs geführt hätten.

Allerdings warnte Konzernchef Appelhoff vor steigenden Preisen in der gesamten Möbelindustrie, weil Materialkosten wie etwa für Holz sowie Ausgaben in der Logistik nach oben gingen. Denn die Kunden bestellten deutlich mehr, während die Kapazitäten bei der Seefracht begrenzt seien. Zuletzt sei der Stau auf dem Suez-Kanal zudem eine Herausforderung für die Branche gewesen. "Ich sehe daher nicht, dass es zu einem Preiskampf kommen wird."

Das ist einer der Gründe, warum der Vorstand seine Ziele für 2021 lediglich bestätigte - trotz des kräftigen Wachstums, das deutlich über der bisher angepeilten Prognosespanne liegt. "Aufgrund der weiter bestehenden Unsicherheit für den restlichen Jahresverlauf im Kontext der Covid-19-Pandemie hält das Unternehmen diesen Korridor weiterhin für angemessen." Demnach soll der Umsatz währungsbereinigt um 20 bis 40 Prozent steigen. Die bereinigte Ebitda-Marge soll zwischen null und zwei Prozent liegen.

An der Börse sorgten die Nachrichten für deutliche Kursverluste. Für die Home24-Aktie ging es zeitweise um rund 16 Prozent auf 14,89 Euro nach unten. Seit dem Mehrjahreshoch von knapp 27 Euro im Februar summieren sich die Kursverluste inzwischen auf fast 50 Prozent. Trotz dieser Korrektur gehört das Papier immer noch zu den Gewinnern der Corona-Pandemie am Aktienmarkt. Seit Ende 2019 zog der Börsenwert von Home24 um etwas mehr als 200 Prozent auf zuletzt mehr als 430 Millionen Euro an.

Nicht so gut kommt das Papier mit Blick auf den Börsengang Mitte 2018 weg. Damals wurde die Home24-Aktie zum Stückpreis von 23 Euro platziert. Nachdem ihr Kurs in den ersten Wochen noch kräftig anzog und bis auf fast 32 Euro stieg, sackte er wegen enttäuschter Erwartungen und Hoffnungen schnell ab. Den Tiefpunkt hatte die Aktie in den ersten Wochen des zwischenzeitlichen Corona-Crashs mit 2,55 Euro erreicht.

dpa-AFX