Der aktivistische Aktionär Daniel Loeb ist mit seinem US-Hedgefonds Third Point beim niederländisch-britischen Ölkonzern Shell eingestiegen und fordert dessen Zerschlagung. Wie Loeb erklärte, soll Shell in ein Unternehmen für fossile Brennstoffe und in eines für erneuerbare Energien aufgeteilt werden.

Derzeit fahre der Ölmulti eine widersprüchliche Strategie, die niemanden glücklich mache, so Loeb. Dabei sei der Konzern in seinen nachhaltigen Geschäften schon viel weiter als US-Wettbewerber wie Exxon. Der 59-jährige Hedgefonds-Manager ist für aggressive Kampagnen berüchtigt. Zu den Unternehmen, die er ins Visier genommen hat, zählen Walt Disney und Nestlé. Bei Yahoo und Intel soll er eine maßgebliche Rolle bei Ablösungen der Chefs gespielt haben.

Medienberichten zufolge hat sich Loeb mit bis zu 750 Millionen Dollar bei Shell engagiert. Der Ölkonzern reagierte zurückhaltend auf die Forderung. Man untersuche regelmäßig die Strategie mit Blick auf die Bewertung, teilte das Unternehmen mit. Doch im Kern lehnt das Management Loebs Forderung ab.

Dabei nahm der gesellschaftliche Druck auf den Konzern zuletzt deutlich zu. Erst im Mai war Shell in einem spektakulären Urteil des Bezirksgerichts in Den Haag dazu verurteilt worden, seine Emissionen stärker als geplant zu senken. Shell legte Berufung ein. Vergangene Woche kündigte ABP, der größte Pensionsfonds der EU, den Rückzug aus allen Öl-, Gas- und Kohlewerten an - einschließlich einer mehrere Hundert Millionen Euro schweren Beteiligung an Shell.

Union Investment sieht Loeb bei Klimazielen auf dem Irrweg


Die Fondsgesellschaft Union Investment, die nach eigenen Angaben gut 100 Millionen Euro in Shell investiert hat, sieht Loebs Vorstoß dagegen kritisch. "Mag sein, dass eine Aufteilung in ein Unternehmen für fossile Brennstoffe und eines für erneuerbare Energien kurzfristig zu einem insgesamt höheren Börsenwert beider Firmen führt", sagte Union-Investment-Portfoliomanager Sébastien Buch gegenüber BÖRSE ONLINE.

Loebs Vorstoß habe dennoch wenig Chancen auf Erfolg, glaubt Buch. Und das nicht nur, weil das Management und die Mehrheit der Aktionäre seine Pläne ablehnten. "Loebs Vorstoß führt auch mit Blick auf die Klimaziele auf einen Irrweg." Das Geschäftsmodell von Shell beruhe gerade darauf, dass mit den Erträgen aus dem Öl- und Gasgeschäft die Transformation zu erneuerbaren Energien finanziert und umgesetzt werden könne. "Würde man Shell aufteilen, würde das fossile Geschäft weitermachen wie bisher mit seinen klimaschädlichen Folgen, während sich die Investoren nur auf den grünen Teil konzentrierten." Deshalb werde Union Investment die Loeb-Pläne nicht unterstützen, so Buch.