Das Umfeld für den deutschen Maschinenbau ist in den vergangenen Monaten ungemütlicher geworden: Schwächeres China-Wachstum, Geschäftsausfälle in Russland sowie eine schon länger spürbare generelle Investitionszurückhaltung machen den Unternehmen zu schaffen. Statt eines branchenweiten Produktionswachstums von zwei Prozent rechnet der Maschinenbauverband VDMA in diesem Jahr jetzt nur noch mit Stagnation. "Kräftig nach unten revidierte Produktionsindizes sowie ein deutliches Minus im Mai haben unsere ursprüngliche 2015er-Prognose verhagelt", erläuterte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers gegenüber BÖRSE ONLINE. Allerdings rechnet die Branche, mit rund einer Million Beschäftigten eine der größten in Deutschland, mit einer Erholung im zweiten Halbjahr und "moderatem Produktionswachstum in einem labilen Umfeld". Dazu trage die Belebung in Europa sowie der weiter schwache Euro bei, so Wiechers. Weitere Zahlen will der VDMA am Donnerstag nennen.

Impulse aus USA und Europa



Helaba-Branchenanalyst Stefan Mütze sieht die Ursache für den Durchhänger nicht in mangelnder Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Maschinenbauer, sondern in der Investitionszurückhaltung in vielen Bereichen. Anders als der VMDA rechnet Mütze nach wie vor mit einem Produktionsplus von bis zu zwei Prozent für 2015. 2016 könnte es dann mit einem moderaten Wachstum von drei Prozent weitergehen. "Die Aufschwungkräfte in der Eurozone nehmen zu, und die positive Entwicklung in den USA setzt sich fort. Der russische Markt wird aber weiter schrumpfen." Insgesamt bescheinigt Mütze der Branche hohe Wettbewerbsfähigkeit. 24 von 31 Sparten der Branche seien unter den globalen Top-3-Exporteuren, 16 stünden sogar an erster Stelle. "Die Perspektiven für den deutschen Maschinenbau sind trotz der Herausforderungen mittelfristig ungetrübt." Für Anleger empfiehlt es sich, den Blick auf ausgesuchte Unternehmen zu richten, die im derzeitigen Umfeld gut zurechtkommen.

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DMG Mori Seiki

Der deutsch-japanische Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori (ehemals Gildemeister) gehört mittlerweile zu 52 Prozent dem japanischen Konzern Mori Seiki. Der als Quertreiber bekannte US-Hedgefonds Elliott hat sich ein Zehn-Prozent-Paket gesichert und versucht unter anderem, den Preis für die DMG-Mori- Anteilskäufe der Japaner in die Höhe zu treiben. Operativ läuft es für Deutschlands größten Werkzeugmaschinenbauer gut. Kunden in China ordern bei DMG inzwischen zunehmend mehr Hightech-Maschinen, sagte DMG-Mori-Chef Rüdoger Kapitza zuletzt. Für 2015 erwarten die Bielefelder Aufträge im Wert von gut 200 Millionen Euro aus dem Reich der Mitte.

Empfehlung der Redaktion: gemessen an den KGVs und Gewinnzuwächsen für 2015 und 2016 ist die Aktie nicht mehr günstig. Durch Aktionen des Hedgefonds Elliott sind jedoch höhere Kurse möglich. Für Risikobereite: Kaufen.

Ziel: 39,00: Stopp: 29,20 Euro

Auf Seite 3: Dürr





Dürr

Der Weltmarktführer für Lackieranlagen bietet alles aus einer Hand - vom Lack und seiner Aufbereitung bis hin zu Lackierrobotern. Da der Lackieranlagen-Markt an die Wachstumsgrenze stößt, erschließt der Konzern neue lukrative Nischen. Derzeit wird der Holzverarbeitungsspezialist Homag, ebenfalls Weltmarktführer, integriert und auf Rendite getrimmt. Weitere Zukäufe im Bereich Maschinenbau und Automatisierungstechnik sind mittelfristig geplant.

Empfehlung der Redaktion: Mit zwölf und 19 Prozent Gewinnzuwachs für 2015 und 2016 ist die Aktie noch nicht zu teuer. Schnelle Fortschritte bei der Homag-Integration und gute Aussichten für den Weltmarktführer Dürr in den USA und in China sind mögliche Kurstreiber. Kaufen.

Ziel: 105,00; Stopp: 73,50

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Gea Group

Der Düsseldorfer Maschinen- und Anlagenbauer, der auf die Nahrungsmittelindustrie fokussiert ist, hat vor Kurzem den Hygienepumpen-Lieferanten Hilge übernommen. Es ist der dritte Zukauf innerhalb von nur sechs Wochen. Die Strategie dahinter ist, im Produktportfolio komplette Prozessschritte abzudecken.

Empfehlung der Redaktion: Die Fokussierung auf Spezialisten für Maschinen und Anlagen in der wenig konjunkturabhängigen Lebemsmittelindustrie ist richtig. Kaufen.

Ziel: 52,00; Stopp: 33,80

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Krones

Der Weltmarktführer für Getränkeabfüllanlagen hat am Donnerstag eine starke Bilanz für die ersten sechs Monate veröffentlicht. Damit werden auch höhere Renditen greifbar. Bei der operativen Rendite werde das langfristige Ziel von sieben Prozent bereits 2015 erreicht, sagte Finanzvorstand Christoph Klenk, der Anfang 2016 den -Vorstandsvorsitz übernehmen wird. Bei 4,8 Prozent mehr Umsatz, insgesamt 1,5 Milliarden Euro, legte das Ergebnis vor Steuern um gut 16 Prozent auf 104,1 Millionen Euro zu. Die Marge stieg dementsprechend auf 6,9 Prozent.

Empfehlung der Redaktion: Der Weltmarktführer hat in seinem Nischenmarkt des Anlagenbaus eine starke Position und strebt höhere Margen an. Kursfantasie durch Verbesserung der Rendite. Kaufen.

Ziel: 120,00; Stopp: 92,40

Auf Seite 6: Kuka





Kuka

Der Augsburger Industrieroboter-Hersteller hat 2014 ein Rekordjahr hinter sich und strebt bis 2020 eine Umsatzverdopplung (2014: 2,1 Milliarden Euro) und eine Vorsteuer-Ergebnismarge von 7,5 Prozent an. Der weltweit größte Roboterlieferant der Autoindustrie will sich außerhalb dieser Branche zusätzliche Märkte erschließen, etwa durch Serviceroboter beispielsweise in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Zudem wird in China ein zweites Werk geplant, um dort den immer stärkeren Trend zur Automatisierung zu nutzen. Der Umsatz des MDAX-Konzerns im Reich der Mitte soll in drei Jahren auf insgesamt 600 Millionen Euro verdoppelt werden.

Empfehlung der Redaktion: Langfristiger Profiteur des Automatisierungstrends in der Industrie - inzwischen auch außerhalb der Autobranche. Gemessen an den KGVs für 2015 und 2016 ist die Bewertung der Aktie zwar hoch - allerdings werden jeweils Gewinnzuwächse von mehr als 20 und 30 Prozent erwartet. Kaufen.

Ziel: 90,00 Stopp: 69,80