An den Finanzmärkten herrscht trotz des Endes des Shutdowns eine starke Verunsicherung. Lange Zeit hatten die Anleger eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte durch die Fed am 10. Dezember fest eingepreist. Was Anleger davon halten sollten.

Nur zur Erinnerung: Es ist erst eine Woche her, da bewegten sich alle wichtigen Aktienindizes diesseits wie jenseits des Atlantiks in Richtung ihrer bisherigen Rekordhochs. In einem Interview auf dem Youtube-Kanal von BÖRSE ONLINE sprach Robert Halver, der Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, davon, dass wir in „Liquidität ersaufen“ und eine Jahresendrally relativ wahrscheinlich sei. 

Mittlerweile hat man aber den Eindruck, dass eine Diskrepanz besteht zwischen dem, für das sich viele Marktteilnehmer in ihren Depots positionieren oder im allgemeinen Marktgefühl erwarten – nämlich eine bevorstehende Zinssenkung durch die Fed – und dem, womit das Gros der Börsianer hinter vorgehaltener Hand wirklich rechnet. Das zeigt ein Blick auf das CME FedWatch Tool, das zeigt, auf welche Szenarien der Terminmarkt hindeutet: Seit der am 29. September erfolgten Zinssenkung um 25 Basispunkte sank demnach die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Zinsschritt um 25 Basispunkte von anfangs über 90 auf unter 50 Prozent.

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Warten auf aktuelle Konjunkturindikatoren

Nun warten die Investoren gespannt auf die Bekanntgabe wichtiger US-Konjunkturindikatoren. Diese hatten sich durch den Shutdown verzögert. Trump-Sprecherin Karoline Leavitt erklärte sogar am Donnerstag, dass der noch offene Monatsbericht zu den US-Arbeitsmarktdaten für Oktober möglicherweise niemals veröffentlicht wird. Durch den 43 Tage andauernden Shutdown seien wichtige Datenerhebungen – insbesondere die Haushaltsumfrage, aus der die Arbeitslosenquote abgeleitet wird – nicht durchgeführt worden. Leavitts Aussagen führten zu einer weiteren Verunsicherung der Marktakteure; und Unsicherheit ist bekanntlich eher kontraproduktiv.

Außerdem sollten Anleger stets im Hinterkopf behalten, dass schon Ende Januar, also in nicht mal drei Monaten, ein erneuter „Shutdown“ eintreten könnte. Schließlich streiten Demokraten und Republikaner weiterhin um das US-Gesundheitssystem. Und auch sämtliche wirtschaftlichen Unsicherheiten drumherum dürften sich nicht so bald in Wohlgefallen auflösen. Falls die Fed der Meinung sein sollte, dass die Inflation nicht ausreichend unter Kontrolle ist oder sich der US-Arbeitsmarkt besser als erwartet entwickeln wird, könnte sie die erwartete Zinssenkung durchaus verschieben — und all dies spiegelt sich derzeit im Rückgang der eingepreisten Wahrscheinlichkeit wider.

Wichtig zu wissen: Das FedWatch Tool zeigt lediglich von Finanzprodukten (Fed-Funds-Futures) abgeleitete Markterwartungen auf. Natürlich kann die Fed-Entscheidung anders als erwartet ausfallen . Märkte können selbstverständlich falsch liegen oder sehr schnell ihre bisherigen Einschätzungen verwerfen.

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Warten auf den neuen Fed-Chef

In der vergangenen Woche haben zudem „falkenhafte“ Kommentare diverser US-Notenbanker die Zinshoffnungen am Markt stark dezimiert. Diese waren von Beth M. Hammack (Cleveland Fed), John C. Williams (New York Fed), Raphael Bostic (Atlanta Fed) und Susan M. Collins (Boston Fed) zu hören. Doch Mitte Mai 2026 endet bekanntlich die Amtszeit von Fed-Chef Jerome Powell. Sein Nachfolger dürfte schon vorher bekannt gegeben werden - und Trumps Forderungen nach massiven Zinssenkungen eher nachkommen als der jetzige Amtsinhaber. Dem Ansehen und der Unabhängigkeit der US-Notenbank würde dies dann aber eher schaden als nutzen.

Fazit

Anleger sollten eine Senkung der US-Leitzinsen nicht als sicher oder unmittelbar bevorstehend betrachten. Für einen „sicheren“ Schluss müsste man klarere Signale sehen: einen deutlicheren Rückgang der Inflation, enttäuschende Arbeitsmarktdaten oder Statements von US-Notenbankern, die eine Senkung stark nahelegen. 

All das ist aktuell nicht zu sehen. Und so ist derzeit ist an den Finanzmärkten lediglich eines sicher – nämlich die Unsicherheit.

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