"Die politische Unsicherheit beginnt jetzt einem Sektor zuzusetzen, der ohnehin damit zu kämpfen hat, sich auf den Füßen zu halten", sagt Andrew Fraser von der Fondsgesellschaft Aberdeen Standard Investments.

Viele italienische Banken leiden weiterhin unter den Nachwirkungen der Weltfinanzkrise und der jahrelangen Wirtschaftsflaute, die zahlreiche Kredite platzen ließ. Trotz aller Sanierungsbemühungen der vergangenen Jahre beläuft sich das Volumen der Problemdarlehen italienischer Geldinstitute immer noch auf knapp 300 Milliarden Euro. Das entspricht etwa 14 Prozent aller vergebenen Kredite.

GEHT ITALIEN AUF KONFRONTATIONSKURS ZUR EU?

Experten fürchten nun, dass die Hängepartie in Rom den Bankensektor in eine neue Krise stürzen könnte. Und an den Finanzmärkten geht auch die Sorge um, dass die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone künftig auf Konfrontationskurs zur EU gehen wird und sich im Extremfall sogar vom Euro verabschieden könnte. Derzeit ist noch unklar, ob es zur Bildung einer Übergangsregierung oder zu schnellen Neuwahlen kommt, bei denen die euroskeptische Lega einen deutlichen Stimmgewinn verbuchen dürfte. Ursprünglich hatten die rechtsextreme Lega und die populistische 5-Sterne-Bewegung eine Koalitionsregierung angestrebt. Diese scheiterte jedoch am Veto des Präsidenten Sergio Mattarella gegen einen Euroskeptiker als Wirtschaftsminister.

Die ungewisse Zukunft Italiens sorgte zuletzt für einen Ausverkauf am Anleihemarkt. Die Kurse der italienischen Staatsbonds brachen ein und schmälern dadurch den Wert der von den Banken gehaltenen Papiere, die sich auf 352 Milliarden Euro summieren. Im Gegenzug zum Kurseinbruch schnellten die Renditen der zehnjährigen Staatstitel auf den höchsten Stand seit vier Jahren. Sie lagen zeitweise bei knapp 3,4 Prozent. Für den italienischen Staat, der bereits einen stattlichen Schuldenberg von mehr als 130 Prozent der Wirtschaftleistung aufgetürmt hat, wird es damit noch teurer, neue Kredite aufzunehmen.

Die Nervosität unter den Investoren sei groß und daher hätten Bank-Aktien, die schon vor den jüngsten Turbulenzen unterhalb ihrer jeweiligen Buchwerte gehandelt worden seien, nun das Nachsehen, sagt Andrea Resti, Professor an der Bocconi- Universität in Mailand. Schwere Zeiten können nach Einschätzung von Experten vor allem für kleinere Geldhäuser wie BPM oder UBI anstehen, die bei dem Abbau ihrer Altlasten noch nicht so weit vorangekommen sind wie die größeren Konzerne Intesa Sanpaolo oder UniCredit. Zudem könnten sie eher Schwierigkeiten bekommen, sich zu refinanzieren. Händlern zufolge sind die Risikoaufschläge für Bonds italienischer Banken zuletzt bereits deutlich angezogen.