Frauen sind Zauderer, Männer Zocker - Klischees wie diese über das typische Anlageverhalten der Geschlechter sind weit verbreitet. Aber sie sind auch nicht völlig aus der Luft gegriffen. Das zeigt eine breit angelegte Untersuchung der DAB Bank, die zum wiederholten Mal die Performance der Depots ihrer männlichen und ihrer weiblichen Kundschaft ermittelt hat. In der jüngsten Auswertung nur für die Jahre 2013 und 2014 schafften die Männer zwar eine höhere Rendite. Doch bei längerer Betrachtung ergibt sich ein differenzierteres Bild. Ein genauerer Blick lohnt sich.

Exklusiv für BÖRSE ONLINE hat die DAB Bank daher zusätzlich die kumulierte Performance über die vergangenen sechs Jahre getrennt nach Männlein und Weiblein ausgewertet: Insgesamt machten die Männer aus anfänglich 100 Euro zwischen 2009 und Ende 2014 ein Guthaben von 152,47 Euro. Die Frauen steigerten ihr Depot auf 149,29 Euro. "Deutlich wird, dass die Frauen insbesondere in schlechten Aktienjahren wie 2011 besser abschneiden", sagt Jürgen Eikenbusch von der DAB Bank (siehe Grafik).



Das gleiche Bild zeigte sich in früheren Studien: In schwachen Börsenjahren wie zu Beginn des Jahrtausends lagen die Frauen vorn. Insgesamt steht es bisher im Geschlechterkampf in acht untersuchten Jahren
nun 4 : 3 für die Männer, 2012 hieß es unentschieden.

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Frauen investieren anders



An diesen Ergebnissen zeigt sich aber auch, dass die Geschlechter tendenziell eine unterschiedliche Anlagephilosophie verfolgen: Frauen investieren weniger riskant und schichten ihre Anlagen seltener um. Nach Expertenmeinungen dürfte ein wichtiger Grund dafür sein, dass sie im Schnitt weniger Geld zum Anlegen zur Verfügung haben - und daher auch weniger Geld verlieren möchten. Das zeigt sich auch bei der DAB Bank: Frauen führen dort zwar 27 Prozent aller Depots, halten aber lediglich 19 Prozent des gesamten Depotvolumens.

Zwar setzten beide Geschlechter in den vergangenen zwei Jahren mehrheitlich auf Aktien, Männer aber stärker als Frauen. Breit streuende Investmentfonds fanden sich dagegen öfter bei Frauen in den Depots. Beim Anleiheanteil lagen beide gleichauf. Männer steckten 0,8 Prozent ihres Depotvolumens in riskante Optionsscheine - doppelt so viel wie die Frauen.

Auch bei der Aktivität gibt es klare Unterschiede, die über die Jahre Bestand haben: Die Männer schichteten ihr Depot doppelt so häufig um wie die Frauen: 8,5 Mal im Jahr 2014 (Frauen: 4,0 Mal); 2013 lag der Wert bei 7,8 Transaktionen bei Männern und 3,8 bei Frauen. Die alte Börsenweisheit "Hin und her macht Taschen leer" gilt also nur mit Einschränkungen: Gelingt es, einen Wert gegen einen klar besser performenden einzutauschen, machen sich die Kosten für Verkauf und Kauf durchaus bezahlt. Allerdings zeigt sich genau an dieser Stelle auch eine Schwäche der Studie. Denn sie berechnet die Performance der Depots ohne Berücksichtigung der Transaktionskosten. Entscheidend ist aber letzten Endes, was bei einer Geldanlage unter dem Strich herauskommt. Bei einer Betrachtung nach Kosten müssten die Damen daher noch stärker zu den Herren aufschließen.

Mit ihrer vorsichtigeren Herangehensweise hatten Frauen außerdem in schwachen Börsenjahren klar die Nase vorn. Eine Untersuchung der Depotperformance über einen langen Zeitraum von 15 Jahren oder mehr, in dem es an den Börsen auch heftige Abstürze gab, etwa den Crash des Neuen Markts, gibt es derzeit allerdings nicht. Auch wird bei der Performanceberechnung nicht berücksichtigt, unter welchem Risiko sie erzielt wurde. Da die Damendepots im Crash deutlich stabiler waren, im Aufschwung aber auch gut nach oben schossen und Tradingkosten außen vor blieben, erscheint es gut möglich, dass sie bei langfristiger Betrachtung die Nase vorn haben.

Klar ist: Frauen und Männer können erfolgreiche Anleger sein, wenn sie sich mit dem Thema beschäftigen und gezielt investieren. Schon Humor-Altmeister Loriot wusste, was auch auf den Börsenerfolg von Männern und Frauen zutrifft: "Männer sind, und Frauen auch!"