"Es wäre klug, auf solch eine Möglichkeit vorbereitet zu sein, was aber nicht heißt, dass das auch notwendig sein wird." Staatshilfen für Banken sind nur noch in Ausnahmefällen zulässig. Denn seit Jahresanfang gilt in der EU eine Richtlinie zur Rettung maroder Banken, die nur im äußersten Notfall solche Schritte gestattet. Zunächst müssen bei der Sanierung Gläubiger und Anteilseigner zur Kasse gebeten werden - eine Lehre aus der weltweiten Finanzkrise, als es vor allem die Steuerzahler traf.

Italiens Banken schieben wegen der jahrelangen Wirtschaftsflaute einen Berg fauler Kredite im Volumen von geschätzt 360 Milliarden Euro vor sich her. Größtes Sorgenkind ist Monte dei Paschi di Siena (MPS). Sie hatte im jüngsten europaweiten Banken-Stresstest am schlechtesten abgeschnitten. Das toskanische Institut hat inzwischen aber einen Rettungsplan vorgelegt. Er sieht neben einer Kapitalerhöhung von fünf Milliarden Euro auch vor, Problem-Darlehen loszuwerden.

Visco wertete in dem Zeitungsinterview den Sanierungsvorschlag für MPS als herausfordernd. Die Bedingungen für einen Erfolg seien aber gegeben, sagte der Notenbanker. Zur Lösung der Branchenprobleme ist es Visco zufolge ratsam, wenn die Geldhäuser weiter ihre Filialen verringern. Er rechnet nicht damit, dass die Institute nach Abschluss der jährlichen Überprüfung durch die Aufsicht im November aufgefordert werden, mehr Kapital aufzunehmen. Es könne aber Forderungen zur Verbesserung des Managements von Banken in Schieflage geben oder Forderungen nach Zusammenschlüssen, so Visco.

Die faulen Kredite nagen zusammen mit den anhaltend niedrigen Zinsen an den Gewinnen der Institute. Bei der Großbank Intesa Sanpaolo fiel wegen höherer Rückstellungen für Problem-Darlehen der Überschuss im zweiten Quartal um vier Prozent auf 901 Millionen Euro. Die HypoVereinsbank-Mutter UniCredit konnte ihren bereinigten Nettogewinn im zweiten Quartal allerdings stärker als erwartet um sechs Prozent auf 687 Millionen Euro steigern.

rtr