Vor Jahresfrist hatte Richemont wie die meisten anderen Branchenvertreter unter den Ladenschließungen und den fehlenden chinesischen Touristen in der um sich greifenden Corona-Pandemie gelitten und fast die Hälfte des Geschäfts eingebüsst. Doch selbst den Umsatz des von der Virus-Krise noch nicht betroffenen Frühlings 2019 übertrafen die Genfer um fast ein Fünftel.

Vor allem mit Schmuck, dem wichtigsten Geschäftsbereich, deckten sich die Kunden ein. Entsprechend lief es bei Richemont auch besser als bim Rivalen Swatch. Der Uhrenriese erholte sich zwar ebenfalls, blieb mit einem Umsatzplus von 54 Prozent im ersten Halbjahr aber deutlich hinter dem Rivalen zurück. Richemont ist deutlich breiter aufgestellt und hat neben Schmuck und Uhren auch Lederwaren und Mode im Angebot. Zudem betreibt der Konzern Online-Handelsplätze.

Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy sprach von einem spektakulären Start ins laufende Geschäftsjahr. Schmuck dürfte in den nächsten fünf Jahren einer der Hauptwachstumstreiber des Luxusgütersektors sein. Dominante Marken würden dabei zunehmend Marktanteile gewinnen. "Richemont ist bei Schmuck am besten aufgestellt und scheint bei Uhren wieder zu glänzen und die Swatch Group zu übertreffen", so der Analyst. An der Börse schaffte die Aktie, die im bisherigen Jahresverlauf 40 Prozent geklettert ist, trotz des über den Markterwartungen liegenden Quartalsumsatzes aber lediglich ein leichtes Plus.

Der gute Geschäftsverlauf hält Richemont nicht davon ab, die Führung umzubauen. Die Chefs der Schmuckmarken Cartier und Van Cleef & Arpels und drei weitere Mitglieder scheiden zum 8. September aus der Konzernleitung aus, behalten aber ihre übrigen Aufgaben. "Die Zeit ist reif für eine schlankere Struktur, wenn wir die nächste Stufe unserer Entwicklung einleiten", erklärte Verwaltungsratspräsident Johann Rupert, der auch Großaktionär des Unternehmens mit einem Börsenwert von 59 Milliarden Franken ist.

rtr