Mit Höhenflügen kennt man sich aus bei MTU Aero Engines aus: Der Triebwerkhersteller ist mit seiner Technologie in jedem dritten Verkehrsflugzeug vertreten. Die Aktie hat allein in den vergangenen zwölf Monaten über 35 Prozent an Wert gewonnen. Das nächste Ziel ist bereits programmiert: Am 23. September steigt MTU in den DAX auf und wird dort den Stahl­konzern Thyssenkrupp ersetzen.

Wechsel im DAX sind relativ selten. Über die vergangenen zehn Jahre tauschte die Deutsche Börse in ihrem wichtigsten Index nur achtmal ein Unternehmen aus. Ein Platz im DAX bringt vor allem Prestige. Wie beim Fußball gilt allerdings: Viele Aufsteiger haben es schwer. Zwei der letzten acht Aufsteiger sind bereits wieder abgestiegen.

Ein Handicap der Neulinge: Weil die Marktkapitalisierung das entscheidende Kriterium für die Mitgliedschaft im Index ist, kommen nur solche Unternehmen für den Aufstieg infrage, deren Kurs stark gestiegen ist. Aufsteiger sind damit meist hoch bewertete Aktien und an­fällig für Kursrückschläge. Drohen jetzt auch MTU Turbulenzen?

Die Redaktion hat sich die Aktie genauer angesehen und auch die anderen Aufsteiger innerhalb der DAX-Familie unter die Lupe genommen: CTS Eventim und Compugroup rücken in den MDAX auf, Traton in den SDAX.

MTU Aero Engines (DAX)


MTU Aero Engines ist einer der führenden Triebwerkhersteller der Welt. Die Schubkraft für das operative Geschäft liefern große Trends: Immer mehr Menschen gehen auf Flugreisen. Gleichzeitig wächst der Druck auf Fluggesellschaften, Umweltbelastungen zu reduzieren. Darum investieren Airlines rund um die Welt in neue Flugzeuge mit modernem Antrieb. Die Münchner produzieren keine eigenen Triebwerke, sondern Spezialkomponenten wie Hochdruckverdichter und Niederdruck­turbinen.

Abnehmer sind Konzerne wie General Electric und Pratt & Whitney. Dank der großen Nachfrage sind die Auftragsbücher der Münchner gut gefüllt: Zur Jahresmitte standen Bestellungen im Wert von 18,5 Milliarden Euro drin. Das entspricht fast dem Vierfachen der für das laufende Jahr erwarteten Umsätze des Konzerns. Neben dem Neugeschäft verdient MTU auch Geld durch Wartung und Ersatzteile. Die Margen dort sind etwas niedriger, die Einnahmen dafür aber stabiler.

Die operative Marge will das Unternehmen in diesem Jahr von 14,7 auf 16 Prozent verbessern. Das Ebit des Konzerns soll laut Analystenschätzungen um rund neun Prozent jährlich zulegen. Börsianer schätzen das Unternehmen als defensiven Wachstumswert.

Fazit: Der DAX-Aufstieg könnte für Turbulenzen sorgen. Rückschläge wären Kauf­gelegenheiten.

CTS Eventim (MDAX)


Für die meisten Menschen ist Live­musik vor allem Spaß. Für CTS Eventim ist es ein lukratives Geschäft: Der MDAX-­Aufsteiger veranstaltet Konzerte, verkauft Eintrittskarten und betreibt Veranstaltungsstätten wie die Waldbühne in Berlin. Die Sparte Live-Entertainment bringt den größten Teil des Umsatzes in die Kasse, das meiste Geld verdient CTS mit dem Verkauf von Eintrittskarten. Besonders profitabel ist der Vertrieb über das Internet, weil die Kosten dort niedriger und die Margen somit höher sind. Im vergangenen Jahr verkaufte CTS erstmals mehr als 50 Millionen Eintrittskarten über den eigenen Webshop.

Die Zahl der Onlinetickets wächst nicht mehr so stark wie früher, dürfte aber auch im kommenden Jahr im hohen ­einstelligen Prozentbereich zulegen. Schwerpunkt von CTS sind Deutschland, Schweiz, Österreich und Italien. Regional bleibt für den euro­päischen Marktführer damit noch viel Wachstumspotenzial. Analysten erwarten, dass CTS den Gewinn im laufenden und im kommenden Jahr jeweils im zweistelligen Prozentbereich steigern kann. Da Menschen auch in Krisen­zeiten Spaß haben wollen, dürfte CTS Eventim von einer Wirtschaftsabkühlung nicht so stark betroffen sein wie Unternehmen anderer Branchen.

Fazit: Starke Marktposition und Wachstumspotenzial sprechen weiterhin für gute Stimmung auch bei Aktionären.

Compugroup (MDAX)


Die Digitalisierung erreicht auch das Gesundheitssystem: Die Softwarefirma Compugroup in Koblenz sieht ihre Produkte als Brücke zwischen Arztpraxen, Laboren, Apotheken, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Es geht darum, In­formationen zu speichern, auszutauschen und Wissen zu vermitteln. Einer der Wachstumstreiber ist das deutsche E-Health­-Gesetz, mit dessen Hilfe bislang oft noch auf Papier abgewickelte Prozesse im Gesundheitssystem digi­talisiert werden sollen. Aus Sicht der Börse ist bei Compugroup besonders spannend, dass die wiederkehrenden Einnahmen stetig steigen, allein im ­vergangenen Quartal um zehn Prozent.

Getrübt wurde die Erfolgsstory durch leicht enttäuschende Geschäftsergebnisse im zweiten Quartal. Auch die von einigen Analysten erwartete Prognoseanhebung auf Basis des starken ersten Quartals fiel aus. Die langfristigen Aussichten bleiben trotzdem positiv.

Fazit: Nach dem kräftigen Kursrutsch im August hat sich die Aktie stabilisiert. Spekulativer Kauf.

Traton (SDAX)


Prunkstück des Lkw-Herstellers ist die Marke Scania, die den größten Teil zum Konzerngewinn beisteuert. MAN ist nach Umsatz kleiner und nicht so profitabel. Stark ist der Konzern vor allem in Europa und Südamerika. In Nordamerika und Asien setzt Traton auf Allianzen. Der Konzern­umsatz wuchs im ersten Halbjahr um sieben Prozent, das operative Ergebnis um 25 Prozent. Die Aktie hat seit dem Börsengang im Juni dennoch deutlich an Wert verloren. Vor allem zwei Faktoren belasten.

Zum einen die Aktionärsstruktur: Knapp 90 Prozent der Papiere liegen noch in der Hand des Volkswagen-Konzerns; der Mutterkonzern dürfte seine Position auf längere Sicht reduzieren. Zum andern ist das Geschäft der Lkw-Branche zyklisch, weil Unternehmen in unsicheren Zeiten ihre Investitionen zurückfahren. Im ersten Halbjahr gingen die Auftrags­eingänge bei Traton um sechs Prozent zurück.

Fazit: Die Aktie ist moderat bewertet, das Umfeld für zyklische Investments wie ­Traton ist jedoch schwierig. Halteposition.

Investor-Info

DAX
Oberste Liga, gute Rendite


Der DAX ist der prominenteste deutsche ­Aktienindex. Aufgenommen werden die nach Marktkapitalisierung und Handelsvolumen 30 größten an der Frankfurter Börse notierten Aktien. Dank Schwergewichten wie Linde, SAP und Allianz deckt der DAX rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Unternehmen in Deutschland ab. Wie die deutsche Wirtschaft insgesamt hängen auch viele DAX-­Mitglieder stark am Export. Darum hat der amerikanisch-chinesische Handelskrieg den deutschen Leitindex deutlich belastet. Über die vergangenen zehn Jahre hat der DAX im Schnitt dennoch knapp acht Prozent im Jahr zugelegt. Investieren können Anleger in den Index am einfachsten über börsengehandelte Indexfonds. Einen günstigen DAX-ETF bietet Xtrackers (ISIN: LU 027 421 148 0).

MDAX
Zweite Liga, erste Klasse


Der MDAX mit seinen 60 Mitgliedern ist die zweite Liga des deutschen Aktienmarkts. Erstklassig ist dagegen die Wertentwicklung: Über die vergangenen zehn Jahre hat der Index im Schnitt um über 13 Prozent zugelegt, sich also deutlich besser entwickelt als der DAX. Viele der Mittelgewichte bieten eine lukrative Mischung: Sie sind klein genug, um stark wachsen zu können, gleichzeitig aber groß genug, um Wirtschaftskrisen auszuhalten. Seit einem Jahr sind auch Techwerte im MDAX vertreten. Indexriese ist der Flugzeughersteller Airbus, der nach Marktkapitalisierung sogar DAX-Niveau hat. Ebenfalls stark gewichtet sind Symrise, Deutsche Wohnen und Hannover Rück. Einen ETF auf den MDAX gibt es etwa von Deka (DE 000 ETF L44 1).

SDAX
Kleine Firmen, große Rendite


Der SDAX setzt sich aus 70 kleineren Unternehmen zusammen, die es nach Marktkapitalisierung und Handelsvolumen nicht in DAX oder MDAX schaffen. Seit einem Jahr sind Techfirmen zugelassen. Die Schwergewichte unter den kleinen Nebenwerten sind derzeit Rational, Talanx oder auch Ströer. Diese so­genannten Small Caps haben den Charme, dass sie leichter ein hohes Wachstums erzielen können als Schwergewichte und oft in ­Nischen positioniert sind. Über die vergangenen zehn Jahre haben die kleinen deutschen Nebenwerte im Schnitt zwölf Prozent an Wert gewonnen. Sie waren also ebenfalls besser als der DAX, aber ein wenig schlechter als der MDAX. Einen ETF auf den SDAX bietet unter anderem Comstage (LU 060 394 288 8).