Zugleich versicherte die Kanzlerin angesichts vieler taumelnder Unternehmen und Sorgen über die Versorgung der Bevölkerung: "Der Staat wird weiter funktionieren, die Versorgung wird selbstverständlich weiter gesichert sein und wir wollen so viel wirtschaftliche Tätigkeit wie möglich bewahren." Es ist das erste Mal in ihrer mehr als 14-jährigen Amtszeit, dass sich Merkel außerhalb der Silvester-Ansprache im Fernsehen direkt an die Bevölkerung wendet. Angesichts der Debatte um mögliche Ausgangssperren wie in anderen EU-Staaten war in Regierungskreisen aber schon vorab betont worden, dass die Kanzlerin keine neuen Maßnahmen verkünden, sondern vielmehr die Gründe für die Einschränkungen im Leben erklären werde.

Merkel betonte, dass die Eingriffe von Bund und Ländern in das Leben vieler Menschen auch das "demokratische Selbstverständnis" angriffen. "Es sind Einschränkungen, wie es sie in der Bundesrepublik noch nie gab", sagte sie. Doch dies sei notwendig, um die schnelle Ausbreitung des Virus und die daraus resultierenden Gefahren noch abzuwenden. Zugleich dankte sie dem medizinischen Personal, aber auch etwa den Beschäftigten im Einzelhandel für ihre Arbeit. Niemand müsse sich Sorgen um die Versorgung machen. "Hamstern, als werde es nie wieder etwas geben, ist sinnlos und letztlich vollkommen unsolidarisch", mahnte die Regierungschefin.

Merkel betonte mehrfach in ihrer Ansprache, wie wichtig derzeit die räumliche Distanz zwischen Menschen sei, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. "Wir müssen das Risiko, dass der eine den anderen ansteckt, so begrenzen, wie wir nur können", mahnte sie und bat alle, sich an die von den Experten empfohlenen Abstandsregeln zu halten. Hintergrund ist, dass die angeordneten Einschränkungen des öffentlichen Lebens nach Einschätzung der Behörden noch nicht dazu geführt haben, dass sich alle an die Bitte halten, sich nicht mehr in Gruppen zu treffen. Das Virus sei aber nur zu besiegen, wenn alle mitmachten.

Deutschland habe zwar ein exzellentes Gesundheitssystem, "vielleicht eines der besten der Welt", betonte Merkel. Deshalb könne man zuversichtlich sein. "Aber auch unsere Krankenhäuser wären völlig überfordert, wenn in kürzester Zeit zu viele Patienten eingeliefert würden, die einen schweren Verlauf der Coronainfektion erleiden", fügte sie mit Blick auf die stark steigenden Zahlen an Infizierten hinzu.

rtr