Der Wirtschaftsanwalt Rudolf Fries steht ungern im Mittelpunkt. Lieber zieht er im Hintergrund die Fäden, und zwar so geschickt, dass er zu den erfolgreichsten Anlegern in Österreich zählt. In den vergangenen drei Monaten hat der 56-Jährige fleißig Aktien von Immofinanz gekauft und seine Beteiligung an Österreichs größtem Immobilienkonzern kräftig aufgestockt: rund sechs Prozent der Anteilscheine gehören ihm inzwischen.

Gelockt hat ihn womöglich der hohe Abschlag zum Nettovermögenswert - der liegt bei 4,57 Euro je Aktie. Grund für den Abschlag ist die Portfoliostruktur von Immofinanz: Mehr als zwei Drittel der Bestandsimmobilien befinden sich in Osteuropa, die meisten davon in Russland, das auf einen Anteil von 25 Prozent kommt. Dort jedoch belastet die Rubelschwäche. Einige Mieter in Einkaufszentren müssen nämlich ihre Mieten in Euro oder Dollar zahlen. Der Immobilienkonzern hat ihnen daher vorübergehend Mietnachlässe gewährt - eine Maßnahme, die sich bereits während der Finanzkrise in den Jahren 2008 und 2009 als sinnvoll erwiesen hat.

Bei den Anlegern kommt der Osteuropa- Schwerpunkt zurzeit nicht gut an. Trotzdem dürfte er sich langfristig auszahlen, denn in osteuropäischen Ländern kann Immofinanz höhere Mietrenditen erzielen als in Westeuropa. Die Volkswirtschaften wachsen dort stärker, die Binnennachfrage nimmt wieder zu. Dadurch steigt unter anderem die Nachfrage nach Logistikflächen, wie derzeit in Rumänien.

Ein kluger strategischer Schachzug der Immofinanz war im April 2014 die Abspaltung der Tochter Buwog, die Wohnimmos in Deutschland und Österreich besitzt. Mittelfristig will Immofinanz den verbliebenen 49-Prozent-Anteil an Buwog verkaufen und mit dem Erlös weiter investieren und die Finanzierungsstruktur verbessern.

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Neue Mittel für neue Projekte

Auf der Agenda stehen zudem die Verringerung des Leerstands von 15 auf unter zehn Prozent, mehr Entwicklungsaktivitäten in Deutschland, Polen, Rumänien und Russland sowie weitere Immobilienverkäufe mit einem jährlichen Volumen von 500 bis 600 Millionen Euro. Das Interesse an Gewerbeimmobilien in Zentral- und Osteuropa ist zuletzt wieder deutlich gestiegen - das lässt auf attraktive Verkaufspreise und damit Mittel für die Entwicklung von Immobilienprojekten hoffen. Immofinanz überzeugt mit guten Perspektiven, zumal die Verzahnung der Sparten Bestandshaltung, Immobilienverkäufe und Realisierung von Immobilienprojekten ein Wettbewerbsvorteil ist. Zudem hat der Konzern im ersten Quartal 2014/15 einen nachhaltigen Unternehmens-Cashflow (Funds From Operations, FFO) von 47,7 Millionen Euro erzielt. Dies entspricht einer attraktiven FFO-Rendite nach Steuern von 11,4 Prozent.

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