Die Meinung des Managements klingt dramatisch. Kann die Deutsche Balaton ihre Anträge durchsetzen, ist "der weitere Erfolg der Biofrontera-Gruppe nach Auffassung von Vorstand und Aufsichtsrat massiv gefährdet." Ähnlich äußert sich auch die Belegschaft des Unternehmens. Laut den rund 130 Mitarbeitern wäre ein Sieg des Großinvestors mit einer "existenzgefährdenden, massenhaften Abwanderung hochqualifizierter Mitarbeiter", verbunden. In ihrer gestern veröffentlichten Stellungnahme appellieren die Angestellten deshalb an "alle Aktionärinnen und Aktionäre unseres Unternehmens, uns zu unterstützen und das Angebot der Deutsche Balaton-Gruppe nicht anzunehmen." Die Offerte des in Heidelberg sitzenden Finanzinvestors lautet, bis zu 0,5 Millionen Biofrontera-Aktien zu 7,20 Euro zu übernehmen. Bisher hält die Gesellschaft rund 26 Prozent an den Leverkusenern. Wird das Angebot vollständig angenommen, steigt der Anteil auf über 27 Prozent. Der Wunsch zuzukaufen ist eine Reaktion auf den zweiten Großaktionär von Biofrontera. Das Pharmaunternehmen Maruho hält gut 20 Prozent und sieht sich als strategischer Investor. Die Japaner hatten als erste 7,20 Euro je Aktie geboten, um ihren Anteil auf fast 30 Prozent aufzustocken. Das Angebot von Maruho wiederum wird von Biofrontera unterstützt.

Mit den zusätzlichen Aktien wollen beide Seiten ihre Position auf der kommenden Hauptversammlung (HV) stärken. Auf dem Aktionärstreffen will die Deutsche Balaton über zahlreiche Zusatz- und Gegenanträge abstimmen lassen. Dabei streiten sich die Deutsche Balaton und Biofrontera bereits seit Jahren. Bei der Auseinandersetzung geht es im wesentlichen um Maruho und dessen Einfluss auf die Unternehmensführung. Nach Auffassung des Heidelberger Finanzinvestors wird der Großaktionär bei Transaktionen, Kooperationen und Kapitalmaßnahmen einseitig bevorzugt. Ohne diese Abhängigkeit, so die Deutsche Balaton, könnte Biofrontera sein Know How sowie die eigenen Produkte besser verkaufen und damit Kurs und Anlegervermögen deutlich stärker steigern.

Biofrontera hat es geschafft, das selbstentwickelte Medikament Ameluz sowohl in Europa wie den USA durch die Zulassung und damit auf den Markt zu bringen. Mit dem Präparat wird aktinische Kreatose, eine Vorstufe von Hautkrebs behandelt. Nach Europa läuft der Verkauf seit 2016 auch in Amerika. Seither haben sich die Produktumsätze jedes Jahr verdoppelt.

Vor dem Schlagabtausch auf der nun anstehenden HV hat die Deutsche Balaton den Ton nochmals verschärft. Finanzvorstand Thomas Schaffer und dem Aufsichtsrat wird Unfähigkeit vorgeworfen, die Gremien sollen nicht entlastet und Millionen wegen Managementfehlern von Firmenchef Hermann Lübbert sowie Schaffer eingefordert werden. Zusätzlich sollen zwei Aufsichtsräte sowie der Finanzchef abberufen und für die Geschäfte mit Maruho erneut eine Sonderprüfung beantragt werden. Gleichzeitig will sich der Deutsche Balaton Besitzer Wilhelm Zours als Vorsitzender in das Kontrollgremium wählen lassen und die Abwahl der Aufseher erleichtern. Können Aufsichtsräte bisher nur mit einer Dreiviertel-Mehrheit abgewählt werden, soll künftig eine 50 Prozent Mehrheit ausreichen.

Um die eigenen Ziele durchzusetzen beziehungsweise die Angriffe aus Heidelberg abzuwehren wird bei Hauptversammlung jede Stimme zählen. Auf den Aktionärstreffen ist so gut wie nie das gesamte beteiligte Kapital vertreten. Mit ihren Aktienpaketen sind Maruho und die Deutsche Balaton daher Schwergewichte, deren Wahlerfolg im Zweifel davon abhängt, wie viele Kleinanleger zusätzlich an dem Aktionärstreffen teilnehmen oder sich vertreten lassen. Dabei hat das Übernahmeangebot der Deutsche Balaton zur Folge, dass sich die Annahmefrist für die Offerte von Maruho auf den 19. Juli verlängert. Die Folge: Aktien, die den Japanern bereits angedient wurden kann dieser auf der HV am 10. Juli nicht nutzen. Ob diese Aktionäre ihr Stimmrecht aber nur deshalb nicht wahrnehmen, steht auf einem anderen Blatt Gleichzeitig haben Anleger, die ihr Stimmrecht nutzen oder an einen Teilnehmer übertragen wollen, nur noch bis morgen Nacht 24 Uhr Zeit, um sich anzumelden oder die entsprechende Vollmacht zu erteilen.

BÖRSE ONLINE begrüßt es grundsätzlich, wenn möglichst viele Aktionäre von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen. Eine Abstimmungsempfehlung können wir jedoch nicht aussprechen.