"Der Versuch einer persönlichen Kontaktaufnahme durch einen Vertreter des Aufsichtsrats in Xiamen blieb bislang jedoch erfolglos", fügte die an der Frankfurter Börse gelistete Firma hinzu. In einem Interview mit einem chinesischen Medium wies Wu alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück.

Ultrasonic hatte in der vergangenen Woche erklärt, Wu und sein für das operative Geschäft zuständiger Sohn seien nicht mehr auffindbar. Auch Großteile des Firmenvermögens seien weg. Einen 60 Millionen Dollar schweren Kredit von Nomura hätten beide "in zwei Tranchen abgerufen und den Großteil der Gelder kurz vor ihrer Flucht von Hongkong nach China transferiert". Ultrasonic könne auf die Gelder nicht mehr zugreifen. Nomura stellte den Kredit nach den Vorfällen fällig, Ultrasonic droht deshalb nach eigenen Angaben die Insolvenz. Der Aufsichtsrat berief Firmenchef Wu und sein Sohn ab.

In einem Video-Interview, das auf der Internetseite der chinesischen Nachrichtenseite Sina veröffentlicht wurde, sprach Ex-Chef Wu nun von einem großen Missverständnis. Er sei im Urlaub gewesen und habe sein Handy verloren. Gerüchte, er habe sich mit dem Firmenvermögen aus dem Staub gemacht, seien falsch. "Ich bin nicht weggerannt", sagte Wu. "Die finanzielle Situation des Unternehmens ist weiter normal."

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NEW YORK FEIERT ALIBABA, FRANKFURT KÄMPFT MIT SKANDALEN

Wu kündigte an, baldmöglichst nach China zurückzukehren. Dann wolle er herausfinden, wer die Gerüchte gestreut und das Image von Ultrasonic beschädigt habe. Anleger fassten nach den Aussagen Wus wieder Hoffnung. Der Kurs der Ultrasonic-Aktie schoss um 120 Prozent nach oben auf 2,20 Euro nach oben.

Der Fall Ultrasonic ist bereits der dritte Skandal bei chinesischen Firmen mit Frankfurter Börsennotiz innerhalb weniger Monate. Im Sommer verschwand der Chef des Verpackungs-Herstellers Youbisheng Green Paper, weniger später meldete das Unternehmen Insolvenz an. Ende 2013 setze der Modehersteller Kinghero seinen Chef vor die Tür, weil er nach Erkenntnissen des Aufsichtsrats Firmenvermögen für persönliche Geschäfte verwendet hatte. Im Februar wurde das Unternehmen von der Börse genommen.

Die Deutsche Börse hat viele Jahre dafür geworben, dass chinesische Unternehmen in Frankfurt an die Börse gehen. Zahlreiche Firmen sind diesem Ruf gefolgt, aktuell sind im regulierten Markt 25 chinesische Unternehmen notiert. Die Hoffnung, dass sich mit der Zeit auch chinesische Schwergewichte für ein Initial Public Offering (IPO) in Frankfurt entscheiden, hat sich jedoch nicht erfüllt. Chinas führender Online-Händler Alibaba feierte am Freitag in New York den größten Börsengang aller Zeiten. Die Deutsche Börse hat deshalb bereits im Sommer 2013 entschieden, nicht mehr aktiv um Börsenkandidaten aus China zu werben.

Reuters