Dazu zählt sich auch die Lufthansa selbst - und hält weiter nach Übernahmegelegenheiten Ausschau. Eine Option ist die Übernahme des deutschen Ferienfliegers Condor, den der Reisekonzern Thomas Cook kürzlich zusammen mit seinen anderen Fluggesellschaften zum Verkauf gestellt hat.

Mit der Billigtochter Eurowings wolle die Lufthansa mehr im wachstumsstarken Touristik-Geschäft mitmischen, sagte Spohr, ließ sich ansonsten aber nicht in die Karten blicken. "Ob und wie die Condor unseren Wachstumskurs bei Eurowings unterstützen kann, das schauen wir uns natürlich an." Am Ende hänge es an den Preisvorstellungen und den Wettbewerbshütern. Nach Einschätzung von Experten könnte die Lufthansa vor allem die Langstreckenangebote von Condor und Verkehrsrechte für die kürzeren Strecken in Düsseldorf gebrauchen. Insidern zufolge sind aber auch die Erzrivalen Ryanair und Easyjet an Teilen der Gruppe interessiert, die insgesamt mit 500 bis 600 Millionen Pfund bewertet werde.

Lufthansa-Finanzchef Ulrik Svensson sagte vor Analysten, wenn sich keine geeigneten Übernahmeziele fänden, dann werde der Konzern darüber nachdenken, überschüssiges Kapital an die Aktionäre auszuschütten. Das wäre aber nicht die gewünschte Option. "Ich glaube fest daran, dass Europa nach einer Konsolidierung ein sehr viel profitablerer Markt sein wird."

"DANN IST SCHLUSS"



Spohr betonte, grundsätzlich sei der Flugverkehr in Europa zu dicht. Die Lufthansa wolle deshalb nicht um jeden Preis, sondern mit Augenmaß wachsen. Das Chaos im vergangenen Sommer habe gezeigt, dass die Infrastruktur mit der starken Zunahme des Luftverkehrs nicht mehr mitkomme. "Dann ist die Verstopfung des Systems irgendwann so groß, dass irgendwelche Maßnahmen kommen und dann ist Schluss mit dem verrückten Wachstum."

Bei der Lufthansa kam es im Sommer ebenso wie bei anderen Airlines in Europa zu übermäßig vielen Verspätungen und Flugausfällen. Das lag an Personalmangel in der Flugsicherung, aber auch an eigenen Planungsfehlern - bei der Lufthansa vor allem bei der stark wachsenden Tochter Eurowings. Die Ausgaben des Konzerns für Entschädigungszahlungen an Kunden oder Umbuchungen stiegen deshalb in der Folge um 200 Millionen Euro auf mehr als eine halbe Milliarde Euro.

Um neues Chaos zu vermeiden, hält die Lufthansa künftig 37 Reserveflugzeuge bereit, stellt 600 Mitarbeiter zusätzlich ein und entzerrt den Flugplan. Auf einem zweiten Luftfahrtgipfel Ende März wollen Airlines, Flughäfen und Flugsicherung zudem beraten, ob die im vergangenen Jahr vereinbarten Schritte ein neues Chaos verhindern können. Dass es für viele Urlauber erneut zu Verzögerungen kommt, weil der Engpass in der Flugsicherung weiter besteht, gilt als sicher. Womöglich werde es aber nicht so schlimm wie 2018, sagte Spohr.

DRUCK AUF DIE RENDITE BLEIBT HOCH



Das Sitzplatzangebot will die Lufthansa, zu der auch die Marken Eurowings, Austrian Airlines, Swiss und Brussels Airlines gehören, in diesem Jahr nur um gut drei Prozent steigern nach acht Prozent Zuwachs 2018. Das geplante Wachstum für den Sommer halbierte sie auf knapp zwei Prozent. Obwohl die Airline-Gruppe mit 142,3 Millionen Passagieren (plus zehn Prozent) und einem leichten Umsatzplus auf knapp 36 Milliarden Euro ihre Spitzenstellung als Nummer eins in Europa behauptete, schrumpfte ihr Gewinn im vergangenen Jahr. Das lag neben den Kundenentschädigungen auch an den gestiegenen Treibstoffkosten. Der überhitzte Wettbewerb in Europa drückte auch Preise und Rendite. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) lag mit 2,83 Milliarden Euro vier Prozent unter dem Rekordergebnis von 2017, das entsprach einer Rendite von 7,9 Prozent. In diesem Jahr erwartet der Konzern bei vier bis sechs Prozent Umsatzplus eine Marge zwischen 6,5 und acht Prozent.

Der verhaltene Ausblick und die Warnung vor weiter steigenden Kerosinkosten, die mit einem Viertel der größte Ausgabenblock der Airline sind, verschreckte die Anleger. Mit einem Minus von mehr als sechs Prozent sackte die Aktie am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit sieben Wochen und war mit Abstand der größte Dax-Verlierer. Langsameres Wachstum bei der Lufthansa sei in Ordnung, erklärte Gerald Khoo, Analyst von Liberum. Aber es bleibe abzuwarten, ob der Umsatz dann noch stark genug steige, um die höheren Kerosinkosten aufzufangen.

rtr