Am vergangenen Donnerstag dürfte Ulrich Weitz oft auf seine Apple- Watch geblickt haben. Der Chef von Ibutec kaufte den smarten Zeitmesser, als er das Chemieunternehmen Anfang 2017 an die Börse brachte. Die Uhr kann auch Aktienkurse anzeigen. Und am 21. Juni bewegte sich der Ibutec-Kurs deutlich. Weitz kaufte zu und trat mit seiner Firma in "eine neue Dimension". Mit der Nachricht der Übernahme von BNT Chemicals stieg die Notierung über den Tag um mehr als sieben Prozent.

Grund: Durch die Akquisition wird Ibutec seinen Umsatz mehr als verdoppeln. Statt mit maximal 20 Millionen Euro in diesem Jahr rechnet Mehrheitsaktionär Weitz nun mit Einnahmen in Höhe von 45 bis 50 Millionen Euro. Das Ebitda sollte ursprünglich um zehn bis 20 Prozent zulegen, nun soll es mit 5,5 Millionen bis sieben Millionen Euro um bis zu 63 Prozent anziehen. Weitz finanziert den Zukauf mit den 15,5 Millionen Euro aus dem Börsengang sowie ergänzenden Darlehen. Er bekommt mit BNT Chemicals ein Unternehmen, das, ausgehend von der erhöhten Prognose, dieses Jahr einen Umsatz von bis zu 31,5 Millionen Euro und ein Ebitda von 2,27 Millionen Euro erwarten dürfte. Mit einer Marge von rund sieben Prozent ist die Bitterfelder Firma deutlich unprofitabler als Ibutec. Deren Gewinnspanne liegt bei gut 25 Prozent.

Synergien in der Produktion



Doch Weitz sieht Synergien. Beide Unternehmen stellen chemische Grundwerkstoffe her. Ibutec nutzt dafür mit Drehrohröfen und Pulsationsreaktoren erzeugte Hitze, BNT setzt flüssige Lösungen in der Fertigung ein. Für den finalen Werkstoff werden das thermische und das nasschemische Verfahren oft kombiniert. Neben den Herstellungstechniken ergänzen sich auch Angebot und Abnehmer. Hauptgeschäft beider Firmen sind Katalysatorprodukte. Die Mittel von Ibutec filtern Autoabgase, das BNT-Angebot kommt bei großen Lackieranlagen, in der Pharmaindustrie und der Glasbeschichtung zum Einsatz. Und auch die Produktion soll bei Maschinenreparatur- und wartung sowie beim Einsatz der Rohstoffe Raum für Verbesserungen bieten.

Mittelfristig sollte die durch den BNT-Kauf gesunkene Gruppenmarge daher wieder steigen. Dabei gibt eine Abnahmevereinbarung über 50 Prozent der BNT-Katalysatorprodukte mit dem früherem Besitzer TIB Chemicals Sicherheit. Zusammen mit TIB will Ibutec zudem an Batteriewerkstoffen forschen. Schon heute stellen die Weimarer für den Chemieriesen BASF Grundwerkstoffe für Akkus von Elektroautos her. Der Umsatz daraus dürfte 2018 zwar erst bei vier Millionen Euro liegen, doch in dem Markt brumme es richtig. Noch vor dem Zukauf wurde daher im Chemiepark Bitterfeld mit dem Bau neuer Fertigungskapazitäten begonnen.

Da Ibutec die Anlagen und das Know-how zur Produktion der Batteriematerialien bietet, sieht sich die Firma in "wesentlichen Batterietechnologien" vertreten. Bewahrheitet sich der Hype um die Elektromobilität, hat Ulrich Weitz vielleicht bald wieder Grund, auf seine Smart-Watch zu schauen.