Wenn man glaubt eine Situation schon einmal genau so erlebt zu haben, spricht man von einem Déjà-vu. Leoni-Aktionäre dürften das Gefühl gerade erlebt haben. Anfang des Jahres schockte der Automobilzulieferer nicht nur mit einem überraschend schwachen Jahresgewinn, sondern gestand auch ein, die mittelfristigen Ziele für 2020 nicht mehr zu erreichen. Wie in früheren Jahren schon hat Leoni mit hausgemachten Problemen zu kämpfen.

Und das setzt sich fort. Im ersten Quartal ging der Umsatz um knapp fünf Prozent zurück. Unter dem Strich verzeichnet Leoni einen Verlust von 132 Millionen Euro. Vor einem Jahr stand hier noch ein Gewinn von 44 Millionen Euro. Besorgniserregend ist der Schuldenstand. Binnen drei Monate stiegen die Nettofinanzschulden um 478 Millionen auf den Rekordstand von 1,1 Milliarden Euro.

Leoni kämpft an zwei Fronten. Der Kabel- und Bordnetzspezialist leidet unter der Schwäche der Automobil-Industrie. Die Nachfrage aus Europa und China ist verhalten. Zum anderen hat die Firma hausgemachte Probleme. In einem Werk in Mexiko läuft es nicht wie geplant. Nur mit erheblichen Sonderaufwendungen konnten die Aufträge bewältigt werden. Das ist nicht das erste Mal, dass bei Leoni die Kosten aus dem Ruder laufen. Bis das eingeleitete Kostensparprogramm greift, könnte es noch einige Quartale dauern. Leoni will konzernweit 2000 Stellen abbauen und Unternehmensteile verkaufen.

Der Kurssturz nach den Quartalszahlen setzte lediglich den seit Januar 2018 intakten Abwärtstrend fort und erreichte ein Mehrjahrestief. Nur nach der Finanzkrise 2008 notierte die Aktie noch tiefer. Die Analysten haben derweil ihre Schätzungen angepasst. Die Mehrheit stuft die Aktie nun mit Verkaufen ein. Die Redaktion von Börse Online hatte die Aktie schon lange als sehr riskant eingestuft.

Das tiefe Kursniveau bringt nun noch ein zusätzliches Problem. Die Refinanzierung der Schuldenlast wird über eine mögliche Kapitalerhöhung nur noch durch umfangreiche Verwässerung möglich. Und die Spirale dreht sich weiter nach unten. Mittlerweile kann auch eine Umwandlung von Schulden in Eigenkapital nicht mehr ausgeschlossen werden. Das kann selbst das letzte Aktionärsvermögen vernichten. Auch wenn die Aktie preiswert ausschaut, sollte sie im Moment weiter gemieden werden.

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