Trotz Konjunkturabkühlung und Schwäche der Autobranche stellte Infineon-Chef Reinhard Ploss am Dienstag für 2020 ein Umsatzplus von drei bis sieben Prozent in Aussicht. Beim Betriebsgewinn, der erwartungsgemäß um drei Prozent schrumpfte, sieht Ploss die Talsohle erreicht.

Die Infineon-Aktie legte um mehr als sieben Prozent zu und war damit größter Gewinner im Dax.


"Im Einzelnen rechnen wir damit, dass der Geschäftsbereich Automotive leicht über dem Konzerndurchschnitt wachsen wird", sagte Ploss auf der Bilanzpressekonferenz in Neubiberg bei München. Die größte Konzernsparte legte bereits in dem Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem Umsatzplus von sieben Prozent überdurchschnittlich zu. Sie erwirtschaftet fast die Hälfte der Konzernerlöse. Zugute kommt dem Unternehmen, dass seine Bauteile überwiegend in Mittelklasse- und Oberklassewagen stecken: Deren Produktion schrumpfte weniger stark als die der Kleinwagen. Zudem wächst das Geschäft mit Steuerungselementen für Elektroautos und für Fahrassistenz.

Zwar ist die Euphorie in der Autobranche beim autonomen Fahren merklich abgekühlt, wie Ploss beobachtet. Allerdings verstärke sich der Trend zu Assistenzsystemen. "Wir beobachten eine Beschleunigung der Automatisierung auf den Stufen eins und zwei und eine Verzögerung höherer Stufen." Mit den Stufen eins und zwei werden Hilfssysteme zum Abstandhalten, Einparken und Spurhalten bezeichnet. Erst ab Stufe drei nimmt das Auto dem Fahrer wesentliche Aufgaben ab. Ploss sagte, auch die Elektromobilität bietet für Infineon mittel- und langfristig Wachstumspotenzial.

Der Betriebsgewinn (Segmentergebnis) ging im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 1,32 Milliarden Euro zurück - etwas weniger stark, als Infineon zuletzt befürchtet hatte. Eine Ursache waren Investitionen in Entwicklung und in Fertigungskapazitäten in der Autosparte. Damit sank die Umsatzrendite von 17,8 Prozent im Vorjahr auf nun 16,4 Prozent. Im kommenden Jahr rechnet Ploss bei steigenden Erlösen mit einer Marge von rund 16 Prozent. "Die weltweit schwache Automobilnachfrage spüren wir deutlich und erwarten vorerst keine Besserung", sagte Ploss zwar. Er machte jedoch deutlich, dass er von April an mit einer Erholung der Geschäfte rechnet.

Als Dividende will Infineon wie im Vorjahr 27 Cent je Aktie ausschütten. Damit billigt der Konzern seinen Anteileignern zwar erstmals seit einigen Jahren nominal keinen Dividendenanstieg zu. Doch wegen der Kapitalerhöhung vom Juni, bei der Infineon seine Aktienanzahl um zehn Prozent erhöhte, steigt der gesamte Ausschüttungsbetrag auf 336 Millionen Euro. Für das Vorjahr hatte Infineon 305 Millionen Euro ausgeschüttet. Hintergrund der Kapitalerhöhung war der Kauf des kalifornischen Chipkonzerns Cypress Semiconductor. Die Übernahme solle um den Jahreswechsel herum abgeschlossen werden, sagte Ploss.

rtr