Während Momentum-Aktien wie Facebook oder Amazon.com zuletzt bereits rund 20 Prozent korrigiert haben, ist der US-Gesundheitskonzern Johnson & Johnson gleichzeitig auf neue Rekordkurse vorgerückt. Im Juni wurde dadurch ein seit August bestehender Seitwärtstrend beendet. Dass dies ausgerechnet in einer Zeit passierte, in der Teilbereiche wie Biotechnologie oder Soziale Medien stark nachgeben, dürfte kein Zufall sein. Denn in so einem Umfeld profitiert Johnson & Johnson von dem Ruf, ein Hort der Stabilität zu sein.

Erworben hat sich das Unternehmen diese Einstufung nicht nur durch den vollzogenen Aufstieg zum weltweit größten Hersteller von Drogerie- und Gesundheitsprodukten sondern unter anderem auch durch einen Aktienkurs, der seit 20 Jahren mit Verschnaufpausen nach oben läuft. Außerdem hat man kaum Schulden und rund 10 Prozent des Börsenwertes werden durch liquide Mittel abgedeckt. Als Lohn dafür hat man bei der Kreditwürdigkeit ein bei US-Unternehmen seltenes AAA-Rating inne.

Tätig ist die Gesellschaft, die Produkte von Wundpflastern bis hin zu Knieprothesen anbietet, in den drei Geschäftsbereichen medizinische Geräte, Pharma und Konsumgüter/Hygieneprodukte. Neben dem organischen Wachstum hat der Dow Jones Industrial Average-Vertreter in der Vergangenheit auch immer wieder Flagge an der M&A-Front gezeigt. Übernommen wurden da zumeist kleinere Biotechfirmen sowie Medizintechnik-Unternehmen.

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Pharmageschäft hat Priorität

Jüngst ist die Gesellschaft durch den Versuch, sich stärker auf das Pharmageschäft zu konzentrieren, aber zur Abwechslung auch wieder einmal als Verkäufer aufgetreten. Veräußert wurde das Geschäft mit Bluttests, das für 4,15 Milliarden Dollar an die Carlyle Group verkauft wurde. Das weltweite Diagnostikgeschäft für Bluttests wächst zwar um sechs bis sieben Prozent, Johnson & Johnson war in diesem Markt aber nur ein kleiner Anbieter.

Um in Schuss zu bleiben, steckt das im Bundesstaat New Jersey ansässige Unternehmen auch viel Geld in die Forschung. Alleine im Vorjahr wurden dafür 8,2 Milliarden Dollar aufwendet. Das entsprach rund 11,5 Prozent der 2013 erzielten Umsätze von 71,31 Milliarden Dollar. Die damit verbundenen Anstrengungen sollten sich mittelfristig lohnen, hatte man Anfang 2014 doch 18 Medikamente in der Endphase des Zulassungsverfahrens in der Pipeline. Erfolge in dieser Hinsicht sind aber auch wichtig, weil man wie andere Branchenvertreter auch unter dem Ablauf von Patenten leidet.

Was die aktuelle Geschäftslage angeht, wurde im vierten Quartal 2014 der Nettogewinn von 2,57 Milliarden auf 3,52 Milliarden Dollar verbessert. Der verwässerte Gewinn je Aktie kam um 0,32 Cent auf 1,23 Dollar voran und der Umsatz legte um 4,5 Prozent auf 18,36 Milliarden Dollar zu. Über das vorgelegte Zahlenwerk fällte Raiffeisen Research-Analystin Connie Schümann folgendes Urteil: "Im vierten Quartal konnte Johnson & Johnson die Erwartungen der Analysten formal zwar übertreffen, der Teufel steckte aber im Detail. Die operative Marge lag mit 22 Prozent trotz des aktuellen Einsparungsprogramms um 200 Basispunkte hinter den Erwartungen und der Gewinn konnte die Schätzungen nur aufgrund einer niedrigeren Steuerquote treffen."

Auf Seite 3: Nur moderate Wachstumsaussichten

Nur moderate Wachstumsaussichten

In Kürze stehen nun am 15. April auch schon die Ergebnisse für das erste Quartal an. Die Messlatte liegt hier beim Gewinn je Aktie bei 1,48 Dollar nach 1,44 Dollar. Für das Gesamtjahr hat die Gesellschaft ebenfalls nur einen relativ geringen Anstieg von 5,52 Dollar auf 5,75 bis 5,85 Dollar in Aussicht gestellt. Analysten rechnen derzeit im Schnitt mit 5,83 Dollar und 2015 taxieren sie das Ergebnis je Aktie dann auf 6,28 Dollar. Auf dieser Basis ergeben sich für 2014 und 2015 Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 17,0 und 15,8. Ein echtes Schnäppchen ist die Aktie von Johnson & Johnson auf dieser Basis somit nicht. Insbesondere dann nicht, wenn man berücksichtigt, dass Analysten der Gesellschaft in den kommenden fünf Jahren im Schnitt nur ein Gewinnwachstum von 5,92 Prozent zutrauen.

Allerdings hat Johnson & Johnson auch viel Qualität zu bieten. Aus Aktionärssicht zählt zu den Vorzügen sicherlich die betriebene Dividendenpolitik. In den vergangenen 51 Jahren wurde die Ausschüttung stets erhöht. Deshalb wird das Unternehmen auch als Dividendenmaschine bezeichnet. Durch die stetigen Kursgewinne beträgt die geschätzte Dividendenrendite derzeit aber nur eher durchschnittliche 2,79 Prozent, wobei aber auch die regelmäßigen Aktienrückkäufe nicht vergessen werden sollten.

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Fazit

Das Chartbild gestaltet sich vorteilhaft und auch sonst handelt es sich bei Johnson & Johnson um einen soliden Titel, der insbesondere in holprigen Börsenphase von seiner soliden Aufstellung profitieren sollte. In normalen Börsenzeiten dürfte der Titel wie schon zuletzt wegen der erreichten Bewertung aber Probleme damit haben, nachhaltig besser als ein Vergleichsmaßstab als etwa der S&P 500 Index abzuschneiden.