Er ist rund und flach - und für das Dunkel unter der Couch geschaffen. Furcht vor dicken Staubwolken kennt Roomba nicht, Beschwerden über mühevolle Arbeit sind ihm fremd. Und wenn er erschöpft ist, bewegt er sich selbstständig zur Ladestation. Der Staubsaugerroboter, eine Art Puck im XXL-Format, hat die in Bedford bei Boston ansässige US-Firma -iRobot weltweit bekannt gemacht. Ihr jüngster Staubjäger, das Modell 980, ist sogar über WLAN mit dem Internet verbunden. So kann er zu Hause oder auch von unterwegs aus via App gesteuert werden. Und während der Neue Staub frisst, erstellt er nebenbei eine digitale Karte seiner Umgebung. Die wird in einer Datenwolke im Web abgelegt und bei jeder Fahrt ergänzt.

Chef und Mitgründer Colin Angle will sich mit dieser patentierten Technologie eine Datenbasis für künftige Geräte aufbauen. Während der nächsten Jahre will seine Firma weitere Geräte für digital vernetzte Haushalte entwickeln. Langfristig scheint der Trend klar: Auf Smartphones und Smart-TVs sollen die Smart Homes folgen. Wie die Daten der vernetzten Roomba Staubsaugerroboter genutzt und vermarkten werden sollen, sagt iRobot-Lenker Angle bisher jedoch nicht.

Noch kein Durchbruch für Smart Homes



Und offensichtlich gibt es einen Grund dafür. Robotikvisionär Angle sieht noch keine Anzeichen dafür, dass mit den gegenwärtigen Smart-Home-Technologien große Märkte entstehen können: "Es wird viel damit experimentiert, verschiedene Geräte im Haushalt via Web zu verbinden. Die meisten dieser Versuche sind jedoch aus meiner Sicht gescheitert." Das kritische Fazit dürfte dem technikbegeisterten Angle nicht leicht gefallen sein. Er spricht jedoch aus Erfahrung. Sein Haus in Massachusetts hat er bis unters Dach mit teuren Smart-Home-Technologien ausgerüstet. Nach einer kurzen Phase der Begeisterung nutzt Angle sie kaum noch. Sie habe wenig Nutzen für Verbraucher, sagt der Tüftler als Unternehmer. Die neuen webtauglichen Staubsauger seiner Firma dürften - unabhängig von einem Durchbruch bei Smart-Home-Technologien - auf Wachstumskurs bleiben.

Seit 2011 steigen die Verkäufe der selbstständigen Staubfresser jährlich um gut ein Fünftel. 2015 wurden laut ABI-Research weltweit 3,8 Millionen Geräte verkauft. iRobot ist Weltmarktführer und kommt im rasch wachsenden Geschäft auf einen globalen Anteil von gut 63 Prozent.

In Amerika sind die flinken Helfer in fünf bis sechs Prozent der 26 Millionen US-Haushalte unterwegs. Die Nische werde ihr Volumen langfristig vervierfachen, glaubt Angle. In Amerika wären das über fünf Millionen Haushalte. Aber auch in China und in Europa sind dem iRobot-Chef zufolge deutliche Zuwächse drin. Im Reich der Mitte putzen die selbst fahrenden Sauger in drei bis vier Prozent, in Westeuropa bislang in zwei bis drei Prozent aller Haushalte.

Auf dem Parkett hatte es iRobot mit 617 Millionen Dollar Umsatz beim Börsenwert vor Kurzem über die Ein-Milliarden-Dollar-Schwelle geschafft. Wegen der hohen Bewertung rutschte die Aktie aber zuletzt doch wieder etwas ab. Die Firma hat sich seit ihrem Börsengang 2005 mit Saug- und Wischrobotern sowie selbst fahrenden Helfern für militärische Einsätze, etwa zum Entschärfen von Sprengsätzen, eine solide Bilanz aufgebaut. iRobot ist schuldenfrei und verfügt über 247 Millionen Dollar Cash. Das Unternehmen investiert großzügig in die Entwicklung verschiedener Modelle - etwa in Roboter mit Bildschirmen als Konferenzassistenten.

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Künftig ohne Militärroboter



Die zuletzt defizitäre Militärsparte wurde im Februar für 45 Millionen Dollar verkauft. Öffentlicher Druck durch den US-Hedgefonds Red Mountain Capital (RMC), der seit April 2015 gut 6,5 Prozent der Anteile hält und drittgrößter Aktionär ist, dürfte die Suche nach einem Käufer beschleunigt haben. Auf dem Plan stand die Veräußerung der Militärroboter schon seit 2014. RMC-Chef Will Mesdag will iRobot aber noch stärker verändern. Der Ex-Banker fordert, dass Angle weniger in die Produktentwicklung stecken soll. Stattdessen will er höhere Ausschüttungen für die Aktionäre. Damit soll iRobot nicht wie eine Technologiefirma, sondern wie ein Hersteller von Haushaltsgeräten geführt werden.

Die erste Runde im Machtkampf hat Mesdag verloren, obwohl er zwei einflussreiche Beraterfirmen institutioneller Anleger an seiner Seite hatte. Mesdag und sein Verbündeter Larry Peiros, einst Chef des Tagesgeschäfts beim US-Haushaltswarenkonzern Clorox, wurden auf der Hauptversammlung im Mai nicht in den Aufsichtsrat gewählt. iRobots Aktienkurs kletterte deshalb nach diesem überraschenden Sieg über den einflussreichen Hedgefonds zunächst auf ein Allzeithoch.

Einige Forderungen der Angreifer hat die Robotikfirma zugunsten aller Aktionäre erfüllt. Das Programm zum Rückkauf eigener Aktien und die Veräußerung der Militärroboter gehören dazu. Darüber hinaus wird das Budget für neue Produkte stärker fokussiert. Um technologisch vorn zu bleiben, werden allerdings - wie bisher - auch Beteiligungen an Start-ups erworben. Aus den vielen Unternehmen, die nach iRobots Erfolg in Bostons Umgebung gegründet wurden, ist ein ansehnliches Netzwerk entstanden. Robotikpionier Angle kann seinen Kurs jetzt ungestört fortsetzen.