Nichtsdestotrotz lagen Umsatz und Ergebnis weiter deutlich unter dem Vorjahr. Eine Prognose traut sich Finanzvorstand und derzeitiger Vorstandssprecher Yves Müller jedoch angesichts wieder steigender Infektionen nicht zu.

Die Aktie setzte sich am Dienstag dennoch mit einem Plus von 5,6 Prozent am Morgen zwischenzeitlich an die Spitze des Mittelwertesegments MDax. Am späten Vormittag lag das Plus noch bei mehr als 4 Prozent. Der Modekonzern habe im dritten Quartal vieles richtig gemacht, schrieb RBC-Analyst Piral Dadhania in einer am Dienstag vorliegenden Studie. Die Berechenbarkeit für das vierte Quartal sei aber schwach. Kathryn Parker vom Analysehaus Jefferies lobte unterdessen das gute Kostenmanagement des für seine Herrenanzüge bekannten Konzerns.

"Wir haben auf der Kostenseite gebremst", sagte Müller in einer Telefonkonferenz zu den Zahlen. So habe Hugo Boss bei Rabatten Disziplin walten lassen - auch wenn der Konzern wie die Konkurrenz mit Preisnachlässen gearbeitet habe. Bei den Mieten handelte der Konzern dem Manager zufolge bessere Konditionen aus. Auch beim Personal sparte Hugo Boss: So wurden befristete Verträge nicht verlängert. Betriebsbedingte Kündigungen habe das Unternehmen vermeiden können, so der Manager.

So verdiente der Konzern im dritten Quartal unter dem Strich 3 Millionen Euro, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag hieß. Im Vorquartal hatte Hugo Boss noch hohe Verluste verzeichnet. Im Vergleich zum Vorjahr, als das Unternehmen noch 56 Millionen Euro Gewinn erzielte, war es jedoch deutlich weniger. Das operative Ergebnis (Ebit) sank von 83 Millionen auf 15 Millionen Euro. Auch hier kehrte der Modehändler im Vergleich zum Vorquartal wieder in positives Territorium zurück.

Der Umsatz ging im Quartal um 26 Prozent auf 533 Millionen Euro zurück. Während die lokale Nachfrage in wichtigen Märkten im Vergleich zum Vorquartal deutlich zugelegt habe, habe das Geschäft mit Touristen nach wie vor stark unter den internationalen Reisebeschränkungen gelitten, erläuterte Hugo Boss. Dies galt vor allem in großen Metropolen. Positiv erwähnte der Konzern die anhaltende Dynamik im Onlinegeschäft sowie im chinesischen Markt.

So legte das Onlinegeschäft im Quartal erneut zweistellig zu - um 66 Prozent. Damit liege der Umsatzanteil derzeit bei 10 Prozent, berichtete Müller. In diesem Jahr soll die Marke von 200 Millionen Euro Umsatz im E-Commerce geknackt werden, 2022 sollen es 400 Millionen Euro sein. Dabei setzt Hugo Boss nicht nur auf den eigenen Shop, sondern auch auf Plattformpartnerschaften wie etwa Zalando. Die Zahl der Partner, über deren Online-Marktplätze der Konzern seine Ware anbietet, soll weiter ausgebaut werden. Auch will Hugo Boss sein Sortiment, das allein im Internet verkauft wird und auf die Kundschaft dort speziell zugeschnitten ist, ausbauen.

Generell geht der Trend mehr zum Freizeit-Look. Auch das Onlinegeschäft sei davon getrieben gewesen, weniger vom formellen Anzug, erklärte Müller. Deswegen will der Konzern den Freizeitbereich erweitern. Dabei erziele Hugo Boss bereits 80 Prozent des Umsatzes jenseits des klassischen Anzugs.

Auch in China will Hugo Boss sein Geschäft kräftig ausbauen. "China bleibt ein Schlüsselland für profitables Wachstum", sagte Müller. Mit einem Umsatzanteil von 7 Prozent ist da bei den Metzingern noch Luft nach oben. Müller räumt dabei ein, dass Hugo Boss dort noch zurückhängt. "Wir sind im Gegensatz zu Wettbewerbern noch unterrepräsentiert." Dies will der Konzern angehen und sowohl die Online- als auch die physische Präsenz ausbauen.

Einen Ausblick gab Hugo Boss wegen der Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Pandemie weiter nicht. "Kurzfristig tun wir uns schwer mit Prognosen", räumte Müller ein. So bleibt Corona weiter im Fokus des Konzerns. Dabei kommt es dem Manager zufolge auch auf die verschiedenen Maßnahmen in den unterschiedlichen Regionen an. Wichtige Märkte wie Frankreich und Großbritannien etwa haben für den November erneut die Schließung von Geschäften verfügt. Deutschland geht dagegen nur in einen Teil-Lockdown, in dem die Läden weiter offen bleiben. Dennoch stehe die Erholung des Geschäfts auch im wichtigen vierten Quartal im Fokus, so Müller.

Finanziell steht Hugo Boss dagegen gut da. So konnte der Konzern seinen freien Mittelzufluss mit 155 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln. Der revolvierende Konsortialkredit des Unternehmens von insgesamt 633 Millionen Euro sei Ende September lediglich zu 134 Millionen in Anspruch genommen worden. Darüber hinaus hat Hugo Boss den Angaben zufolge die im zweiten Quartal zusätzlich gesicherten Kreditlinien von 275 Millionen Euro zum 30. September nicht genutzt.

dpa-AFX