"Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt." Die bekannte Redewendung passt derzeit auf Japans Aktienmarkt. Trotz immer neuer Konjunkturprogramme und unorthodoxer Entscheidungen der Notenbank konnte der Nikkei 225 seinen Schwung aus den Vorjahren lange nicht mitnehmen. Im Gegenteil, die Stimmung kippte. "Die in der Geschichte Japans beispiellose Geldpolitik führte nicht zum Erfolg", kritisierte Experte Archibald Ciganer von T. Rowe Price.

In den vergangenen Wochen gaben die Kurse in Fernost aber ein Comeback. Der Grund: Der Yen büßte gegenüber dem US-Dollar auf Monatssicht um knapp ein Zehntel an Wert ein. Gut für die Exportunternehmen, denn so schlagen sich die im Ausland erzielten Profite in deren Bilanzen stärker nieder.

Zuletzt waren die Gewinne nämlich deutlich unter Druck geraten. Laut JP-Morgan-Analyst Mislav Matejka waren sie über das vergangene Jahr hinweg im Schnitt um 16 Prozent eingebrochen. "Jetzt ist der Druck gesunken", sagt Matejka. Am Markt ist der Stimmungswechsel bereits angekommen. Der Nikkei 225 erklomm den höchsten Stand seit elf Monaten.

Bereits im dritten Quartal, als der Yen noch deutlich stärker war, brachten die Exporte das Land der aufgehenden Sonne zurück auf einen dynamischen Wachstumskurs. Dank deutlich anziehender Ausfuhren legte das Bruttoinlandsprodukt zwischen Juli und September auf das Jahr hochgerechnet um 2,2 Prozent zu. Ökonomen hatten lediglich eine geringe Zunahme auf 0,9 Prozent erwartet. Die jüngst gestartete Abwertung des Yen dürfte der Konjunktur im vierten Quartal nun zusätzlich auf die Sprünge helfen.

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Autokonzerne profitieren



Wir haben uns auf die Suche nach Unternehmen gemacht, die von dieser Entwicklung profitieren. Bereits seit Längerem ein Favorit ist Toyota Motor. Der weltgrößte Autokonzern erzielt 56 Prozent seiner Erlöse außerhalb der heimischen Landesgrenzen. Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen 2016/17 hob das Management, nach einer vorangegangenen Reduzierung, den Ausblick für das Ergebnis an. Im Gesamtjahr rechnet Toyota nun mit einer operativen Marge von 6,5 Prozent, wobei angesichts des jüngsten Yen-Verfalls noch mehr drin sein könnte.



Auch die Branchenkollegen Yamaha Motors und Bridgestone sollten von dem sinkenden Yen profitieren. Erstgenannter hatte seinen etwas schwächer als erwarteten Ausblick nach dem ersten Quartal auf Basis eines Wechselkurses von 100 Yen für einen Dollar gestellt. Allerdings befindet sich der Devisenkurs mittlerweile bei fast 114 Yen, sodass die Zweiräder von Yamaha im Ausland Rückenwind bekommen haben. Die Aktie ist derzeit auf Reboundkurs und hat bereits 30 Prozent innerhalb von drei Monaten zugelegt. Das positive Momentum dürfte weiter anhalten.

Einen heißen Reifen fährt auch Bridgestone. Das Unternehmen befindet sich 2016 operativ zwar in einem Übergangsjahr, könnte 2017 aber wieder durchstarten. Dass das Management positiv gestimmt ist, zeigt der jüngste Kapazitätsausbau in einem japanischen Werk für umgerechnet rund 180 Millionen Euro. Dort werden Reifen für Pkws, Lkws, den Motorsport sowie landwirtschaftliche Maschinen und Industriefahrzeuge hergestellt. Der Analystenkonsens geht davon aus, dass Bridgestone 2017 den Gewinn um ein Zehntel steigern wird. Bei einer Unterstützung von der Währungsseite könnte noch mehr drin sein. Daher stufen wir den Titel auf "Kaufen" hoch.

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Chancenreiche Japaner



Als Kaufkandidaten qualifiziert haben sich zudem der wachstumsstarke Elektromotorenhersteller Nidec sowie der Industriekonzern Komatsu. Der erwirtschaftet 81 Prozent seiner Erlöse im Ausland und profitiert folglich signifikant von einem schwächeren Yen. Wir haben den Titel bereits in Ausgabe 01/2016 bei 15 Euro zum Kauf empfohlen. Seither hat der Kurs um 46 Prozent zugelegt. Wir heben das Kursziel auf 25 Euro an und ziehen den Stopp zur Gewinnabsicherung auf 17,50 Euro nach.

Einen bunten Strauß an japanischen Exportunternehmen können sich Anleger mit dem ETF auf den Index Stoxx Japan International Exporters ins Depot holen. Das Barometer enthält jene Firmen des Stoxx-Japan-600-Index, die einen erheblichen Teil der Erlöse außerhalb ihrer Heimatregion generieren. Derzeit befinden sich 140 Mitglieder in dem Index.





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