Die Aktien von Siemens Energy (ISIN: DE000ENER6Y0) sind erst seit dem 28.09.2020 börsennotiert. Das Dasein als eigenständige Aktie ist somit noch relativ kurz. Der Kurs hat in dieser Zeit aber schon einiges erlebt. Ausgehen von einer ersten Handelsnotiz von 22,01 Euro ging es zunächst bis zum 29.10.2020 auf 18,60 Euro nach unten. Anschließend stürmte der Kurs dann bis zum 13.01.2021 in kurzer Zeit bis auf 33,70 Euro nach oben. Doch dieser Schwung ging im weiteren Jahresverlauf verloren und am Dienstag ging der Titel mit 26,24 Euro aus dem Xetra-Handel.

Insgesamt fällt die bisherige Performance etwas besser aus als beim DAX-Kursindex, seit März zeigt der Wert aber eine deutliche Schwäche im Vergleich mit dem deutschen Leitindex. Der Beliebtheit dieser Aktie hat das aber keinen Abbruch getan. Auch bei den BÖRSE ONLINE-LeserInnnen ist der Wert gefragt, wie Internet-Suchabfragen belegen. Zu tun hat das Interesse zum einen damit, dass es sich um eine Abspaltung aus dem Siemens-Konzern handelt, der selbst eine große Anlegerschar hinter sich vereint. Zum anderen schüren die Aktivitäten im Bereich des Megatrends Wasserstoff das Interesse.

Dazu muss man wissen, dass Siemens Energy weltweit mit rund 91.000 Mitarbeitern nahezu entlang der gesamten Energie-Wertschöpfungskette tätig ist. Zu den Produkten zählen Gasturbinen, Dampfturbinen, Generatoren, Transformatoren und Kompressoren. Mit einem Anteil von 67 Prozent an Siemens Gamesa Renewable Energy gehört Siemens Energy zu den weltweiten Marktführern im Bereich der erneuerbaren Energien. Im Verbund wollen diese beiden Gesellschaften die Industrie mit grünem Wasserstoff versorgen, der als wichtiger Baustein gilt, um die CO2-Emissionen bis 2050 auf nahe null zu senken.

Umweltfreundliches Produktangebot als Wettbewerbsvorteil


Folglich spielt das Unternehmen über diese Schiene auch eine Rolle beim weltweiten Kampf gegen den Klimawandel. Was der Konzern selbst intern in dieser Hinsicht unternimmt, legten die Verantwortlichen erst jüngst im Juni im Rahmen einer ESG-Roadshow wieder einmal dar.

Im Hinblick auf den Umweltaspekt betonte man dabei das Ziel, bis 2030 klimaneutral sein zu wollen. Dazu zählen die Verpflichtung, bis 2023 100 Prozent Ökostrom zu verwenden, kontinuierliche Bemühungen zur Dekarbonisierung der Lieferkette zu unternehmen und das Bestreben, umweltfreundlichere Produkte und Lösungen zu entwickeln. Bei den Aspekten Soziales & Unternehmensführung hat ENR einen Schwerpunkt auf Korruptionsbekämpfung & Integrität, Geschlechtervielfalt (25 Prozent Frauen in Führungspositionen bis 2025) und Gesundheit & Sicherheit (Null-Unfall-Ziel) gelegt.

Über 50 Prozent des Umsatzes entfallen bereits auf dekarbonisierte Portfolios und CO2-freie Lösungen, zitiert die Investmentbank Jefferies in einer Studie aus der Roadshow-Präsentation. Wie es darin weiter heißt, möchte Siemens Energy in diesem Bereich weiter wachsen und man lege bei der Zuteilung seines jährlichen Forschung & Entwicklungs-Budgets von einer Milliarden Euro einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit.

Für die Zukunft sehe der DAX-Vertreter weiteres Potenzial in Effizienzeinsparungen. Die Vertragenden hätten dabei auch die großen Möglichkeiten im Bereich Wasserstoff (Erzeugung, Turbinen, Elektrolyseure) betont. Das Management hob laut den Analysten außerdem die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten hervor und unterstrich den Wettbewerbsvorteil des Unternehmens mit seinem Angebot an umweltfreundlichen SF6-freien Schaltanlagen (SF6 steht für das Treibhausgas Schwefelhexafluorid).

Sehr gute ESG-Noten im Branchenvergleich


Bei der Bewertung der unternommenen Nachhaltigkeits-Anstrengungen durch externe Experten ist es so, dass die Ratingagentur Sustainalytics beim ESG-Risiko 17,0 Punkte vergibt. Das entspricht einem geringen Risiko-Niveau. Im Bereich Elektrische Ausrichtung belegt man damit Platz 1 unter 184 Unternehmen. Im Allgemeinen globalen Vergleich reicht es allerdings nur zu Rang 1.760 unter 14.189 Gesellschaften.

Die ESG-Risiko-Ratings von Sustainalytics messen die Exposition eines Unternehmens gegenüber branchenspezifischen wesentlichen ESG-Risiken und wie gut ein Unternehmen diese Risiken managt. Beim Punkt Exposure, der sich auf das Ausmaß bezieht, in dem ein Unternehmen gegenüber verschiedenen wesentlichen ESG-Themen exponiert ist, sieht Sustainalytics ein mittleres Risiko. Beim Punkt Management und damit der Frage, wie gut ein Unternehmen seine relevanten ESG-Themen managt, hält man Siemens Energy für stark aufgestellt.

Der Finanzdienstleister Refinitiv gibt den für Siemens Energy ermittelten ESG-Score mit 80 von maximal möglichen 100 Punkten an. Dieser ESG-Score ist so konzipiert, dass er die relative ESG-Leistung, das Engagement und die Effektivität eines Unternehmens bei zehn Hauptthemen (Emissionen, ökologische Produktinnovationen, Menschenrechte, Aktionäre usw.) auf der Grundlage öffentlich gemeldeter Daten misst.

Wert der Siemens Gamesa-Beteiligung relativiert das derzeit optisch noch hohe KGV


Was die Einschätzung durch Fundamental-Analysten angeht, kommt die Aktie zumeist gut weg. Das gilt insbesondere für angelsächsische Institute. So hat etwa Morgan Stanley erst Anfang Juli das Kursziel noch einmal etwas weiter von 40,00 auf 42,00 Euro erhöht. Zur Begründung hieß es, das Energieübertragungsgeschäft befinde sich in einer einzigartigen Position, um vom künftigen Elektrifizierungsbedarf zu profitieren.

In die aktuelle Bewertung muss der Titel allerdings erst noch hineinwachsen. Denn das geschätzte KGV für 2021 bewegt sich bei hohen 46,64. Doch wenn es nach dem Analystenkonsens geht, dann gelingt das mit dem Hineinwachsen. Rechnet man doch im Schnitt von 2020 bis 2024 mit einer deutlichen Verbesserung beim Ergebnis je Aktie von minus 0,67 Euro auf 1.22 Euro. Daraus errechnet sich auf letztgenannter Basis ein bereits deutlich geringeres geschätztes KGV von 21,5. Zu beachten ist außerdem, dass die Beteiligung an Siemens Gamesa bereits einen aktuellen Marktwert von gut zwölf Milliarden Euro hat. Dem steht ein eigener Börsenwert von 18,75 Milliarden Euro gegenüber.

BÖRSE ONLINE peilt als Kursziel 33,00 Euro an


Charttechnisch gesehen ist es wiederum so, dass sich der Titel momentan in einer Art Niemandsland bewegt. Sowohl vom bisherigen Hoch als auch vom Tief notiert man deutlich entfernt. Zuletzt hat sich eine Seitwärtsbewegung breit gemacht und ob es daraus zu einem Ausbruch nach oben oder nach unten kommt, dürfte nicht zuletzt davon abhängen, wie die für den 04. August angekündigten Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2020/21 ausfallen.

Die BÖRSE ONLINE-Redaktion hat die Aktie als Kauf eingestuft und dieses Votum mit einem Kursziel von 33,00 Euro sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 20,00 Euro versehen. Zur Begründung schrieben wir in Print-Ausgabe 20-21 folgendes: "Der DAX-Neuling ist und bleibt mit seiner breiten technologischen Aufstellung und den Investitionen in Zukunftstechnologien wie Wasserstoff ein starker Profiteur der globalen Energiewende."