Auf den ersten Blick nehmen sich die Zahlen von Kion im ersten Quartal gut aus. Der Umsatz des Gabelstaplerherstellers steigt um 48,4 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, das operative Ergebnis verbesserte sich mit einem Plus von 55,1 Prozent auf 152,9 Millionen Euro sogar noch stärker. Auch für die kommenden Monate scheint weiteres Wachstum vorprogrammiert, ist doch der Auftragseingang mit 2,3 Milliarden Euro gegenüber dem Jahresende 2016 51 Millionen Euro gestiegen.

Angesichts dieser Ergebnisse zieht Kion-Chef Gordon Riske eine positive Bilanz aus den ersten drei Monaten des Jahres. "Das erste Quartal, in dem die Ergebnisse von Dematic voll einbezogen sind, ist ein vielversprechender Auftakt unserer neuen Ära", sagte der Vorstandsvorsitzende des MDax-Konzerns. "Der Staplermarkt hat sich auch in den ersten drei Monaten des Jahres dynamisch entwickelt, während - unter anderem getrieben durch den Onlinehandel - die Nachfrage nach automatisierten Supply-Chain-Lösungen weiter boomt."

Tatsächlich ist der Markt für Lagertechnik ein Gewinner des wachsenden Onlinehandels. Der Warenverkauf über das Internet macht den laufenden Ausbau von Lager- und Logistikflächen nötig. Laut einer Branchenstudie steigt der Flächenbedarf der Logistiker mit jeder Umsatz-Milliarde im Onlinehandel um 70.000 Quadratmeter. Damit Onlinehandel wirklich funktioniert, ist modernste Lagertechnik nötig. Das treibt das Geschäft von Kion. Der Hersteller von Gabelstaplern, Flurförderfahrzeugen und Automatisierungstechnologie sorgt für Ordnung in den Hochregallägern und stellt einen schnellen Zugriff und Warenfluss sicher.

Diese Entwicklung treib den Weltmarkt für Gabelstapler und Lagertechnik auch setzte im ersten Quartal 2017 kräftig an. Die Zahl der Neubestellungen legte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 19,4 Prozent auf rund 350.500 Einheiten zu. Wichtigster Treiber war die sehr starke Erholung in China. Westeuropa konnte an die Dynamik des vergangenen Jahres anknüpfen. Doch während die Neuorders in Kions Kernmarkt für Gabelstapler und Flurförderfahrzeuge insgesamt um 19,4 Prozent stiegen, hinken die Wiesbadener der Markterholung mit einem Auftragsplus von 14,4 Prozent hinterher. Einzig in Nordamerika wuchsen die Deutschen stärker als der Markt.

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Einschätzung der Redaktion



Die Zahlen von Kion sind gut, allerdings weist der Konzern nicht einzeln aus, welchen Anteil der 2017 übernommene US-Konzern Dematic an diesen Ergebnissen hat. Allerdings spricht Riske davon, dass Umsatz und Ergebnis sowohl dank der Akquisition wie auch aus eigener Kraft gewachsen sind. Da Dematic das Segment der Lieferkettenoptimierung verstärkt, zeigt Kions Kernsparte Gabelstapler und Lagertechnik, zu welchem organischen Wachstum der Konzern derzeit in der Lage ist. Das Umsatzplus von 10,5 Prozent kann sich zwar sehen lassen, liegt aber deutlich unter dem Branchenwachstum. Auch die leicht verbesserte Marge und ein um 15,4 Prozent gesteigertes Ebit kann das nicht aufwiegen.

Angesichts der starken Kursralley in den vergangenen Monaten sollten die jetzt zu beobachtenden Gewinnmitnahmen allerdings nicht überbewertet einen Beim Konzernumsatz zwischen 7,5 und 7,95 Milliarden Euro. Für das bereinigte operative Ergebnis wird ein Zielkorridor von 740 bis 800 Millionen Euro angestrebt. Natürlich schlägt hier die Vollkonsolidierung von Dematic stark zu Buche. Kann Kion seinen Plan umsetzen würden Umsatz und Ertrag aber dennoch um mindestens 41 beziehungsweise 37 Prozent steigen. Angesichts eine Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 13,4 erscheint die Aktie daher nicht zu teuer.

Die beiden wichtigsten Bewertungstreiber ist allerdings weniger der Konsolidierungseffekt von Dematic. Vielmehr geht es bei Kion um den von Riske erwähnten Aufbruch in eine neue Ära. Mit den Amerikanern sind die Wiesbadener Komplettanbieter in einem strukturell wachsenden Milliardenmarkt. Hinzu kommt, dass mit Weichai Power ein chinesischer Großaktionär an Kion beteiligt ist. Das sorgt zusätzlich für einen Spritzer Übernahmefantasie in der Aktie. Der Wert ist für langfristige Aktionäre daher unverändert ein Kauf.

Kursziel: 75,00 Euro
Stoppkurs: 55,00 Euro