Die Fantasiewesen heißen "herrliche Heulschnecke" oder "launenhafter Lichtlauch" und sie existieren nur im Onlinespiel "Trove". Die Spieler sind bereit, im Set 20 bis 50 Euro für die virtuellen Haustiere zu bezahlen. "Trove" ist ein Massive Multiplayer Online (MMO) Game, Tausende spielen gleichzeitig im Internet. Angeboten werden diese Spiele über die Plattform Gamigo, auf der sich vom Rollen- bis zum Strategiespiel über 30 frei verfügbare MMOs finden. Gegen Geld gibt es in jedem Spiel Extras wie in "Trove". Eine weitere Plattform bietet über 5000 kleine Gratisspiele fürs Gaming zwischendurch.

Monatlich zocken rund fünf Millionen Nutzer über Gamigo, gut 600 000 spielen sogar täglich. Letztere sind es, die maßgeblich 50 bis 80 Euro im Monat für ihr Hobby ausgeben. Betreiber Media and Games Invest (MGI) brachte das 42,9 Millionen Umsatz und 12,3 Millionen Euro Ebitda in den ersten neun Monaten 2019 ein. MGI hielt bis vor Kurzem nur 53 Prozent der Gamigo-Anteile, stockte sie aber jetzt auf 98 Prozent auf. Um zu wachsen, ist MGI auf steigende Spielerzahlen angewiesen, auch weil ein MMO mit der Zeit Nutzer verliert. Daher wird zugekauft. Von 2013 bis zum ersten Halbjahr 2019 wurden 21 Spieleanbieter übernommen, der Umsatz stieg ab dem darauf folgenden Jahr um 32 Prozent und das bereinigte Ebitda um 64 Prozent. Bei Akquisitionen profitiert MGI davon, dass es selbst bessere Spiele oft nicht schaffen, ihre hohen Fix- und Entwicklungskosten einzuspielen. MMOs, die schon ein paar Jahre laufen, sind daher trotz höherer Nutzerzahlen oft günstig zu haben. Über die Gamigo-Plattform aber lassen sich die Kosten deutlich senken. Zusätzlich hat MGI einen Verbund von Werbefirmen zusammengekauft, der hilft, die Spiele zu vermarkten und Nutzer günstig zu akquirieren.

Für die Einkaufstour aber machte MGI auch Schulden. Zwar wachsen die Kreditkosten nicht in den Himmel, gering sind sie aber auch nicht. Zusätzlich besitzt das Unternehmen mit seinen Spielen fast nur immaterielle Vermögenswerte, die mit 143 Millionen nicht gerade niedrig bewertet werden. Allerdings ist MGI nun groß genug, um für seine eigenen Titel mit inhaltlichen Updates neue Nutzer zu gewinnen. Das organische Wachstum soll daher wichtiger werden. Um davon voll zu profitieren, wurde Gamigo fast komplett übernommen. Bewertet wurden die maßgeblich von ProSiebenSat.1 gekauften Anteile mit gut dem siebenfachen Ebitda der vergangenen zwölf Monate. Demnach wäre MGI insgesamt rund 110 Millionen und die gekauften 45 Prozent von Gamigo 50 Millionen Euro wert. Dafür zahlt MGI 16,5 Millionen in bar und gibt bis zu 18,2 Millionen neue Aktien aus. Um auf die 50 Millionen zu kommen, müsste eine Aktie also 1,85 Euro wert sein. Aktuell aber notiert der Kurs deutlich darunter. PRL