Wegen schwacher Nachfrage hatten in den vergangenen Wochen Konkurrenten wie Nutrien, Uralkali und Belaruskali Produktionskürzungen angekündigt. Ende September gab schließlich auch K+S seine Pläne zur Reduzierung der Kaliproduktion bekannt. Demnach wird die Düngemittel-Produktion für Kaliumchlorid um bis zu 300.000 Tonnen zurückgefahren. Die Anpassung wird wahrscheinlich einen negativen Effekt von bis zu 80 Mio. Euro auf das operative Ergebnis haben.

Besonders die Meldungen aus China treffen die Branche, Peking setzt seit Ende September den Kaliimport vorübergehend aus. Zumindest vorerst dürfte das Angebot die Nachfrage deutlich übersteigen, was vor allem im vierten Quartal die Kali-Preise weiter belasten könnte. Inzwischen nehmen die Sorgen vor einem anhaltenden Preisverfall zu, seit Jahresbeginn ging es um über zehn Prozent abwärts. Ein Mix aus mehreren Faktoren drückt die Stimmung: Starke Regenfälle in den USA, die Afrikanische Schweinepest in China und der "späte" Monsun in Indien wirken sich deutlich negativ aus.

Preisverhandlungen stehen an.

Noch im Sommer wurde offenbar ein zu optimistischen Szenario unterstellt, inzwischen haben die Hersteller schrittweise mit Produktionskürzungen reagiert. Bis die Maßnahmen ihre Wirkung entfalten, dürften aber noch einige Wochen vergehen, im vierten Quartal ist mit weiter fallenden Preisen zu rechnen. Auf der anderen Seite sind offenbar die fünf großen Produzenten an stabil-hohen Kalipreisen interessiert und nicht an Marktanteilsgewinnen. Dies ist besonders für K+S als relativer Hochkostenanbieter von Bedeutung. In einigen Wochen beginnen die Preisverhandlungen mit China und Indien über die neuen Jahresverträge - mit den Kürzungsabsichten sendet die Branche ein starkes Signal.

Angesichts der Ausgangslage müssen die Kalipreisannahmen für das vierte Quartal sowie das kommende Jahr wohl weiter nach unten angepasst werden. K+S hat seine Prognose noch nicht aktualisiert, dies dürfte mit den Q3-Zahlen am 14. November erfolgen. Entsprechend wird wohl auch die Prognose für das operative Ergebnis nach unten genommen, der Ausblick dürfte von großer Unsicherheit geprägt sein. Rund 47 Prozent steuert der Kali- und Magnesiumbereich zum Umsatz bei, der Rest entfällt auf das Salzgeschäft.

Short Squeeze möglich, wenn…

Unter dem Strich verschiebt sich daher die erhoffte Stabilisierung beim Kalipreis weiter nach hinten. Folglich werden die zu erwartenden Nachrichten aus der Branche die Aktie wohl eher belasten und nicht anschieben. Aus Sicht der Bewertung lockt der MDAX-Titel hingegen mit einem 2020er-KGV von 9,6 und wird unter Buchwert gehandelt.

Auf der anderen Seite sind inzwischen viele negative Meldungen und Entwicklungen eingepreist. Nur eine verschärfte Talfahrt des Kalipreises dürfte die Aktie schwerer belasten. Hingegen könnten sich unerwartet gute Ergebnisse aus den Preisverhandlungen als Katalysator erweisen und den Kurs befeuern. Immerhin setzen derzeit zahlreiche Investoren auf weiter fallende Notierungen - die Short-Positionen belaufen sich auf rund sieben Prozent aller K+S-Papiere. Setzt eine Erholung ein, folgt im Idealfall ein Short-Squeeze. Aus technischer Sicht ist der Wert kurzfristig deutlich überverkauft, der Abstand von gut 20 Prozent zur 200-Tage-Linie lässt zumindest eine Stabilisierung erwarten (Indikator unter dem Kursverlauf). Mehr als eine technische Erholung ist aber nicht drin. Nur wenn sich das fundamentale Umfeld aufhellt besteht Potenzial bis in die Region um 15/16 Euro (200-Tage-Linie).

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse.

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